Herr Sandner, für die Schwenninger Wild Wings ist die Saison bereits seit Sonntag vorbei, beendet wurde sie auf Platz 14. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Wir haben uns mehr erwartet. Unser Ziel waren die Playoffs und das haben wir verpasst. Dementsprechend ist die Saison enttäuschend. Am Ende wurde es knapp gegen den Abstieg und so überwiegt nun die Tatsache, dass wir den Abstieg vermieden haben.
Wo lagen aus Ihrer Sicht die sportlichen Probleme?
Am Anfang haben wir die Punkte nicht geholt. Das war ausschlaggebend dafür, dass wir unsere Ziele nicht erreicht haben. Nach dem Trainerwechsel haben wir schon regelmäßig gepunktet. Über die gesamte Saison gesehen, hatten wir in der Offensive Schwierigkeiten, vor allem in Überzahl. Da lügt die Statistik eben nicht, wenn man auf dem letzten Platz in dieser Rangliste steht.
Man hat sich seitens der Wild Wings frühzeitig entschieden, mit Sportdirektor Christof Kreutzer weiterzumachen. Was waren die Gründe dafür?
Wir waren uns in unseren Gesprächen schnell einig, wo wir ansetzen müssen. Wir haben die Fehler zum Teil auch schon vor dem Trainerwechsel gesehen. Christof möchte den Standort mit uns weiterentwickeln. Zudem war zum Zeitpunkt der Verlängerung bereits klar, dass wir einen neuen Trainer verpflichten werden. Wir wollten die sportliche Leitung nicht komplett austauschen und wieder von vorne anfangen.
Es war die zweite „Corona-Saison“ in der DEL. Wie stehen die Wild Wings nun finanziell da?
Es war erneut schwierig. Letztes Jahr gab es staatliche Subventionen, das war auch nötig. Wir sind noch mitten im Verfahren, hoffen, dass wir da einen weiteren Teil erhalten. Wir kommen mit einem blauen Auge davon. Es wäre aber natürlich wichtig, dass wir auch in Zukunft die Unterstützung der Fans und Partner bekommen.
Sie sprechen es bereits an: Den Dauerkartenbesitzern fehlen acht Spiele. Wie werden die Wild Wings damit umgehen?
Wir werden in dieser Woche mit einem Angebot auf unsere Fans zukommen. Wir hoffen, dass das Angebot angenommen wird und wir nicht zu sehr in die Rückzahlung gehen müssen. Wir werden aber selbstverständlich auf Wunsch Geld zurückerstatten.
Wie sieht der Etat für die kommende Saison dann aus?
Wir werden sicher vorsichtig sein. Die Pandemie ist nicht vorbei, wir werden defensiver kalkulieren. Wir hoffen, dass wir in etwa auf die gleiche Summe kommen wie vergangene Saison. Wir sind optimistisch, dass wir uns auf unsere treuen Fans und Partner verlassen können.
In den vergangenen Wochen konnten die neue VIP-Lounge und auch die Logen zum ersten Mal umfassender genutzt werden. Wie wird das Angebot angenommen?
In den letzten Spielen waren wir in diesem Bereich nahezu ausverkauft. Zudem haben wir etliche Anfragen für Events bekommen. Hier benötigen wir weiteres Personal, für die Betreuung aber eben speziell auch für die Vermarktung.
Verteidiger Johannes Huß forderte, dass sich alle Mitglieder der Wild-Wings-Organisation hinterfragen müssen, wo sie sich verbessern können. Wo sehen Sie speziell im Back-Office noch Potenzial?
Zunächst einmal denke ich nicht, dass Johannes Huß da genügend Einblick hat. Er gehört aufs Eis und soll sich aufs Sportliche konzentrieren. Aber grundsätzlich wollen und müssen wir uns immer weiter verbessern. Allerdings war es in den letzten beiden Jahren aufgrund von Corona auch nicht so leicht. Wir hätten einige Dinge gerne angeschoben. Veranstaltungen für die Fans oder mit den Sponsoren sind natürlich zu kurz gekommen. Ich denke aber, wir haben es ganz gut gelöst mit unseren verschiedenen Online-Formaten. Und ansonsten werde ich gerne Johannes Huß auch noch mal dazu fragen (lacht).
Schaut man auf die sportliche Bilanz der letzten neun Jahre in der DEL, sieht man keine wesentliche Entwicklung in Schwenningen. Können Sie definieren, wo die Probleme liegen?
Ich kann nur die letzten zweieinhalb Jahre, seit ich da bin, beurteilen. Wir haben bei einigen Verpflichtungen nicht glücklich agiert. Wir hatten zuletzt auch nicht das dynamische Trainerduo, das uns gemeinsam mit der Mannschaft weiter bringt. Vielleicht haben wir auch die Saison 2020/21 nach dem knappen Verpassen der Playoffs überbewertet. Insgesamt ist die Liga mehr zusammengerückt, auch was das Budget angeht. Das macht Hoffnung für die nächsten Jahre, aber dafür müssen wir im sportlichen Bereich besser werden.
Wie soll das zukünftige Schwenninger Eishockey aussehen? Wird man eine nordamerikanische Prägung anstreben?
Das muss zunächst einmal natürlich der neue Trainer Harold Kreis beantworten. Was uns zuletzt aber ganz sicher gefehlt hat, ist die Körpersprache. Und diese ist im nordamerikanischen Eishockey sicherlich anders als beispielsweise in Finnland, Schweden oder Tschechien. Vielleicht passt auch die nordamerikanische Mentalität besser zu uns. Man braucht ein paar Charaktere und die Mischung macht es am Ende. Wir brauchen Führungsspieler, die vorangehen, aber auch unangenehme Spieler und solche, die solide sind. Diese Mischung hat zuletzt bei uns nicht ganz gestimmt. Ich wünsche mir ein emotionaleres Eishockey und bin zuversichtlich, dass wir das sehen werden.
Was lässt Sie generell an eine bessere Zukunft für die Wild Wings glauben?
Ich schaue einfach mal auf unser letztes Spiel. Es gibt mir viel Zuversicht, dass in der Helios-Arena wieder über 4000 Zuschauer waren. Es war trotz der Niederlage eine großartige Stimmung. Man spürt trotz der vielen Täler, die wir hatten, dass Schwenningen ein Eishockeystandort ist. Ich habe am Sonntag von vielen Fans immer wieder gehört: „Wir geben nicht auf, egal in welcher Liga.“ Das stimmt mich optimistisch und hoffnungsvoll, dass wir aus dem Keller rauskommen. Warum sollen wir nicht dahinkommen, wo Straubing und Bremerhaven sind? Wir haben gute Voraussetzungen, müssen aber aus den Fehlern lernen.