Schon bald könnte es heißen: Wenn Sie Ihr Kind zu uns in die Kindertagesstätte bringen wollen, muss es getestet werden. Tatsächlich arbeitet die Landesregierung in Baden-Württemberg an einer Testpflicht nicht nur in den Schulen, sondern auch in Kitas: Das erfuhr der SÜDKURIER aus dem Staatsministerium. Entsprechende Pläne würden derzeit im Kultusministerium ausgearbeitet, sagte Sprecherin Caroline Blarr.
Um eine Testpflicht etablieren zu können, müsse aber erst die entsprechende Infrastruktur geschaffen werden, sagte Blarr. So sei bislang noch unklar, ob die Tests zu Hause oder im Kindergarten direkt gemacht werden sollen. Der Wunsch der Einrichtungen und Eltern sei aber eher, die Tests vor Ort in den Kindertagesstätten zu machen, so die Sprecherin.

Auch, ob die Kinder unter Anleitung selbst die Tests machen sollen oder dafür geschultes Personal hinzugezogen wird beziehungsweise die Erzieher und Betreuer diese Aufgabe übernehmen, sei noch offen.
Fragen wie jene, ob die Eltern dann vor Ort dabei sein sollen oder können, müssten dann die jeweiligen Einrichtungen entscheiden, erklärte die Sprecherin.
Kindertagesstätten sollen zwei Mal pro Woche testen
Gesundheitsminister Manfred Lucha verwies auf die zunehmenden Infektionen in Kitas, das zeige, „dass wir auch hier verstärkt testen müssen, um Einschleppungen des Virus zu verhindern und Infektionsketten zu durchbrechen.“ Zusätzlich sei es aber weiterhin wichtig, dass die Gruppen in den Kindergarten getrennt blieben. Anders als in den Schulen gilt für die Kinder hier keine Maskenpflicht. Im Fall eines positiven Tests muss die gesamte Gruppe in Quarantäne.
Das Land hat entschieden, Corona-Schnelltests für Kindertagesstätten zu finanzieren, so lange es auf Bundesebene noch keine Entscheidung dazu gibt. Demnach sollen 450.000 betreuten Kindern und den etwa 100.000 Beschäftigten in Kindertagesstätten im Südwesten zwei Mal pro Woche getestet werden können.
In der Mitteilung ist zwar die Rede von einer „stufenweisen Einführung einer regelmäßigen Testung der Kita-Kinder in Baden-Württemberg“, nicht aber von einer Pflicht, wie es ab 19. April in den Schulen bei einer Inzidenz über 100 im jeweiligen Landkreis der Fall sein soll.
Eisenmann will Schließungen so verhindern
Damit will Kultusministerin Susanne Eisenmann gewährleisten, dass die Kitas nicht dauerhaft schließen müssen: „Kitas und Kindertagespflegeeinrichtungen geben den Kindern Halt und Struktur in ihrem Alltag. Der Kontakt mit anderen Kindern und die Förderung durch die Erzieher ist wichtig für ihre Entwicklung“, betonte die CDU-Politikerin. Mehr Tests böten mehr Sicherheit und könnten so dazu beitragen, die Kitas offen zu halten.
Eine entsprechende Regelung auf Bundesebene gibt es noch nicht. Deshalb übernehme das Land zunächst die Finanzierung.

Der Präsident des Städtetags, der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz, begrüßte den Schritt: „Konsequentes Testen in Kitas, Schulen und Betrieben sind die wichtigsten Säulen der Teststrategie, um Infektionen frühzeitig zu erkennen und neue Ketten zu unterbinden.“
Dem schließt sich auch der Präsident des Gemeindetags Baden-Württembergs, Steffen Jäger, an. „Mit umfrangreichen Testungen der Kita-Kinder und des Personals gewinnen wir ein großes Stück Sicherheit“, betonte er. So könne gewährleistet werden, dass die Einrichtungen geöffnet blieben.
Zuletzt hatte die Gewerkschaft Verdi nach dem Vorbild der Schulen im Südwesten gefordert. Dabei sollten aber nicht die Erzieher und Betreuer zusätzlich belastet werden, betonte Landesbezirksleiter Martin Gross.