Politische Korrektheit, Cancel Culture und soziale Gerechtigkeit: Was als politisch links gilt, ist nicht mehr so ganz klar. Und viele einst linke Positionen bezeichnen manche sogar plötzlich als rechts. Denn während das Konservative relativ unverändert geblieben ist, hat sich das linksliberale Meinungsspektrum in den vergangenen Jahren stark verändert. Gewissheiten lösen sich auf – auch wegen einer jungen Generation mit neuen Perspektiven und Themen.

Die beiden Kolumnisten O‘tooli Fortune Haase (Kolumnentitel: „Links und wach“) und der Konstanzer Intendant, Jurist und Autor Christoph Nix (“Wo das Herz schlägt“) haben daher im zweiwöchigen Wechsel seit Mai einen kritischen Blick auf unsere Gesellschaft geworfen. Entstanden sind bislang acht Kolumnen – eine Übersicht.

Wie privilegiert sind Sie?

Wegen der Hautfarbe nach Drogen gefragt werden, vom Chef den Ratschlag zu bekommen, die Frisur zu ändern oder beim Einkauf zu Unrecht des Diebstahls beschuldigt werden: Wer diese Situationen noch nie erlebt hat, profitiert wahrscheinlich von einigen Privilegien – ohne sich derer bewusst zu sein. Die schwarze Schauspielerin O‘tooli Fortune Haase erzählt, was ihr passiert ist – und wie man seine eigenen Privilegien einfach überprüfen kann.

Sind Kommunalverwaltungen zu aufgebläht und träge?

Braucht wirklich jeder Kleinfürst seinen Hofstaat? Oder blähen Bürgermeister ihre Verwaltungen unnötig auf? In Konstanz und Umgebung sind Personal und Etat in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen – doch hat das etwas gebracht? Christoph Nix sagt, man müsse sich gegen Selbstherrlichkeit und undurchschaubare Systeme in den Verwaltungen wehren – und erklärt, wie das gelingen kann.

Kulturelle Aneignung: Dürfen Weiße überhaupt Dreadlocks tragen?

Die Musikern Ronja Maltzahn wir bei einer Klima-Demo ausgeladen. Eine politische linke Band wird in der Schweiz von der Bühne geschickt. Der Grund jeweils: Sie sind weiß und tragen Dreadlocks. Wenn es um Frisuren geht, ist die Haarspalterei bei vielen Linken nicht weit, findet O‘tooli Fortune Haase. Was sie über Kritik an Dreadlocks bei weißen Menschen denkt, lesen Sie hier.

Werden wir einsam sterben?

Immer häufiger werden Beerdigungsredner gesucht, weil die Kirchen leerer werden. Menschen sterben nicht mehr im Kreis ihrer Familie, sondern einsam in Hospizen und immer mehr Palliativstationen werden aus Profitgier geschlossen. Christoph Nix beschreibt, was das einsame Sterben mit unserem politischen und wirtschaftlichen System zu tun.

Haben wir eine nationale Identität?

Die Frage „Woher kommst du?“ verwirrt mehr, als sie erklärt. SÜDKURIER-Kolumnistin O‘tooli Fortune Haase meint: Besser sollten wir danach fragen, wo sich jemand zuhause fühlt. Warum sie das so sieht, lesen Sie hier.

Von wem können wir bei der Kinderbetreuung noch lernen?

Wie viel sind Kinder Deutschland wert? Diese Frage hat sich Christoph Nix gestellt. Er kritisiert, dass es in Baden-Württemberg bis heute nicht gelungen ist, ausreichend Kitaplätze zu schaffen und zeigt das an einem erschreckenden Beispiel aus Villingen-Schwenningen. Doch er hat eine Lösung parat: Sieben Grundsätze einer skandinavischen Demokratie.

Politische Korrektheit: Anti-Rassismus oder weißer Retter-Komplex?

Political Correctness – zu deutsch politische Korrektheit – ist seit einigen Jahren in aller Munde. Die einen wollen durch sie eine fairere und diskriminierungsfreie Gesellschaft schaffen, die anderen nutzen das Wort als politischen Kampfbegriff. Doch wie weit sollte politische Korrektheit gehen dürfen? O‘tooli Fortune Haase über Tücken bei Theaterprojekten und Auswüchse von Antirassismus.

Sind wir neidisch, wenn wir Privilegien anprangern?

Zwei Bürgermeister: Der eine kann nach einer Wahlschlappe bereits mit 57 Jahren in Rente gehen. Der andere bekommt trotz fünfstelligem Monatsgehalt oben drauf noch eine Wohnung des Spar- und Bauvereins – und das ganze ohne Mitgliedschaft und Wartezeit. Oder einfach nur Einzelzimmer und Chefarztbehandlung im Krankenhaus. Das alles sind Privilegien, die nicht jeder in seinem Leben genießen kann. Sind wir neidisch, wenn wir solche Dinge anprangern? Christoph Nix hat dazu eine klare Meinung.