Nein, seinen berühmten Nachnamen sieht er nicht als Bürde. Selbst wenn er meist als „der Sohn von“ vorgestellt wird.
Deshalb versichert Karlo Kuranyi, seit vergangenem Sommer von der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart an den FC 08 Villingen ausgeliehen, glaubwürdig: „Ich trage ihn mit Stolz. Ebenso stolz bin ich auf das, was mein Vater geleistet hat. Er war stets mein Vorbild und wird es immer bleiben.“
Kein Wunder. Wer kann schon behaupten, dass er der Spross eines ehemaligen Nationalspielers ist, der noch dazu unzählige Tore in der Bundesliga erzielt hat? Und da gehört eben ein Globetrotter-Leben dazu.
In der Landeshauptstadt geboren, stand schnell der Umzug nach Gelsenkirchen an. Weil Schalke für den Papa nach Jahren bei den „Roten“ die nächste Station und damit für die Familie war.

Stets im Schlepptau: Klein-Karlo. „Zum Beispiel war ich auch in Moskau dabei, dort wurde ich damals sogar eingeschult“, erzählt Karlo.
Wie aber ist es für ein Kind, oft den Ort wechseln zu müssen? „Ich hatte überall eine schöne Zeit, selbst wenn die Umzüge mit Schulwechseln verbunden waren.
Kuranyi spricht vier Sprachen fließend
Auf der anderen Seite habe ich immer neue Freunde kennengelernt, zu manchen habe ich heute noch Kontakt“, sagt Karlo Kuranyi, der vier Sprachen fließend spricht. Etwa portugiesisch, erblickte sein Vater doch in Brasilien das Licht der Welt.
„Dort haben wir noch viele Verwandte, mindestens einmal im Jahr reisen wir hin. So auch während der Fußball-Pause diesen Winter“, gibt er Preis.
Da stand selbst Routinier Yannick Stark, ebenfalls ein Winterneuzugang und mit mehr als 200 Spielen in der 2. Bundesliga ausgestattet, im Schatten. „Kassel ist nicht mehr die Mannschaft aus der Vorrunde. Dieses ohnehin robuste Team hat enorm viel Qualität hinzugewonnen“, lautet die klare Meinung von Adamos. Zur Erinnerung: Zwar verlor Villingen damals, war jedoch eindeutig das bessere Team.
Bei jungen Spielern wie Karlo Kuranyi steht stets die Entwicklung im Vordergrund. Dies war mit ein Grund für die Leihe nach Villingen. Eher ungewöhnlich, dass der Spieler in diesen Deal einbezogen wurde.
„Es war eine Entscheidung, die beide Vereine zusammen mit mir getroffen haben. Für mein eigenes Vorankommen war es der richtige Schritt. Schließlich ist es mein erstes Jahr im Herren-Fußball, dort ist jede Trainingseinheit viel intensiver. Gerade was Schnelligkeit und Körperlichkeit betrifft“, stellt er klar.
Kein Problem mit vielen Wechseln
Apropos Jugend. In der noch relativ kurzen Vita des Karlo Kuranyi („Mein erster Verein war Kirchheim, doch gekickt habe ich schon immer. Oft auch mit meinem Vater oder in Camps damals in Russland“) fällt eine weitere Besonderheit auf.
In Stuttgart ist ein Wechsel von den blauen Kickers zum roten VfB eigentlich ein „No-Go“. Da muss selbst Karlo Kuranyi lachend zugeben: „Im Erwachsenenbereich mag dies zutreffen. Bei mir war es jedoch so, dass sowohl meine Mitspieler, als auch die Trainer absolutes Verständnis hatten.“
Konnte er dort doch zwei Jahre lang U19-Bundesliga spielen. Mit dem absoluten Highlight, gegen ein gewisses „Bayern München“ gleich vier Treffer in einem Spiel zu erzielen.
Wie eng das Vater-Sohn-Verhältnis ist, zeigt sich dadurch, dass Kevin Kuranyi oft im Friedengrund und bei so manchem Auswärtsspiel des FC 08 auftaucht. „Wenn er zuschaut, motiviert mich dies unheimlich“, betont Karlo Kuranyi.
Dazu eine kleine Anekdote: Als die Villinger gegen die Zweitvertretung von Eintracht Frankfurt den ersten von bislang zwei Heimerfolgen einfuhr, meinte Kevin Kuranyi: „Wenn Karlo eingewechselt wird, gewinnt der FC 08 dieses Spiel.“
Zu dem Zeitpunkt stand es nur 1:0, der Filius kam und die Schwarz-Weißen siegten tatsächlich.
Ein weiteres besonderes Erlebnis durften Vater und Sohn gemeinsam in Hoffenheim feiern. Da schoss Karlo Kuranyi sein erstes Regionalliga-Tor überhaupt.
Hoffnung auf einen Startelfeinsatz
„Selbst wenn wir verloren haben, war dies für mich persönlich doch etwas ganz Besonderes und ich bin froh, dass er dies vor Ort mitbekommen hat“, sagt der 19-Jährige.
Angesprochen auf das anstehende Wochenende gibt Karlo Kuranyi zu: „Klar würde ich gerne spielen und meinen Teil dazu beitragen, diese wichtige Partie zu gewinnen.“
Fügt jedoch direkt hinzu: „Aber die Entscheidung liegt selbstverständlich beim Trainer. Auf jeden Fall wäre ich bereit.“ Auch weiß er ganz genau, dass er in Marcel Sökler einen erfahrenen Konkurrenten in den eigenen Reihen für das Sturmzentrum hat.
„Wir haben jedoch bereits zusammen auf dem Platz gestanden, dies hat gut funktioniert“, gibt er sich selbstbewusst.