Eishockey: War das Glas bei den Wild Wings nach dem vergangenen Wochenende nun halbvoll oder halbleer? Zwei Punkte sind es für die Schwenninger aus zwei Spielen geworden und wieder einmal haben sie dabei ihre zwei Gesichter gezeigt. Nach einer verdienten Niederlage in Straubing gab es gegen die Grizzlys Wolfsburg, den zweiten direkten Konkurrenten im Kampf um die Playoff-Plätze, einen Sieg nach Penaltyschießen. So durfte am Ende in der Helios Arena am Sonntagabend um 19.12 Uhr doch noch gejubelt werden.

Davor lagen ein schwieriges Spiel in Straubing, das mit 0:2 verloren wurde, sowie 65 Minuten Playoff-Eishockey inklusive Penaltyschießen gegen Wolfsburg. Es war gegen die Niedersachsen kein spielerischer Leckerbissen gewesen, aber ungemein spannend. Das Momentum wogte hin und her, nach der regulären Spielzeit durften sich die Wild Wings durchaus ein wenig ärgern. Drei Minuten und 54 Sekunden waren noch auf der Uhr, als die Schwenninger Mannschaft in einen kollektiven Tiefschlaf verfiel und Grizzlys-Stürmer Andy Miele ein kleines Tänzchen gestattete, das dieser mit dem 2:2 vollendete. Den Ausgleich hatte auch der an diesem Nachmittag bestens aufgelegte SERC-Torhüter Joacim Eriksson nicht verhindern können. Der Schwede findet aber gerade rechtzeitig zur „Crunchtime“ wieder zu seiner Topform und hatte sowohl gegen Wolfsburg als auch gegen Straubing einiges verhindert.

Dennoch hätten es im Heimspiel gerne drei Punkte sein dürfen, zumal alle weiteren Direktkonkurrenten an diesem Tag ihre Partien verloren. „Ich denke, wir haben den Sieg verdient. Natürlich kann man es immer besser machen, aber wir sind einfach froh über den Sieg. Das wird uns hoffentlich einen gutes Gefühl geben für die jetzt noch anstehenden Spiele“, meinte Schwenningens Kyle Platzer.

Tatsächlich könnte ein solches „gutes Gefühl“ mit entscheidend sein im sich zuspitzenden Kampf um die Plätze sieben bis elf. Ganze fünf Punkte trennen die fünf Klubs im Rennen, deren Restprogramme unterschieden sich nur marginal unterscheiden. Da gilt denn auch eine der Lieblingsweisheiten von Wild Wings-Cheftrainer Steve Walker: „Never too high, never too low“. Selbstkritik muss sein, positiv bleiben ist aber zweckmäßiger.

Die klaren Worte von Alexander Karachun nach der zwar zahlenmäßig gar nicht so deutlichen Niederlage in Straubing durfte aber dennoch sein. „Das war ein allgemein schwacher Auftritt. Wir haben viele individuell Fehler gemacht und haben sie rumlaufen lassen, als ob wir in der Laufschule wären. Wenn wir irgendwas erreichen wollen, muss mehr kommen“, sagte der Stürmer gewohnt selbstkritisch und wies nochmals deutlich auf die Auswärtsschwäche der Schwäne hin. Vier Mal in Folge haben die Schwenninger nun in der Fremde verloren, der letzte Erfolg datiert vom 24. Januar.

Eine Erklärung für den Leistungsunterschied zwischen Heim- und Auswärtsauftritt gibt es dabei nicht so recht. „Wir haben uns mit der Geschwindigkeit des Straubinger Spiels schwer getan. Zudem konnten wir in der Offensive nicht sehr viel kreieren“, erklärte Assistenztrainer Tim Kehler, der den leicht erkrankten Walker bei der obligatorischen Pressekonferenz nach der Partie gegen die Tigers vertrat. Der Unterschied, was das Tempo an diesem Abend anging, war durchaus auffällig. Dazu haben die Wild Wings offenbar auch Mühe mit der riesig wirkenden Eisfläche am Pulverturm.

Noch entscheidender ist aber die Tatsache, dass sich die Neckarstädter gegen sehr gut verteidigende Mannschaften sehr schwer tun, was man vor einer Woche gegen die Nürnberg Ice Tigers bereits beobachten konnte. Die Gegner haben sich darauf offenbar eingestellt, nun gilt es auf Schwenninger Seite eine Lösung dafür zu finden. Helfen würde dabei sicher eine verbesserte Chancenverwertung. Das wunderbare Tor von Boaz Bassen am Sonntag gegen Wolfsburg zeugte davon, war aber einer der wenigen Alleingänge, die die Schwaben zuletzt verwerten konnten.

Aber: Bangemachen gilt nicht, die Wild Wings sind immer noch voll dabei. „Wir müssen in Straubing von der ersten Minute an voller Energie und auf hohem Niveau sein“, fordert Platzer für den nächsten „Versuch“ am kommenden Mittwoch erneut auswärts bei den Tigers.