Eishockey: Einen Monat später als geplant begannen die Schwenninger Wild Wings mit der Vorbereitung für die kommende Saison. Nachdem die Stadt Villingen-Schwenningen den Kraftraum in der Helios-Arena wieder freigegeben hatte, absolvierte Athletik-Trainer Hendrik Kolbert am Montagvormittag mit sieben Profis das erste Trockentraining. „Die Stimmung war gut. Die Jungs sind froh, dass sie wieder gemeinsam trainieren können“, fasste Kolbert die erste Einheit zusammen.

Daniel Pfaffengut, Max Hadraschek, Alexander Weiß, Christopher Fischer, Neuzugang Johannes Huß, Dylan Yeo und David Cerny – das waren die Spieler, die sich am Neckarursprung einfanden. Eingeteilt in zwei Gruppen, absolvierten die einen ihre Übungen im Kraftraum, während die anderen im Schwenninger Moos eine Laufeinheit absolvierten. Anschließend wurde gewechselt.
Am Dienstag wird Boaz Bassen die Trainingsgruppe bereichern. In 14 Tagen stößt auch Cedric Schiemenz hinzu. Der junge Stürmer weilte zuletzt bei seiner Freundin in Kanada und muss sich nun einer zweiwöchigen Quarantäne unterziehen. Verteidiger Benedikt Brückner bleibt mit seiner Familie vorerst in Straubing, will aber die ein oder andere Woche am Schwenninger Trockentraining teilnehmen.
In der „Muckibude“ der Helios-Arena ging es zum Auftakt etwas lockerer zu. Kolbert: „Wir machen zwar unser normales Programm, aber mit weniger Gewicht. Die Muskeln müssen sich erst an die höhere Belastung gewöhnen.“ Insgesamt habe er einen guten Eindruck vom Fitnesszustand der Profis, die in den vergangenen Wochen individuell zuhause ihr Programm abarbeiteten. Das Aufbautraining soll bis Mittwoch dauern. Dann haben die Spieler bis Sonntag Pause, ehe ab Montag die Belastung auf fünf Mal pro Woche ausgedehnt wird. Interessierter Beobachter des ersten Kraftrainings war Chefcoach Niklas Sundblad, der sich mit den Spielern unterhielt. Der Schwede wird die ganze Woche über in Schwenningen sein.
Ein brisantes Thema mit Sprengkraft treibt derzeit die Deutsche Eishockey Liga um: Um die Lizenz für die kommende Saison zu erhalten, müssen die Clubs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ihre Spieler-Gehälter zunächst um 25 Prozent reduzieren. „Bestandsverträge sollen so geändert werden, dass 25 Prozent des Gehalts von einer garantierten Zahlung in eine Variable umgewandelt werden. Für Neuverträge soll das direkt so festgehalten werden“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke.
Die freiwillige Zustimmung etlicher Spieler wird somit zur Voraussetzung für die Lizenz der Clubs. Selbst wenn diese auch ohne Gehaltssenkung einen ausgeglichenen Haushalt nachweisen könnten, würde demnach ohne Zustimmung der Spieler die Lizenz verweigert. Tripcke: „Ohne diese Maßnahme werden wenige den Plan ausgeglichen gestalten können.“
Viele Clubs sind wegen der Unsicherheit, wie die nächste Saison aussehen könnte, in Not und haben Probleme, Sponsorenverträge zu fixieren. „Das gilt für fast alle Clubs“, sagte Tripcke, der für die Lizenzprüfung am 24. Mai zunächst mit einer „normalen Saison“ ab dem 18. September plant. „Dabei rechnen wir noch nicht mit Alternativkonzepten. Aber wir wollen keine Lizenzprüfung machen und einfach alle durchwinken. Gerade jetzt müssen wir noch vorsichtiger sein“, so Tripcke.
Dass die Freiwilligkeit der Spieler heikel ist, wissen auch die Verantwortlichen. „Aber wenn die Spieler ‚nein‘ sagen, schaden sie ihren Clubs“, meinte Tripcke. „Klar ist: Es geht jetzt schon ans Eingemachte. Wir wollen alle 14 Clubs wirtschaftlich gesund in die neue Saison bekommen.“ Der Gehaltsverzicht dürfe nicht zur Erlössteigerung der Gesellschafter führen. Etwaige Gewinne müssten jeweils ins Team reinvestiert werden. Spieler sollen das variable Gehalt erhalten, sobald Clubs „zwischen 75 und 100 Prozent der Umsatzerlöse des Vorjahres erreichen“.
Schwenningens Geschäftsführer Christoph Sandner bestätigte, dass die Wild Wings mit ihren Spielern bezüglich variabler Gehaltszahlungen in Gesprächen seien und die Lizenzierungs-Unterlagen fristgerecht bis zum 24. Mai einreichen werden. Sandner: „Wir wollen doch alle, dass wieder Eishockey gespielt wird, das ist das Allerwichtigste.“
Schwenningens Verteidiger Christopher Fischer, der zur Saison 2019/20 einen Zweijahresvertrag unterschrieben hatte, meinte zum bevorstehenden Gehaltsverzicht: „Erst einmal hoffe ich, dass die Saison wie geplant starten kann, weil es dann nicht zu heftigen Kürzungen kommt. Natürlich kann ich in dieser Thematik nicht auf das ausgemachte Gehalt pochen, aber gleichzeitig muss ich auch auf meine Familie achten. Ich bin mir aber sicher, dass man gute Lösungen für alle Parteien finden wird, sobald klar ist, was passiert. Jeder wird Einbußen hinnehmen müssen.“
Das Vorhaben der DEL ruft inzwischen etliche Profis auf den Plan. Sie wollen eine Spielergewerkschaft gründen. Moritz Müller (Köln) und Patrick Reimer (Nürnberg) gehen dabei voran. „Es ist an der Zeit, dass die Spieler eine gemeinsame Vertretung und eine Stimme bekommen“, sagte Reimer. Konkret sei alles in den vergangenen drei, vier Wochen geworden: „Wir wollen, dass die Spielerinteressen gewahrt werden, vor allem, weil wir alle unterschiedliche Ausgangslagen haben“, sagt Moritz Müller. Gemeint sei damit auch das Thema Gehaltsverzicht, das gerade von der DEL angepackt wird. „Es gibt beispielsweise Spieler mit Achtmonatsverträgen und Spieler mit Zwölfmonatsverträgen. Einige wären von Kurzarbeit und Gehaltsverzicht deutlich härter betroffen als andere. Ein pauschaler Verzicht würde einige schlimm treffen. Deshalb wollen wir einen konstruktiven und kooperativen Dialog mit der Liga.“