1. Die Corona-Regeln benachteiligen Schüler noch immer, obwohl ein sicherer Schulbetrieb gewährleistetist
Mittlerweile ist wieder vieles möglich, Freizeitparks haben geöffnet und Kneipen können wieder bis nachts bewirten. Trotzdem ist an den weiterführenden Schulen immer noch Wechselunterricht vorgesehen, zumindest bis zum 21. Juni – das ist ein krasses Ungleichgewicht und für viele Menschen kaum nachvollziehbar. Durch regelmäßige Corona-Schnelltests für Schüler und Lehrer, Maskenpflicht, Abstands- und Hygiene-Regeln ist schon längst ein halbwegs normaler Schulalltag möglich. Der Blick auf das Tübinger Modellprojekt zeigt, dass mit regelmäßigen Tests das Infektionsgeschehen an den Schulen in den Griff zu bekommen ist. Ein größerer Infektionsherd kann damit zuverlässig verhindert werden.
2. Der Blick in Schweiz zeigt, was eigentlich möglich gewesen wäre
Während der zweiten Corona-Welle, die im Herbst 2020 begann, blieben die Schulen in der Schweiz im Gegensatz zur ersten Welle durchgehend offen. Dass sich dadurch die Infektionslage in der Schweiz im Vergleich zu anderen europäischen Ländern drastisch verschlechtert hätte, konnte trotzdem nicht beobachtet werden. Die Studie „Ciao Corona“ der Universität Zürich (www.ciao-corona.ch) hat in bisher drei Testreihen 2500 Schüler aus 275 Klassen in 55 Schulen untersucht, wie sich das Coronavirus bei Schülern ausbreitet. Ein Ergebnis ist, dass durch die Zeit der zweiten Welle die Infektionen unter Schulkindern zwar stetig anstiegen – jedes fünfte Kind hatte Corona – jedoch zeigte sich keine Häufung von Ansteckungen über Klassen oder ganzen Stufen hinweg.
Bei einer im Dezember parallel verlaufenden Unter-Studie wurde zudem herausgefunden, dass es trotz offener Schulen kaum unbemerkte Virusträger gab. Bei 67 Zürcher Schulklassen, die zweimal im Abstand von einer Woche getestet wurden, betrug der Anteil gerade einmal 0,2 Prozent.

3. Die seelische Gesundheit der Kinder litt im Home-Schooling
Neben der Vermittlung von Lernstoff sind Schulen auch wichtige soziale Orte, an denen sich Kinder und Jugendliche frei entfalten können. Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) hat eine Umfrage zum subjektiven Wohlbefinden von Abiturienten kurz vor und nach den Schulschließungen durchgeführt. Jugendliche berichten darin „von einem starken Abfall ihres Wohlbefindens, insbesondere diejenigen, die wenige Freunde hatten, haben stark gelitten“, fasst es Alexander Patzina vom der IAB zusammen.
Nach dem Präventionsradar 2021 der DAK-Gesundheit ist die Lebenszufriedenheit im Schnitt aller befragten Kinder um rund 20 Prozent im Vergleich zu der Situation vor Corona gesunken. Auch klagen viele Jugendliche über psychische Probleme, Vereinsamung und Zukunftsängste. Von der Politik fühlt sich ein Großteil junger Menschen zwischen 15 und 30 Jahren im Stich gelassen, was die Auswertung zweier Befragungen der Universitäten Hildesheim und Frankfurt am Main zeigt.
4. Eltern sind durch Fernunterricht dauergestresst
Nicht nur Kinder sind durch dauerhafte Schulschließungen stark belastet, viele Eltern ebenfalls. Mit Blick auf den Familienmonitor des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hat die Zufriedenheit der Familien während der Pandemie massiv abgenommen, psychisch belastet sind vor allem Mütter oder Familien mit niedrigem Bildungsniveau. „Die Eltern machen sich in erster Linie Sorgen um die Bildung ihrer Kinder und um deren Gesundheit“, bilanziert DIW-Wissenschaftlerin Christa Katharina Spieß im Deutschen Ärzteblatt.
5. Präsenz bedeutet dringend nötige Entlastung für Lehrer
Home-Schooling, Präsenzunterricht, Wechselunterricht. Durch den ständigen Wechsel der Unterrichtsformen fällt es dem besten Lehrer schwer, einen stringenten Unterricht zu planen. Zumal in vielen Fällen zwei Unterrichtsformen parallel bespielt werden müssen. Auch hat noch immer nicht jeder Schüler einen Laptop zur Verfügung und damit die Voraussetzung für eine verlässliche Teilnahme am Unterricht. Und selbst wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, entwischt der ein oder andere Schüler dem Unterricht oder taucht gänzlich ab und ist für manchen Lehrer kaum mehr zu fassen.