Ich war in einer Sprachschule, als mich zum ersten Mal ein Mann nach meiner Handynummer fragte. Er sagte: „Ich mag deine Haare“. Ich war aufgeregt. Seine erste SMS an mich: „Kannst du mir sagen, wo ich Gras kaufen kann?“ – „Gras?“, dachte ich, das war bestimmt die Autokorrektur und er meinte „Gemüse“. Also schrieb ich zurück: „bei Kaufland“.

Es gibt einen Trend im Internet: Menschen überprüfen ihre Privilegien, indem sie auf Fragen reagieren und sich dabei selbst filmen. Das Ganze nennt sich „Put your finger down“. Man streckt alle fünf Finger in die Höhe und senkt dann für jede Aussage, die eine selbst erlebte Alltagserfahrung beschreibt, jeweils einen Finger.
Nimm deinen Finger runter wenn...
Als ich mein erstes Vorstellungsgespräch außerhalb des Theaters hatte, trug ich geflochtene Haare. Ich bekam den Job, aber der Chef forderte, ich müsse meine Haare ändern. Mein Haar sehe ungepflegt, unprofessionell aus. An meinem ersten Arbeitstag traf ich auf eine Kollegin mit rosa Haaren auf der Hälfte des Kopfes – ich sagte nichts. Nimm einen Finger runter, wenn dein Chef jemals gesagt hat, dass du deine Haare ändern sollst!
Einmal wurde ich in einem Drogeriegeschäft von einem Mitarbeiter verfolgt und aufgefordert, ins Hinterzimmer zu gehen. Sie kontrollierten meine Tasche und verlangten meine EC-Karte: Ich sollte beweisen, dass ich zahlungsfähig bin. Monate später ging ich für einen dringenden Einkauf wieder dorthin.
Kein Alarm war zu hören, aber ein Security-Mitarbeiter folgte mir den ganzen Weg nach draußen. „Stichprobenartige Kontrolle“, sagte er. Nimm einen Finger runter, wenn du in einem Geschäft ungerechtfertigterweise beschuldigt wurdest, stehlen zu wollen!
Warum willst du meine Haare anfassen?
Und Leute, die mich kennen? Sie wollen mein Haar anfassen. Sie fragen, ob es mein echtes Haar ist. Worum geht es da? Warum hast du das Bedürfnis, mein Haar anzufassen? Ich merke auch, dass dein Haar anders ist als meins, ich will es aber nicht anfassen. Nimm einen Finger runter, wenn schon einmal jemand dein Haar anfassen wollte oder dich gefragt hat, ob es echt ist!
Ich glaube nicht, dass man die Bedeutung von schwarzem Haar verstehen kann, wenn man nicht weiß, welche Auswirkungen die Sklaverei auf schwarze Frauen hatte. Bevor sie auf Sklavenschiffe kamen, wurden ihre Haare abrasiert, um sie ihrer kulturellen Identität zu berauben. In dieser Zeit waren Zöpfe nicht nur eine Schutzfrisur, sondern dienten dazu, anderen Sklaven Botschaften zu übermitteln. So konnte die Anzahl von Zöpfen auf einen Fluchtplan hinweisen.
Nach der Sklaverei wurden Flechtfrisuren zu einem Zeichen für Stammeszugehörigkeit, Spiritualität und sozialen Status. Zöpfe sind nicht nur eine Frisur, sondern auch eine Kunstform.
Stell dir vor, du hättest deine fünf Finger oben und würdest jedes Mal einen Finger herunternehmen, wenn meine Erfahrung mit deiner eigenen übereinstimmt. Wie viele deiner Finger sind noch oben?