Eishockey: Was ist das bitte für eine schöne Momentaufnahme? Der Anhänger des Schwenninger Eishockeys reibt sich vermutlich seit Tagen verblüfft die Augen. Die Wild Wings stehen nach neun Spieltagen in der DEL auf Platz drei, haben gerade ihr erstes Sechs-Punkte-Wochenende der Saison abgeliefert und so nebenbei den Tabellenführer gestürzt.
Sowohl der 4:1-Sieg am Freitag in Nürnberg als auch der 4:3-Erfolg gegen Straubing zuhause waren dabei keine Spiele zum Zunge schnalzen. Vielmehr fußten diese sechs Punkte auf einer erneut feinen Mannschaftsleistung. Bei den Wild Wings wird in diesem Jahr zusammengearbeitet – alle für einen, einer für alle. Gut zu beobachten am Sonntagnachmittag bei der Aufholjagd nach einem 1:3-Rückstand gegen die Tigers aus Niederbayern. Die Freude der Teamkollegen über die Tore der vierten Sturmreihe mit Daniel Neumann, Daniel Pfaffengut und Phil Hungerecker war exemplarisch für den offensichtlich großartigen Zusammenhalt in der Schwenninger Mannschaft. Da war selbst der Cheftrainer des Gegners voll des Lobes: „Wir konnten die Pfaffengut-Reihe heute nicht halten“, erklärte Tom Pokel.
Tatsächlich sind diese drei Stürmer derzeit offenbar auch nicht zu halten. In den beiden Partien des vergangenen Wochenendes kamen sie auf knackige zehn Punkte, erzielten fünf der acht Tore. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn alle Sturmreihen ihren Beitrag leisten. Diese Reihe hat sich in den letzten Spielen sehr gesteigert und gezeigt“, freute sich auch SERC-Headcoach Steve Walker.
Besonders Phil Hungerecker hatte nach dem Sieg gegen Straubing ein breites Grinsen im Gesicht. Der Lüneburger hatte sein 300. DEL-Spiel bestritten, dabei zwei Tore erzielt und durfte sich anschließend von den Fans lautstark feiern lassen. Der 29-Jährige kam in sechs Partien auf fünf Punkte, ist also ziemlich in Form. „Wir arbeiten als Reihe sehr hart und funktionieren sehr gut. Wir spielen einfach. Meine Nebenleute machen mich dabei richtig gut. Das macht gerade echt Bock“, sagte Hungerecker mit einer guten Prise norddeutscher Gelassenheit.
Doch nicht nur Hungerecker steht sinnbildlich für den derzeitigen kleinen Höhenflug der Wild Wings. Daniel Pfaffengut ist mit acht Punkten der Topscorer, Alexander Karachun mit sieben Treffern gar der momentan beste Torschütze der DEL. 31 Tore stehen für Schwenningen insgesamt zu Buche, nur drei Teams haben öfter getroffen. 24 Mal jubelte dabei ein Profi mit einem deutschen Pass. Es ist für die Schwäne also durchaus zu verkraften, dass die Importspieler derzeit an der Torproduktion eher nicht beteiligt sind. Dennoch leisten aber auch sie ihren Beitrag, sorgen für etliche Chancen, beschäftigen den Gegner.
Ein weiterer Erfolgsgarant ist auch in dieser Saison Joacim Eriksson. Was der Schwede im Tor zu leisten imstande ist, hat sich ja mittlerweile in der Liga herumgesprochen. Nicht umsonst ließ sich Straubings Trainer zu folgender Aussage hinreißen: „Wenn wir hier drei Tore schießen gegen Eriksson, müssen wir das Spiel eigentlich gewinnen“, verpackte Pokel seine Wertschätzung für den Top-Goalie in eine leise Kritik an seinem Team. Mit einer Fangquote von 94,5 Prozent liegt der 33-Jährige in der DEL-internen Wertung auf Rang zwei knapp hinter Jake Hildebrand von den Eisbären Berlin. Vor Wochenfrist wies Eriksson gar eine Quote von über 97 Prozent gehaltener Schüsse auf.
Der liebevoll „schwedische Wand“ genannte Keeper hat sich in der laufenden Spielzeit ebenso noch einmal gesteigert, wie seine ohnehin schon hohe Arbeitsmoral. Daran wiederum hat der neue Torwarttrainer Jaakko Valkama einen großen Anteil. „Er bringt mir bei, jeden Tag demütig zu sein. Wenn ich nach einem Spiel das Gefühl habe, dass es gut war, holt er mich wieder runter und erklärt mir, wo ich noch etwas besser machen kann“, berichtet Eriksson von der Arbeit mit dem Finnen.
Für den Augenblick haben die Wild Wings also ein ganz passendes Paket vorzuweisen, der Blick auf die Tabelle darf somit Freude auslösen. Dennoch bleiben sämtliche Akteure weiterhin absolut auf dem Boden. „Wir nehmen das Gute aus diesen Spielen mit und arbeiten weiter“, ging Cheftrainer Walker dabei mit gutem Beispiel voran. Und auch Phil Hungerecker wollte sich nicht länger mit den beiden Erfolgen des Wochenendes aufhalten: „Momentan ist es gut und die Siege halten uns auch im Kopf frisch. Wir schauen weiter nur von Spiel zu Spiel. Nach neun Spielen bist du nicht in den Playoffs.“