Basketball, ProA: 183 Zentimeter Körpergröße sind im Basketball nicht viel. Doch das hält Chris Frazier nicht davon ab, einer der besten deutschen Schützen seines Fachs zu sein. Der Neuzugang der Wiha Panthers Schwenningen will nicht nur mit Professionalität und Wurfstärke glänzen, sondern auch seine Zweifler widerlegen.

Sei es in Rostock, Artland oder in Iserlohn: Überall, wo Chris Frazier in seiner bisherigen Karriere spielte, hinterließ der Deutsch-Amerikaner mit seiner Professionalität und Arbeitsmoral bleibenden Eindruck. So verabschiedete beispielsweise Iserlohns Geschäftsführer Michael Dahmen den Shooting Guard im vergangenen Sommer mit den Worten: „Wir bedanken uns bei Chris für seine stets ausgezeichnete Einstellung, die er als Vorbild für jüngere Spieler täglich vorgelebt hat.“ Dies bewertet Chris Frazier mindestens genauso hoch wie die Anerkennung für seine sportlichen Leistungen. „Mir bedeutet das sehr viel. Als Kind war ich oft der Klassenclown, ein Problemkind und habe Ärger gestiftet. Jeder Lehrer meinte, dass aus mir nichts wird“, erklärt der Sohn einer deutschen Mutter und eines US-Soldaten. „Mein Vater und einer meiner ersten Basketball-Trainer haben mir Disziplin mitgegeben und gezeigt, wie man ein Leader ist“, erinnert sich der gebürtige Mannheimer. Daher schätzt Frazier an seinem aktuellen Trainer Alen Velcic auch dessen autoritären Führungsstil. „Man hört über Coach Alen, dass er viel rumschreit und streng ist. Exakt solch einen Trainer brauche ich aber, solange er zu jedem fair ist und alle gleich behandelt.“

Das könnte Sie auch interessieren

Es war jedoch nicht nur seine jugendliche Nonchalance, die bei Chris Frazier für den Wandel zum Vorzeige-Profi verantwortlich war. Es liegt auch an seinen begrenzten körperlichen Attributen. „Da ich mit 1,83 Metern nicht der Größte bin, muss ich viel härter arbeiten als andere, um auf einem hohen Level spielen zu können“, erklärt der Shooting Guard. In seiner vierjährigen Zeit am US-College in Iowa schnappte Frazier die Phrase „heart over height“ auf. Das Herz ist wichtiger als die Größe – ein Motto, das ihn seither begleitet.

Dass es der Rechtshänder in die ProA und sogar zu 13 Bundesliga-Einsätzen mit den Crailsheim Merlins schaffte, hat er nicht seiner Athletik, sondern seiner außergewöhnlichen Wurfstärke zu verdanken. In seinen bisher sieben Profi-Jahren machte sich Frazier einen Ruf als gefährlicher Distanzschütze, der jeden Moment Feuer fangen und ein Spiel entscheiden kann. Der Shooting Guard besticht mit beeindruckender Konstanz. Sein Karriere-Schnitt bei den Dreiern liegt bei hervorragenden 39,4 Prozent. Charakteristisch für Fraziers Wurf ist eine enorm schnelle Bewegung. Wie bei guten Schützen üblich, vergehen nur Bruchteile einer Sekunde vom Start des Wurfs, bis der Ball die Hand verlässt. Dies ermöglicht es dem Neu-Panther, eine konstante und flüssige Bewegung zu haben, ohne jedoch von größeren Gegenspielern – und so gut wie jeder Gegenspieler ist größer als Frazier – geblockt zu werden.

Das könnte Sie auch interessieren

In voller Blüte präsentierte der 30-Jährige seine Fähigkeiten am vergangenen Sonntag in Karlsruhe, als Frazier 15 seiner 18 Punkte per Dreier erzielte. Es war für ihn der erhoffte Brustlöser, nachdem der Saisonauftakt beschwerlich verlief. „Ich habe mir selbst in den ersten Spielen zu viel Druck gemacht und gespielt, um Fehler zu vermeiden. Dadurch war ich sehr passiv“, erklärt er. „In der Nacht vor dem Spiel in Karlsruhe war ich lange wach und habe viel nachgedacht. Im Spiel konnte ich dann völlig loslassen und den Druck raus nehmen.“

Dass es dennoch nicht für einen Sieg reichte, ist für den Anhänger der New York Knicks wie auch bei den vorherigen Niederlagen einer bestimmten Ursache zuzuschreiben: „Wir sind ein komplett neues Team. Alle haben in der vergangenen Saison verschiedene Arten von Basketball gespielt. Da wir uns alle jedoch extrem gut verstehen, bin ich zuversichtlich, dass wir eher früher als später auch auf dem Feld zusammenfinden werden.“

Das könnte Sie auch interessieren

Für Frazier persönlich geht es in dieser Saison darum, seine Kritiker lügen zu strafen. Nach einer verkorksten Saison 2018/19 in der ProA mit Rostock, in der er viele Spiele nur von der Bank aus gesehen hatte, will er zeigen, dass er einen Platz in der zweithöchsten Klasse hat. „Ich war für meinen Geschmack zu lange in der ProB. Außerdem werde ich aufgrund meiner Größe oft unterschätzt. Ich wollte diese Liga unbedingt angreifen und zeigen, dass ich es schaffen kann.“ Beherzigt er sein Motto „Herz über Höhe“, ist er auf einem guten Weg.