Der Friedensgruß gehört in der Liturgie einer katholischen Messe zu den besonders wichtigen Momenten. Fremde Menschen geben sich an diesem Punkt der Messe die Hand, andere winken sich über die Bänke zu oder umarmen sich. Der Pfarrer geht den Reihen entlang und schüttelt Hände, die Ministranten tun es ihm nach. Die Katholiken sind es inzwischen gewohnt, sie lieben die körperliche Geste. Umso ungewöhnlicher ist es, wenn ein Bischof seinen Gläubigen genau davon abrät. In Rottenburg ist das nun der Fall.
Die Erzdiözese Freiburg warnt ebenfalls
In einer Rundmail an alle leitenden Pfarrer legt die schwäbische Diözese eine ganze Reihe von Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus‘ nahe. Sie schreibt: „Um der gegenwärtig erhöhten Infektionsgefahr zu begegnen, soll in den Gottesdiensten bis auf Weiteres auf das gegenseitige Hände reichen als Friedensgruß verzichtet werden.“ Damit soll vermieden werden, dass sich Gläubige gegenseitig anstecken.
Das Bistum Rottenburg umfasst große Teile von Baden-Württemberg. Es umfasst die württembergischen Teil des Bundeslandes, darunter den Raum Stuttgart und Oberschwaben. Es reicht im Süden bis zum Bodensee, auch Schwäbisches Meer genannt.
Das Erzbistum Freiburg hat einen Tag später nachgezogen. Für die badischen Katholiken gelte dasselbe, man schließe sich den Empfehlungen aus Rottenburg nahtlos an, teilte eine Sprecherin der Erzdiözese auf Anfrage mit. Bereits für die Gottesdienste am kommenden Wochenende gelte diese Regelung.
Vorsicht mit dem Kelch
In Baden-Württemberg ist nicht nur der Friedensgruß vom Coronavirus betroffen. Auch von der Mundkommunion rät der Rottenburger Weihbischof Gerhard Schneider ab. Vorsichtig solle man auch mit der Kelchkommunion umgehen, teilt die Diözese ab. Dabei kreist der Kelch, mehrere Personen trinken hintereinander daraus. Der Kelch wird zwar nach jedem Trinkenden gereinigt und dann weitergereicht. Doch will die Diözese auf Nummer sicher gehen.
Was ansonsten nur am Karfreitag in der Kirche üblich ist, werden die Gläubigen in nächster Zeit als Normalfall haben: ein leeres Weihwasserbecken. Auch dies ist eine Vorsichtsmaßnahme gegen die momentan erhöhte Ansteckungsgefahr. Durch das Eintauchen der Fingers in das Becken könnte das Virus hinterlassen und übertragen werden, so der Gedanke.
Österreich ist sehr vorsichtig
Auch in anderen Ländern raten die Geistlichen zur Vorsicht. Im Salzburger Dom wurde bereits das Weihwasser aus den vorgesehenen Becken entfernt. Außerdem soll auch dort keine Mundkommunion gespendet werden, die vor allem von älteren Gläubigen bevorzugt wird. Wer die Kommunion spendet – Priester, Diakon, Kommunionhelferin – muss im Vorfeld die Hände desinfizieren, berichtet die Erzdiözese Salzburg.
Auch Salzburg rät vom Friedensgruß derzeit ab. Stattdessen möge man durch ein Nicken oder eine Verbeugung den herkömmlichen Handschlag ersetzen, schlägt das Ordinariat vor. Ähnlich hält es auch der Südtiroler Kirchensprengel Bozen-Brixen.