„Gelobt sei Gott“, sagte Kardinal Philippe Barbarin 2016 auf einer Pressekonferenz in Lyon – darauf bezogen, dass die Fälle sexuellen Missbrauchs von minderjährigen Jungen durch den Priester Bernard Preynat verjährt seien. „Gelobt sei Gott“ heißt auch der Film von Regisseur François Ozon, der sich mit diesem Fall auseinandersetzt, der die Gerichte in Frankreich nach wie vor beschäftigt.

Ozons Film nimmt die Perspektive der Opfer ein, die von Preynat einst unter anderem im Pfadfinderlager missbraucht wurden. „Gelobt sei Gott“ beginnt 2014, Jahrzehnte nach den Übergriffen und damit, dass der Familienvater Alexandre (Melvil Poupaud) durch Zufall davon erfährt, dass der Priester nach wie vor mit Kindern zusammenarbeitet.

François Debord (Denis Ménochet, vorn, von links), Gilles Perret (Éric Caravaca), Emmanuel Thomassin (Swann Arlaud) und Alexandre Guérin ...
François Debord (Denis Ménochet, vorn, von links), Gilles Perret (Éric Caravaca), Emmanuel Thomassin (Swann Arlaud) und Alexandre Guérin (Melvil Poupaud) sprechen über den Missbrauch durch einen Priester. | Bild: Pandora Filmverleih / dpa

Als er Kontakt zur Kirche aufnimmt, kommt es zur Begegnung mit dem pädophilen Priester. Eine Entschuldigung allerdings bleibt aus. Das bringt Bewegung in den Fall: Alexandre sucht andere Opfer, die ihr Schweigen brechen. Es gründet einen Verein, der die Konfrontation mit der mächtigen Institution sucht, damit die Verantwortlichen für den Missbrauch zur Rechenschaft gezogen werden.

Regisseur Ozon nimmt sich ungewohnt stark zurück: „Gelobt sei Gott“ bringt seine Anklage sorgfältig recherchiert, differenziert und fast dokumentarisch hervor. Während die Geschehnisse aus dem Off begleitet werden (durch die Korrespondenz der Opfer mit der Kirche), verschiebt sich in der klugen Erzählweise die Perspektive immer wieder auf andere Protagonisten.

Ein Film mit vielen Facetten

So beleuchtet Ozon ganz unterschiedliche Facetten: von den Fallstricken der öffentlichen Auseinandersetzung bis zu den Auswirkungen, die der Missbrauch auch nach all den Jahren noch auf die Betroffenen hat. Während die Kirche mauert, verlaufen auch auf der Seite der Opfer diverse Konfliktlinien – nicht alle teilen dieselbe Auffassung über die Vorgehensweise.

Nach den Dreharbeiten hat sich in den Verfahren gegen die Kirchenvertreter noch etwas getan. Erst vor wenigen Monaten wurde der 74-jährige Preynat aus dem Klerikerstand entlassen.