Es ist kein Badewetter an diesem Dienstagmorgen. Dunkle Wolken hängen tief über dem Rhein, Regentropfen formen kleine Kreise auf dem Wasser, ein kühler Wind bläst dem Ufer entlang. Und trotzdem geht es um das Baden im Fluss. Genauer: um die Regeln, die es dabei zu beachten gilt, damit eine möglichst hohe Sicherheit gewährleistet ist.
Seit kurzem stehen am neu gestalteten Rheinufer in Stein Warntafeln. In Deutsch, Französisch und Italienisch sowie in leicht verständlichen Piktogrammen sind darauf die Schwimm- und Flussregeln erklärt. Initiiert hat das Ganze Daniel Winter, Vorstandsmitglied in der Sektion Fricktal der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft (SLRG).
Winter ist selbst leidenschaftlicher Rheinschwimmer: „Es gibt an warmen Sommertagen kaum etwas Schöneres, als im Rhein zu baden“, sagt er. Dass es in den vergangenen Jahren aber immer wieder zu Unfällen kam, hat ihn nachdenklich gemacht. Und als im Juli 2019 bei Bad Säckingen ein Mann nach einem Sprung von der Holzbrücke ins Wasser ertrank, dachte sich Winter: „Das darf nicht sein.“
Auch bei der Fischerhütte in Kaisten, ein ebenfalls beliebter Badeplatz, sind deshalb seit einiger Zeit entsprechende Warntafeln montiert. Weitere Standorte im Fricktaler Rheinabschnitt sollen folgen, in Absprache mit den betroffenen Gemeinden. Auch Walter Rech, lange Jahre Präsident der Fricktaler SLRG-Sektion und heute deren Ehrenpräsident, glaubt: „Aufklärungsarbeit ist wichtig und entscheidend, um schlimme Vorfälle zu verhindern.“
Auf den Tafeln sind klassische Baderegeln aufgeführt. Etwa, nicht direkt nach dem Essen baden zu gehen – aber eben auch nicht mit ganz leerem Magen. Oder auch, nicht überhitzt ins Wasser zu springen, sondern den Körper nach und nach zu benässen. Es sind Regeln, die bei einem Besuch im Schwimmbad empfohlen werden und auch am Fluss gelten.
Am Fluss aber kommen noch einige Hinweise dazu. Das Schwimmen in Flüssen sei deutlich anspruchsvoller als in einem Schwimmbecken, weshalb sich nur „geübte und gute Schwimmerinnen und Schwimmer“ in offenes Gewässer wagen sollten, sagt Daniel Winter. Ein besonderes Augenmerk müsse auf Temperatur, Strömung, Wassertiefe und Breite des Flusses gelegt werden, denn: „Eine falsche Einschätzung kann da sehr schnell gefährlich werden, weil die Schwimmenden nicht in wenigen Zügen wieder am sicheren Ufer sind.“
Jetzt, zu Beginn der Badesaison, sei der richtige Zeitpunkt, auf die Gefahren beim „Schwumm“ im Rhein aufmerksam zu machen, ist Winter überzeugt. Er hat zudem einen Hinweis für die Gemeinden, welche Flüchtende aus der Ukraine aufgenommen haben: „Die SLRG bietet auch Informationsmaterial in ukrainischer und diversen anderen Sprachen.“ Daniel Winter und Walter Rech haben einen Wunsch: Dass es eine tolle Badesaison wird – ohne Unfälle mit schlimmen Folgen.
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