Eishockey: Hinter den Wild Wings liegt ein miserables Wochenende. Sowohl beim 2:4 in München als auch beim 0:4 zuhause gegen Berlin waren die Schwenninger chancenlos. Und eine genauere Analyse stimmt alles andere als zuversichtlich.

Ja, der EHC Red Bull München als Ligakrösus und die Eisbären Berlin als amtierender Deutscher Meister sind keine Kontrahenten auf Augenhöhe mit den Wild Wings. Dennoch geben die beiden Niederlagen gegen diese Top-Teams Anlass zur Skepsis, was den weiteren Saisonverlauf der Schwenninger betrifft.

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Betrachtet man zunächst die nackten Zahlen, sind diese alleine schon extrem aussagekräftig. Platz 14 mit 28 Punkten nach 26 Spielen und damit kurz vor der Saisonhalbzeit – diese Schwenninger Bilanz ist ernüchternd bis erschreckend. Schaut man sich Statistiken genauer an, werden die Probleme des Teams noch offensichtlicher. Die Schwäne kommen auf eine Schussquote von schwachen 7,57 Prozent. Von 713 Torschüssen fanden nur 55 den Weg ins Ziel, nur jeder 13. Schuss sitzt also. Zum Vergleich: Die Mannheimer Adler weisen eine Schussquote von 12,5 Prozent auf und selbst der Tabellenletzte Bietigheim kommt auf 9,08 Prozent. Bei den Schwenningern kommen zudem 45 Prozent aller Torschüsse aus der gefährlichsten Zone vor dem gegnerischen Tor, dem sogenannten Slot. Prinzipiell eine sehr gute Zahl. Bemüht man erneut den Vergleich mit Mannheim, so steht der Meisterschaftsfavorit hier bei 49 Prozent. Aber die Schwaben trafen nur 55 Mal, die Nordbadener 82 Mal. Unter dem Strich ist die Offensive der Wild Wings das Hauptproblem und kaum konkurrenzfähig in dieser Liga.

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Sinnbild dieser Sturm-Problematik ist Patrik Lundh. Der Schwede kam mit guten Statistiken aus seiner heimischen SHL. In Schwenningen kommt der als mannschaftsdienlich bekannte Stürmer bislang gar nicht zurecht. Lediglich eine Torvorlage steht in 21 Spielen zu Buche, nur 31 Mal hat der 33-Jährige überhaupt auf das Tor geschossen. Lundh erhält dennoch durchschnittlich 17 Minuten Eiszeit pro Partie, seine Reihenkollegen profitieren aber kaum bis gar nicht vom Mittelstürmer. Auch seine defensiven Fähigkeiten kommen nicht mehr zum Tragen. In dieser Form ist der von einigen Beobachtern als Königstransfer bezeichnete Lundh keine Hilfe für seine Mannschaft.

Ganz offenbar ist der Familienvater nicht glücklich am Neckarursprung, ein derart eklatanter Leistungsabfall im Vergleich zu den Vorjahren ist anders kaum erklärbar. Zudem ist diese Begründung immer wieder im Umfeld der Wild Wings zu hören. Vieles deutet somit auf eine mögliche Vertragsauflösung hin. Allerdings müsste zunächst Ersatz für Lundh gefunden werden, zumal derzeit auch Tyson Spink noch ausfällt. Immerhin könnte der Kanadier eventuell am Donnerstag wieder dabei sein. „Wir suchen im Moment eher im offensiven Bereich. Wir sehen ja auch, wo unsere Probleme liegen. Der Markt ist aber nach wie vor nicht üppig“, bleibt Trainer Christof Kreutzer eher vage.

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Zuletzt wackelten die Wild Wings allerdings auch in der zuvor leidlich stabilen Defensive. 15 Gegentreffer kassierten sie in den letzten drei Spielen. Zwar belegt man in der „Gegentor-Tabelle“ immer noch Rang sechs, doch der Trend ist eher bedenklich. Natürlich fehlten und fehlen gerade in der Abwehr wichtige Spieler. Johannes Huß war immerhin am Sonntag gegen Berlin wieder dabei. Peter Spornberger kehrt nach seinem Kieferbruch voraussichtlich bereits am Donnerstag beim nächsten Heimspiel gegen Krefeld ins Team zurück. Niclas Burström, der sich vor seiner Verletzung endlich eingefunden und seine Qualitäten gezeigt hatte, fällt noch bis nach den Olympischen Spielen aus.

Aber auch die sogenannten „weichen“ Faktoren stimmen bei genauerer Betrachtung nachdenklich. Die Schwarzwälder wirkten in den letzten drei Partien müde. Bei den Spielern fehlte erkennbar die Frische im Kopf. „Ja, unsere Leistungen sind zu inkonstant, und das hat sicherlich mit der mentalen Verfassung zu tun. Die ganze Corona-Situation, die ständigen Veränderungen und die Ungewissheit – das macht schon was mit den Spielern. Aber das ist keine Ausrede, das gilt für alle Mannschaften. Wir haben das während des Spiels gegen Berlin klar angesprochen und haben auch eine Reaktion gesehen. Wir werden sicher die Ansprache in diese Richtung intensivieren“, formuliert der Cheftrainer eine unmissverständliche Ansage an sein Team.

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Dennoch: Hatten die vier Siege nach dem Trainerwechsel von Niklas Sundblad zu Christof Kreutzer noch Anlass zu Hoffnung gegeben, ist diese erneut einer Ernüchterung gewichen. Die Wild Wings werden bis zum Schluss gegen den Abstieg kämpfen – sofern diese Regelung in dieser Saison überhaupt greift.