Wie sollen sich Eltern verhalten, wenn sie beobachten oder erfahren, dass ihr Kind – mit oder ohne Kleidung – ungefragt fotografiert wird? „Auf keinen Fall weggucken, sondern ganz klar benennen und ansprechen“, sagt Heike Reuter, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Konstanz. Derzeit nehme der mediale Missbrauch durch sogenannte soziale Medien stetig zu.

Eltern hätten die Pflicht, sich für ihr Kind einzusetzen und nötigenfalls einen verdächtigen Fotografen in die Schranken zu weisen, damit ein Bild ihres Kindes gelöscht werde und nicht irgendwo im Internet auftauche.

Dabei komme es immer auch auf die Sachlage an: Nicht jeder Mensch, der ungefragt Fotos macht, sei ein Pädophiler. In einem Fall handle es sich um ein Versehen, in einem anderen um einen berechtigten Verdacht. „Das ist immer eine Gratwanderung.

Entscheidend ist, dass Kinder, die sich einem anvertrauen, ernst genommen werden, und das Erzählte nicht nach dem Motto abgetan wird, das war ja eh nur der Nachbar, ein Bekannter oder am Land gebe es das nicht“, sagt die vierfache Mutter.

Bauchgefühl und Dunkelziffer

Manchmal würden Erziehungsberechtigte die Signale ihrer Schutzbefohlenen schlicht nicht richtig deuten. „Kinder reagieren mit einem feinen Gespür sehr viel sensibler auf Recht oder Unrecht, als wir glauben“, so Reuter. Wichtig sei dabei, Erwachsene, Jugendliche, aber auch Kinder stärker zu sensibilisieren.

Der Kinderschutzbund Konstanz bietet dazu Präventionskurse und Workshops an, damit Kinder und Jugendliche auf ihr Bauchgefühl hören und lernen, dass ihr Körper nur ihnen gehört.

„Wir erleben bei den Präventionskursen immer wieder, dass sich Kinder öffnen und uns Dinge erzählen, von denen es gut gewesen wäre, wenn sie die ihren Eltern früher erzählt hätten“, sagt die Allensbacherin. Schließlich gebe es Menschen, die entsprechend veranlagt sind, weshalb die Gesellschaft nicht arglos sein dürfe. „Die Dunkelziffer ist hoch“, sagt Reuter.