Der Wäschehersteller Schiesser wird künftig von einer Frau geführt. Wie das in Radolfzell am Bodensee ansässige Unternehmen am Dienstag mitteilte, übernimmt Sonja Balodis den Schiesser-Chefposten am 3. März dieses Jahres. Die Modemanagerin verfügt nach Schiesser-Angaben über mehr als 30 Jahre Erfahrung in leitenden Positionen bei Mode- und Bekleidungsunternehmen.

Schiesser-Chef Lindemann geht früher als geplant
Balodis folgt auf den Schweizer Andreas Lindemann, der den Radolfzeller Wäschehersteller rund sechseinhalb Jahre lang führte. Um einen reibungslosen Wechsel zu gewährleisten, werde Lindemann den Übergangsmonat März weiterhin im Amt bleiben, teilte Schiesser am Dienstag mit.
Damit scheidet der 62-Jährige zwei Monate früher bei Schiesser aus, als zunächst geplant. Mitte Januar hatte das Unternehmen den Rückzug des Schweizers auf Ende Mai bekanntgegeben. Ein Schiesser-Sprecher wollte sich auf SÜDKURIER-Anfrage nicht zum verfrühten Rückzug Lindemanns äußern.

Führungspositionen bei S.Oliver
Balodis ist in der deutschen Modebranche tief verwurzelt. Ihre Karriere begann sie laut Branchenportal Leadersnet Mitte der 1990er Jahre bei Apriori, einer Tochter des Modeunternehmens Escada. Im Jahr 2000 wurde sie zum Mitglied der Geschäftsführung, deren operative Führung sie im Jahr 2005 übernahm. Seit 2007 war sie Geschäftsführerin der S.Oliver-Marke Comma. 2023 rückte sie dann in die Geschäftsführung des bayrischen Familienunternehmens auf. Ende 2024 verließ sie S.Oliver wieder. Das Unternehmen hatte zuvor einen harten Sanierungskurs mit Entlassungen durchlaufen. Einige Jahre arbeitete sie auch bei der in Bodelshauen nahe Tübingen ansässigen schwäbischen Modemarke Marc Cain.
Von Schiesser hieß es, Balodis bringe „umfangreiche Erfahrung im Markenmanagement sowie in der Entwicklung und Umsetzung von Unternehmens- und Markenstrategien mit“. Für Schiesser, das neben der Eigenproduktion von Wäsche in seinem tschechischen Werk unter seinem Chef Andreas Lindemann verstärkt auch auf Lizenzproduktion, etwa für Adidas, gesetzt hatte, sind das wichtige Voraussetzungen. „Mit ihrer langjährigen Erfahrung in der globalen Mode- und Bekleidungsbranche und ihrer nachweislichen Expertise in Markenstrategie sind wir überzeugt, dass Sonja Balodis Schiesser erfolgreich in die Zukunft führen wird“, sagte der Chef des Schiesser-Mutterkonzerns Delta Galil, Isaac Dabah.
Von der Schneiderin zur Chefin
Zu Details aus der Vita seiner neuen Chefin äußert sich Schiesser nicht. Aus früheren Veröffentlichungen ist aber bekannt, dass die Endfünfzigerin gelernte Bekleidungsschneiderin und diplomierte Ingenieurin für Bekleidungstechnik ist.
Delta-Galil dankt Noch-Schiesser-Chef Lindemann
Delta-Galil-Chef Dabah dankte Noch-Schiesser-Chef Lindemann für seine „herausragenden Verdienste und sein Engagement in den vergangenen Jahren“. Er habe das Unternehmen erfolgreich weiterentwickelt, man wünsche ihm alles Gute. Die Umstände von Lindemanns Rückzug waren zuletzt Gegenstand von Spekulationen, da sich das Unternehmen nicht konkret dazu geäußert hatte. Quellen zufolge will der Schweizer aus persönlichen Gründen kürzertreten, für Schiesser aber noch beratend tätig sein.
Unternehmensangaben zufolge erwirtschaftete Schiesser zuletzt mit 1500 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 210 Millionen Euro.