Alexander, nach der langwierigen Verletzung im vergangenen Jahr wirken Sie nun wieder fit. Wie war denn Ihr Sommer?
Er war kurz und lang. Ich war unter anderem mit meinem Bruder unterwegs. Wir haben unsere Familie in Minsk besucht. Das war gut für die Seele. Dort leben Oma und Opa und so weiter. Es war aber auch ein bisschen anstrengend, denn es gibt ja keine Direktflüge. Und dann war ich mit meiner damals noch Verlobten im Urlaub in Italien. Das war natürlich auch schön. Wir haben quasi den Urlaub vor der Hochzeit gemacht, etwas unorthodox (lacht). Die orthodoxe kirchliche Trauung findet nächsten Sommer statt. Dieses Jahr war es zu knapp für eine große Feier, da wir auf Unterlagen warten mussten. Auf dem Standesamt war es trotzdem traumhaft.
Trainiert haben Sie vermutlich auch ein bisschen, oder?
Ja, aber es war gerade am Anfang des Sommertrainings eher ein eigenes Programm. Ich habe nicht mit den Jungs trainiert, sondern hatte von Athletik-trainer Hendrik Kolbert einen eigenen Plan. Ab Juni nach dem Urlaub war ich dann voll dabei. Die Vorbereitung war auch gut, aber sehr kontrolliert. Ich muss meine Belastung noch ein bisschen steuern.
Neun Spiele sind nun absolviert, der Saisonstart der Wild Wings darf als gelungen bezeichnet werden. Sind Sie zufrieden mit sich?
Ich weiß nicht, zufrieden sollte man nie sein. Ich mache einfach das, was ich immer mache. Ich konzentriere mich auf die Dinge, die dem Team helfen und die meine Stärken sind.
Wo sehen Sie die Gründe dafür, dass es so gut läuft?
Wir haben schon einen anderen Charakter im Team als die letzten zwei Jahre und eine andere Führungsspitze im Klub. Wir spielen einfacher, verstehen mehr, wie wir spielen sollen. Es wird uns auch mehr gezeigt, auf Kleinigkeiten beharrt. Es geht darum, dass wir die Details richtig machen. Der Kader ist zudem sehr ausgeglichen. Ich glaube, fast jeder Spieler hat gepunktet bei uns. So hat uns zum Beispiel die vierte Reihe die letzten beiden Siege geholt. Steve (Walker, Trainer) hat vor der Saison gesagt, dass wohl kein Spieler 35 oder 40 Tore schießen wird, sondern wir breiter aufgestellt sind. Das zeigt auch, dass sein System funktioniert.
Können Sie dieses System in wenigen Worten erklären?
Ich würde es das System „München 2.0“ nennen. Alle Spieler müssen auf dem Eis ihren Job machen, damit es funktioniert. Wenn einer etwas anderes macht, dann sind die anderen verloren und dann zerbrechen wir. Wir haben das noch nicht komplett verinnerlicht. Die Lässigkeit, dass man einfach konstant über 60 Minuten immer das Gleiche macht, egal wie es steht, daran arbeiten wir noch. Es geht bei diesem System weniger um Verteidiger- und Stürmer-Position, sondern um die Positionen eins bis fünf. Man muss bereit sein, die Position zu spielen, die gerade am nötigsten ist. In der Liga spielen einige Teams so und es hat sich ja bewährt.
Was macht den Trainer Steve Walker sonst noch aus?
Er ist in Eishockey vernarrt, ein Freak. Bei mir persönlich gibt es ein paar Punkte, die mich einen Menschen schätzen und respektieren lassen. Bei ihm sehe ich die. Er ist ein Siegertyp. Er hat mir gesagt, dass er in den letzten 20 Jahren nur einmal die Playoffs verpasst hat. Ich selbst habe fünf Jahre keine Playoffs gespielt. Und Schwenningen auch fünf Jahre. Ich erwarte das aber und der Trainer sollte es auch erwarten. Steve lebt das alles vor. Es ist ihm zum Beispiel auch egal, ob es ein junger Spieler ist, ein Ausländer oder ein älterer Deutscher. Jeder bekommt seine Ansage auf der Bank. Das finde ich gut.
Sie sind aktuell der beste Torschütze der DEL. Was bedeutet Ihnen das?
Es sind neun Spiele absolviert. Es läuft zwar bei uns, aber ich wurde von meiner Mutter so erzogen, dass man erst nach der Saison feiert, sich freut und darüber spricht. Man kann den Abend genießen nach dem Sieg, aber am nächsten Tag geht es weiter.
Wie wichtig sind die Neuzugänge?
Sehr wichtig. Gerade erfahrene Leute wie Thomas Larkin oder Daryl Boyle helfen uns. Thomas ist dabei etwas emotionaler, Daryl ruhiger. Aber auch Daryl redet Klartext, sagt offen, was er nicht gut findet. Ich finde es wichtig, dass man sich offen und direkt sagen, was nicht passt. Wenn man am Ende des Jahres ein Siegerteam ist, dann kriegt man einen Vertrag als Siegertyp. Egal wie viel man gepunktet hat, man hat in einem Siegerteam seine Rolle gehabt und zum Sieg beigetragen. Dann wird man auch als Siegertyp gesehen. Ich glaube, wir alle im Team verstehen das und wollen dazu beitragen.
Kommen wir auf Ihre Reihenpartner Zach Senyshyn und Kyle Platzer zu sprechen. Was macht die beiden aus?
Kyle ist eher der kompaktere. Er ist fokussierter und nicht so emotional. Er kann schon emotional sein, wenn etwas nicht klappt, er ist sehr ehrgeizig. Bei Zach sieht man, dass er viel Potenzial hat. Aber ich glaube, dass er das noch ein bisschen mehr abrufen muss, sich mehr traut. Es macht Spaß mit den Beiden und passt gut.
Sie haben bereits im Sommer Ihren Vertrag verlängert, warum?
Wir waren schon früh im Gespräch, noch bevor ich zum Nationalteam bin. Ich hatte eine ganz gute Saison gespielt und dachte mir, ich will das Ding hier zum Erfolg bringen, durchziehen. Ich wusste damals auch schon, wer Trainerkandidaten sind. Das war ein großer Faktor. Aber es war ein gutes Paket. Ich fühle mich hier wohl, bekomme Vertrauen und Unterstützung. Wenn wir Erfolg haben, möchte ich meinen Teil dazu beigetragen haben. Ich möchte hier in Erinnerung bleiben.
Wie sehen Sie insgesamt die Zukunft des Klubs?
Es geht in die richtige Richtung. Aber es gibt auch immer noch viel zu tun, dass es auch so bleibt. Es sind Kleinigkeiten in der Struktur, wie man Dinge angeht, Probleme löst. Zum Beispiel: Wenn ein neuer Spieler her kommt und nach zwei Wochen wird er von einem anderen Spieler gefragt, ob er nach Schwenningen wechseln soll. Dann muss man als Spieler sagen können: „Ja, unbedingt, es ist total großartig hier“. Daran muss man alles messen. Der sportliche Erfolg ist natürlich ein Teil davon. Jetzt ist er gerade da und man muss ihn festhalten, sich festbeißen mit allem was man hat.