Eishockey: Es ist die wohl schwierigste Position im Team der Schwenninger Wild Wings, auf die sich Jordan George eingelassen hat. Der letzte Neuzugang des DEL-Klubs muss an jedem Spieltag um einen Platz in der Aufstellung kämpfen – und präsentiert sich dennoch extrem entspannt.

„Endlich wieder Training“, sagt Jordan George lachend. Und meint es tatsächlich auch so. Für einen Eishockeyprofi eigentlich eine sehr ungewöhnliche Sichtweise, mag diese „Spezies“ doch lieber spielen, spielen und noch mal spielen. Doch auch diese Phase hat der letzte Schwenninger Neuzugang bereits hinter sich. Direkt zu seinem „Einstand“ durfte der Ex-Freiburger gleich drei Spiele in fünf Tagen verfolgen. Ja, verfolgen, denn für den 31-Jährigen hieß es zunächst einmal ankommen. „Ich hatte zuvor in Freiburg nicht so viel gespielt und die Umstellung von der DEL2 auf die DEL braucht auch ein bisschen Zeit. Das Tempo und die Intensität sind schon anders“, erklärt George.

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So dauerte es bis zum 16. Januar, bis George endlich sein Debüt bei den Wild Wings feiern durfte. Gegen die Augsburger Panther erhielt der Stürmer 15 Minuten Eiszeit und durfte am Ende mit seinen neuen Kollegen einen Sieg bejubeln. Es war damals der sechste Erfolg im siebten Spiel seit Weihnachten und damit die Trendwende für die zuvor arg gebeutelten Neckarstädter.

„Als mein Wechsel nach Schwenningen feststand, habe ich mich natürlich näher mit dem Team beschäftigt und mich gefragt, warum es vorher nicht gut gelaufen war. Die Mannschaft ist nämlich richtig gut“, sagt der US-Amerikaner mit deutschem Pass. Diese Frage hat er im Übrigen auch einigen Mitspielern gestellt. „Sie haben einfach keinen Weg gefunden, die Spiele zu gewinnen. Und wenn du dich mal in ein solches Loch eingegraben hast, ist es extrem schwer, wieder herauszukommen“, schildert George die Antwort.

Der Angreifer hat diese Situation in seiner mittlerweile neunjährigen Profilaufbahn auf europäischem Eis offenbar bereits selbst schon mehrfach erlebt. Nach seinem vierjährigen Studium an der Bemidji State University in Minnesota wagte der damals 23-Jährige den Sprung über den „großen Teich“ – nach Norwegen zu Rosenborg Trondheim. Nach einem weiteren Jahr bei Stjernen Hockey in Fredrikstad und dem anschließenden Wechsel nach Dänemark zu den Herning Blue Fox führte der Weg des Mannes aus Madison in Wisconsin nach Deutschland. Die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven waren seine erste Station.

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Wie die Norddeutschen gab auch George vor sechs Jahren sein Debüt in der DEL und erhielt einen deutschen Pass. So richtig festspielen konnte sich der Flügelstürmer im deutschen Oberhaus allerdings nicht. Nach zwei Jahren bei den Pinguinen ging es für die nächsten dreieinhalb Spielzeiten in die DEL2 zu den Lausitzer Füchsen und den Freiburger Wölfen. Trotz teils extrem guter Scoring-Statistiken – in Freiburg war er zuletzt Topscorer – dauerte es bis Januar diesen Jahres, bis sich wieder ein DEL-Klub um ihn bemühte. „Natürlich gab es nichts zu überlegen. Ich bin froh, diese Chance noch einmal zu bekommen. Ich möchte gerne erfahren, ob und wo ich mich inzwischen verbessert habe“, sagt der Linksschütze.

Auch bei den Wild Wings bedeutet dies: Vor jedem Spieltag hoffen und bangen, ob er im Team sein wird. „Das kenne ich schon zur Genüge, und es ist auch hart. In Freiburg hatte ich eine andere Position, aber ich habe gewusst, dass es in Schwenningen so sein würde. Ich weiß, was man hier von mir erwartet. Im Gegensatz dazu darf ich nicht allzu hohe Erwartungen haben, sondern muss meinen Job so gut wie möglich machen“, meint der Mann mit der Rückennummer 62. Und lächelt dabei.

Jordan George wirkt generell sehr entspannt, sehr abgeklärt. Die Prioritäten des Familienvaters haben sich seit Mai vergangenen Jahres ein bisschen verschoben, denn im vergangenen Jahr wurde Söhnchen Oliver geboren. Ehefrau Karoline befindet sich derzeit mit dem Kleinen noch in ihrer norwegischen Heimat und wartet, bis die Wohnung in Schwenningen fertig sein wird. In der vergangenen Woche weilte der Papa bei seiner Familie, genoss die freie Woche in Norwegen.

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Das skandinavische Land wird wohl auch seine zukünftige Heimat sein. „Ich habe schwer das Gefühl, dass meine Frau unser Kind in Norwegen aufwachsen sehen möchte“, berichtet George lachend. Somit könnte das deutsche „Kapitel“ bereits mit dem Engagement bei den Wild Wings enden. „Wir sprechen darüber, das kann also gut sein. Sollte noch ein Top-Angebot aus Deutschland kommen, würden wir vielleicht überlegen. Aber vermutlich liegt meine Eishockey-Zukunft eher in Norwegen.“

Zuvor aber will sich der Flügelflitzer noch mal beweisen und seine Stärken – Geschwindigkeit, Energie und Entschlossenheit – für die Schwenninger Wild Wings in die Waagschale werfen. Schließlich will Jordan George am Ende dieser Spielzeit doch noch das von den Schwänen ausgegebene Ziel erreichen: „Wir sind auf einem guten Weg. Wenn wir so weitermachen, könnte es noch für die Playoffs reichen“, wünscht sich der 31-Jährige.