Eishockey: Es war eine Hängepartie. Schon früh nach dem Ende der vergangenen Saison gab es die ersten deutlichen Hinweise, dass Max Görtz in dieser Spielzeit für die Wild Wings auflaufen würde. Bekannt gegeben wurde der Wechsel aber aus persönlichen Gründen erst vor zehn Tagen.
Nun aber ist der Neuzugang schon mittendrin. „Ich habe gewusst, dass Niklas Sundblad ein Coach ist, der im Training im läuferischen Bereich sehr viel fordert. Das ist auch gut so, denn es bildet die Grundlage für das Spielsystem. Trotzdem ist es hart und ich bin manchmal ganz schön fertig“, berichtet der Stürmer lachend über seine ersten Einheiten in der Helios-Arena. Seinem schwedischen Übungsleiter eilte ein Ruf voraus, der auch aus der gemeinsamen Heimat bis zu Max Görtz durchgedrungen ist. „Ich habe damals mit Malmö gegen Örebro gespielt, wo Sundblad Trainer war. Ich wusste also, was er für ein Coach ist. Aber ich habe hier festgestellt, dass er auch großen Wert auf die spielerische Komponente legt. Wir arbeiten viel an der Technik“, erklärt der Südschwede aus dem 1200-Seelen-Örtchen Höör. Persönlich kennengelernt haben sich die beiden Landsmänner aber erst in Schwenningen.
Was im Übrigen auch für fast alle anderen Schweden in den Reihen der Wild Wings gilt. Lediglich Patrik Lundh war für ein Jahr Teamkollege von Görtz in Färjestad. „Jetzt am Anfang ist es schön, dass wir einige Schweden in der Mannschaft haben, allein schon wegen der Sprache. Aber ich werde die anderen Jungs immer besser kennenlernen und auch mit ihnen etwas unternehmen. Man merkt ohnehin schon jetzt, wie eng alle miteinander verbunden sind“, meint der 28-Jährige. Hilfreich ist dabei, dass es neben Lundh weitere „entfernte“ Bekannte unter den neuen Kollegen gibt. Mit den Spink-Brüdern Tyson und Tylor war er einst zusammen in einem Rookie-Camp in Nashville. Von den dortigen Predators war der damals 18-Jährige beim NHL-Draft an Position 172 gezogen worden. Für ein Spiel in der besten Eishockey-Liga der Welt hat es allerdings nicht gereicht.
Mit Maximilan Adam trifft Görtz auf einen Mitspieler aus der vergangenen Saison in Wolfsburg. Stichwort Wolfsburg: Bei den Grizzlys wurde der Rechtsschütze nicht nur Deutscher Vizemeister, sondern war auch ein äußerst wertvoller Angreifer. 31 Punkte verbuchte Görtz in 47 Spielen. Und das in einem äußerst defensiven Spielsystem, für das der ehemalige Wild-Wings-Trainer Pat Cortina weithin bekannt ist. „Das war einer der Gründe, weshalb ich nach Schwenningen kommen wollte. Niklas Sundblad lässt viel aggressiver spielen. Ich mag diese Spielweise“, erläutert Görtz seinen Abschied von den Niedersachsen. „Es macht mir natürlich nichts, defensiver zu agieren, schließlich sind wir damit bis ins Finale gekommen. Aber ich wollte einen weiteren Schritt in der DEL gehen und diese Möglichkeit habe ich eher hier gesehen. Zudem wusste ich bei den Wild Wings ein bisschen mehr, was mich in der Zukunft erwarten wird.“
Dazu haben nicht nur seine Gespräche mit seinem Trainer beigetragen, sondern auch ein Ex-Schwenninger. Andreas Thuresson, zwei Jahre in Schwenningen und zu dieser Saison zu den Kölner Haien gewechselt, stand Görtz als „telefonische Auskunft“ zur Verfügung und berichtete nur Gutes über die Wild Wings. „Ihm hat es hier sehr gefallen, sowohl der sportliche Bereich als auch die Umgebung“, erzählt Görtz. Diese neue Umgebung hat er in den paar Tagen seit seiner Ankunft gemeinsam mit Freundin Alexandra und Hund Charlie bereits ein wenig erkundet. Das Trio genießt die knappe Freizeit mit dem Besuch von Kaffees und Restaurants am Wohnort Villingen.
Etwas zu kurz kommt derzeit naturgemäß die zweite Freizeitbeschäftigung des Profis, das Golfspielen. Einerseits ist der Mann mit der Rückennummer 23 gerade ordentlich mit Training beschäftigt, andererseits passt das Wetter im Augenblick so gar nicht zu diesem Hobby. Gleiches gilt im Übrigen für das Tennisspielen. „Ich wüsste gar nicht, ob ich im Moment überhaupt noch die Energie aufbringen könnte. Ich will mich nach dem Training einfach nur erholen“, so Görtz lachend.
So gilt die sportliche Konzentration ausschließlich dem Eishockey. Mit den Wild Wings hat Görtz viel vor. „Vizemeister bin ich ja schon, jetzt will ich den Weg zu Ende gehen“, sagt der 1,88 Meter große und 89 Kilogramm schwere Modellathlet klar und deutlich. Ein ambitioniertes Ziel, aber: „Man muss sich hohe Ziele stecken. Die kleineren Zwischenschritte dahin werden wir uns in den nächsten Wochen hart erarbeiten. Wir wollen so viele Spiele wie möglich gewinnen“, erklärt Max Görtz. Und das am liebsten vor Fans, denn diese kennt er angesichts der Corona-Pandemie in der DEL bislang nur vom Hörensagen. „Hier in Schwenningen sollen sie ja besonders leidenschaftlich sein. Da ist es wohl besser, wenn wir viele Siege einfahren.“