Eishockey: Angesichts des aktuellen Tabellenbildes backen die Wild Wings derzeit kleine Brötchen. Das ehrgeizige Projekt, die Playoff-Runde zu erreichen, ist mittlerweile einem realistischeren Ziel gewichen. Das formuliert Schwenningens Trainer Niklas Sundblad so: „Wir wollen weg vom letzten Platz.“ Um diesen Worten Taten folgen zu lassen, haben die Neckarstädter schon am Freitag (Beginn 19:30 Uhr) Gelegenheit. Gewinnen die Schwenninger in Iserlohn, würde der Gegner die rote Laterne in Empfang nehmen. Am Sonntag (16:30 Uhr) gastieren die Eisbären Berlin in der Helios-Arena.
Über die Playoffs spricht Sundblad nur noch, wenn er explizit dazu aufgefordert wird. „Die Partie in Iserlohn ist für uns kein Endspiel um Platz zehn. Erst wenn wir vier, fünf Spiele in Folge gewinnen, haben wir noch eine Chance auf die Playoffs“, sagt der Schwede. Vier Siege in Folge haben die Wild Wings zuletzt zwar gefeiert, aber nur auf eigenem Eis. Von den bislang 17 Auswärtsspielen wurden dagegen 15 verloren. Kein gutes Vorzeichen für die Partie am Seilersee, auch wenn die Schwäne am 20. September ausgerechnet im Sauerland ihren bislang einzigen Auswärts-Dreier feierten.
Die Aufgabe wird beim Blick auf die Statistik noch schwieriger. Iserlohn zählt zu den Kellerkindern und damit zu jenen Klubs, gegen die sich Schwenningen wesentlich schwerer tut als gegen die Top-Teams in der DEL. Da die Wild Wings zuletzt Tabellenführer München mit 2:0 bezwangen, droht nach dem Gesetz der Serie nun eine Niederlage.
Ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt. „Wir müssen versuchen, auch in Iserlohn unser Spiel zu machen und dürfen uns von den gegnerischen Fans nicht verängstigen lassen“, hat Mirko Sacher ein Rezept, wie es auch in fremder Halle klappen könnte. Der Verteidiger würde gerne in Schwenningen bleiben, wartet nach eigenem Bekunden aber immer noch auf ein Angebot der Wild Wings. Unter Trainer Niklas Sundblad ist Sachers Eiszeit längst nicht mehr so üppig wie zuvor unter Paul Thompson. „Damit muss ich umgehen“, sagt der 29-Jährige.
Beim Spiel in Iserlohn gibt es ein Wiedersehen mit Jamie MacQueen. Der Stürmer, der vor der Saison von den Eisbären Berlin nach Schwenningen gekommen war, wurde Mitte November von den Wild Wings freigestellt und unterschrieb bei den Roosters einen Vertrag bis Ende der aktuellen Spielzeit. Kurios: Im Anschluss daran greift der Zweijahres-Kontrakt des 31-jährigen Kanadiers mit Schwenningen für die kommende Runde. Dass der Angreifer nochmals die Schlittschuhe für die Wild Wings schnürt, ist jedoch nahezu ausgeschlossen. „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass MacQueen nicht mehr bei uns spielen wird“, bezieht Sundblad klar Stellung.
Mirko Sacher hat indes kein Problem mit MacQueen, dem die Wild Wings vorwarfen, sich nicht zu 100 Prozent mit dem Klub zu identifizieren, und ihn vom Spielbetrieb suspendierten. Sacher: „MacQueen ist zwar ein eigener Typ, aber er hat in die Mannschaft gepasst. Für uns ist er jedenfalls kein rotes Tuch.“
Bei den Roosters hat der SERC-Coach in den vergangenen Wochen eine enorme Steigerung registriert. „Die Roosters haben in den vergangenen fünf Spielen zehn Punkte geholt und bevorzugen aggressives Eishockey„, sagt Sundblad, um im gleichen Atemzug seine Mannschaft stark zu reden: „Der Sieg gegen München hat uns Selbstvertrauen gegeben. Darauf wollen wir aufbauen. Das war die bislang beste Trainingswoche, seit ich hier bin.“ Sonntags-Gegner Berlin hat der Schwede schon des Öfteren live gesehen, stellt die Vorbereitung auf die Eisbären jedoch in den Hintergrund. „Wir konzentrieren uns im Moment nur auf das Spiel in Iserlohn.“
Für das Wochenende wird Julian Kornelli aus dem Kader gestrichen. Der 22-Jährige soll in Ravensburg Spielpraxis sammeln, sofern er bei den Towerstars überhaupt Einsätze kriegt. Simon Danner ist nach seiner Schulterverletzung wieder fit. Andreas Thuresson muss sich dagegen weiterhin gedulden. Der Schwede laboriert immer noch an einer Gehirnerschütterung, die er Mitte Dezember bei der 0:3-Niederlage in Mannheim erlitt. Sundblad: „Wir müssen vorsichtig sein. Thuresson braucht noch zwei Wochen Mannschaftstraining. Ich rechne nicht mehr mit ihm vor der Pause im Februar.“
Die Gegner der Wild Wings
Iserlohn Roosters: Vier aus fünf – auch die „Hähnchen“ sind zuletzt ganz schön in Fahrt gekommen. Vier der letzten fünf Partien wurden gewonnen, namhafte Gegner wie Berlin oder Straubing geschlagen. Womit die Sauerländer denn auch die „Rote Laterne“ nach Schwenningen zurückschickten. Und sie haben ihrem Gast noch etwas voraus: Der sportliche Leiter, Christian Hommel, verlängerte vor wenigen Tagen mit Torhüter Andreas Jenike, weshalb die Roosters zumindest mit einem Bein vom sich drehenden Keeper-Karussell der DEL aussteigen konnten. Doch um die Qualifikation für die Playoffs muss auch das Team von Trainer Jason O‘Leary bangen. Auch am Seilersee wurden erst sieben Siege nach regulärer Spielzeit gefeiert, insgesamt stehen deren zehn zu Buche. Größtes Manko ist das Toreschießen, es gelangen lediglich 78 Treffer in 37 Spielen.
Eisbären Berlin: Ganz ordentlich bis gut läuft es derzeit bei den Hauptstädtern. Platz vier und sieben Punkte Vorsprung auf Platz sieben – die Eisbären können ganz, ganz langsam mit der direkten Playoff-Qualifikation planen. Sechs Siege aus den letzten zehn Spielen unterstreichen eine durchaus stabile Form. Dennoch ist man bei den Hohenschönhausern nicht so richtig glücklich. Zum einen hat auch Berlin ein Torwartproblem. Die Eisbären mussten mit Justin Pogge gar einen Goalie nachverpflichten, da Stammkeeper Sebastian Dahm nicht die gewünschte Leistung brachte. Zum anderen plagen das Team von Trainer Serge Aubin Verletzungssorgen. Louis-Marc Aubry, Sean Backman, Florian Busch und Fabian Dietz fallen wohl weiter aus. Aufgefüllt wird der Kader mit Talenten aus dem Nachwuchs, die reichlich vorhanden sind. (tif)