Es mutet wie eine Mammutaufgabe an: Mit Schwamm, Bürste, Wasser und jeder Menge Geduld machen sich die Restauratoren zentimeterweise über den gut 30 Meter langen Rumpf der „Landshut“ her. Das geschichtsträchtige Wrack steht, sicher verzurrt, inmitten der Halle Q am Flughafen. Tragflächen, Triebwerke, Ruder und andere Teile lagern seitlich.
Behutsames Vorgehen
Einfach mit dem Hochdruckreiniger drüber und die Sache wäre erledigt? Philipp Alexander Sojka lächelt und schüttelt den Kopf. „So einfach ist das nicht“, sagt der Metallrestaurator, der mit zwei Mitarbeitern mit der Reinigung des Fliegers betraut ist. „Wir müssen behutsam vorgehen, um nichts zu zerstören.“ Er spricht von einer schonenden Reinigung, um den Schmutz zu reduzieren: „Das Ding soll nicht strahlend-weiß aussehen.“
Einen guten Teil der Außenhaut haben die Experten schon gesäubert. Sie habe es mit verschiedenen Verschmutzungen zu tun, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben. Vor dem Abtransport nach Deutschland hatte die Maschine jahrelang bei tropischem Klima auf einem abgesperrten Flugfeld im brasilianischen Fortaleza gestanden und war den Elementen ausgesetzt. Dazu kommt, dass die Maschine nach 1977 mehrfach den Besitzer wechselte und immer wieder gepinselt, lackiert, geschraubt und geklebt wurde. Jetzt gilt es erst einmal zu ergründen, was zur Geschichte des Fliegers gehört und was einfach nur Dreck ist und weg muss.

Im Grunde also ein archäologisches Vorgehen: vermessen, analysieren, dokumentieren und testen, welche Lacke und Stoffe sich in welcher Reihenfolge auf den Oberflächen befinden. Dann wird entschieden, wie genau gereinigt wird. Die verschiedenen Lackierungen sind nicht überall am Rumpf gleichmäßig vorhanden, deshalb tasten sich die Experten abschnittsweise vor.
Hartnäckiger Algenbelag
Auffällig ist ein grau-schwarzer Belag, der sich hauptsächlich oben am Rumpf festgesetzt hat. „Das sind vermutlich die Reste von getrockneten Rotalgen“, sagt Metallrestaurator Philipp Alexander Sojka. Über eine von der Flughafenfeuerwehr ausgeliehene Rettungstreppe kommen er und seine beiden Mitarbeiter gut an die Stellen ran. „Sonst wär‘s schwierig“, ist Sojka dankbar über das Fahrzeug.

Mit Wasser, Bürsten, Schwamm und Pinsel reiben die Fachleute den Algenbelag ab. „Wir müssen sehr vorsichtig vorgehen, um nicht mehr als nötig abzutragen“, sagt Sojka. Das Grau-Schwarz verwandelt sich unter den Schwämmen in Rostbraun, bis schließlich eine grau-weiße Oberfläche zum Vorschein kommt. Dabei darf keine Feuchtigkeit in Ritzen oder gar ins Innere der Maschine gelangen, um Rostschäden auszuschließen.
Versuche mit Lösungsmitteln
An anderer Stelle testet der Restaurator mit verschiedenen Lösungsmitteln, ob sich Klebstoffe entfernen lassen. Ein Heftstreifen mit Angaben verschiedener Mischvarianten von Siedegrenzbenzin, Ehtanol bis Ethylacetat dokumentiert das Ergebnis. Mit einem Sauger und einer Bürste entfernt er im Leitungsgewirr unter den abmontierten Tragflächen groben Schmutz. „Hier darf gar kein Wasser hinkommen“, sagt er. Der Innenraum der Maschine wurde bereits leergeräumt und gesaugt.

Auf der rechten Seite sind über den Fenstern durch die Reinigung bislang überdeckte Schriftzeichen sichtbar geworden: PT-MTB. Ein Überbleibsel aus der Zeit zwischen 2002 und 2008, als die Maschine in Diensten der brasilianischen Fluggesellschaft TAF Linhas Aéreas im Einsatz war, bevor sie schließlich ausgemustert worden ist.

Etwa zehn Tage sind für die Reinigung durch die Spezialisten aus Hessen vorgesehen, sagt Christian Gieseke von der Bundeszentrale für Politische Bildung. Diese hat 2020 vom Deutschen Bundestag den Auftrag erhalten hat, die „Landshut“ öffentlich zugänglich zu machen in Form einer Ausstellung, die Ende 2026 eröffnet werden soll. Die „Landshut“ gilt als Symbol des RAF-Terrorismus vor 40 Jahren während des sogenannten Deutschen Herbstes. Die Ausstellung soll in diesem Kontext einen Erinnerungsraum darstellen.

Und wie geht‘s weiter? Als Nächstes wird die Ausschreibung des Ausstellungskonzepts erfolgen. Außerdem gilt es, die Statik es Flugzeugs zu prüfen. Denn dieses soll auch von innen zugänglich gemacht werden für Besucher.