Auf die Uhr schaut Jens Neumann gelassen. Schon weniger entspannt ist er, wenn er ans Wetter denkt. Sturm ist angesagt, auch Regenschauer. „Wir sind gut in der Zeit“, erklärt Neumann mit Blick auf die bereits stehende Bühne. Nur das Bühnendach hängt noch unten und muss noch an den vier Ecktürmen hochgezogen werden. Gemeinsam mit Dieter Bös führt Neumann die Geschäfte des Kultur-Teams Markdorf, das Veranstalter des viertägigen Markdorf Open Air ist. Das soll dann am Mittwoch starten, zur ersten Auflage seit dem Sommer 2019. „Endlich wieder“, freut sich Neumann.

Nach zwei vergeblichen Anläufen, nach zweimalig erzwungenem Aussetzen des Festivals auf dem Marktplatz steht dem Open-Air-Event nun nichts mehr im Wege. „Seitdem die meisten Corona-Beschränkungen aufgehoben wurden, ist dann auch unsere bis dahin immer noch vorhandene Skepsis gewichen“, sagt Neumann. Wobei er von einer gewissen Zweck-Skepsis spricht: „Damit man nicht so enttäuscht ist, wenn das ganze am Ende doch wieder abgesagt wird.“
Eines liegt dem Stadtkapellen-Vorstandsmitglied und Freie-Wähler-Stadtrat noch am Herzen: „Die Zusammenarbeit mit der Stadt hat wieder ganz hervorragend geklappt.“ Bauhof und Stadtgärtnerei hatten mit Hand angelegt, damit den Aufbau der Bühne nichts behindert. Dankbar ist Neumann auch für die Unterstützung aus den Vereinen.

Die Stars können kommen
Wer den Bühnenaufbau beim Marktplatz beobachtet, wer die Sattelzüge, die großen Kisten mit Streben, Stangen und Halterungen sieht und wer den Helfern zuschaut, wie sie das Festivalgelände systematisch mit blickdichten Absperrgittern einzäunen, der hegt keinen Zweifel mehr: Beatrice Egli, Nico Santos, Gentleman und die Spider Murphy Gang können nun kommen.
Neumann freut‘s: „Und viele, viele Markdorfer, aber auch Fans aus der ganzen Region bis in die Schweiz und nach Österreich freuen sich auch schon.“ Er weiß das von den zahlreichen Anrufen, die ihn erreichen. Von Menschen, die Karten haben wollen und von Leuten, die noch Karten aus den Vorjahren haben und jetzt nachfragen, ob die auch fürs Markdorf Open Air 2022 gelten. „Natürlich tun sie das“, versichert Jens Neumann.

Die Show muss laufen
Florian Hank ist der Technische Leiter beim Bühnenaufbau. „Zwölf mal zehn Meter“, sagt er, „das ist schon eine stattliche Größe.“ Sicher, für die ganz großen Weltstars braucht es dann auch gerne noch größere Bühnen. „26 mal 20 zum Beispiel, für Elton John“, erklärt der Bühnentechniker. Für Elton John, für Lionel Richie und für etliche andere Stars hat er schon den Boden bereitet. Doch mit den Jahren zählen die Namen kaum noch. Ins Gewicht fällt nur der möglichst reibungslose Ablauf der Show. Der Weg dorthin aber sei eine Folge von notwendigen Kompromissen, sagt Hank.
Boxenstopp in Markdorf
Jeder Künstler, jede Gruppe habe ihr eigenes Bühnenkonzept, eine Reihe im Vorfeld festgelegter Programmpunkte. Programmabfolgen, auf die die Bühnentechnik, das heißt die Musikanlage und die Beleuchtung, abgestimmt werden müssen. Abstimmungsbedarf gibt es also auch zwischen den Künstlern. „Wir können ja nicht nach jedem Konzert alles wieder neu arrangieren“, erklärt Florian Hank.

Indes muss auch beim Bühnenaufbau alles Hand in Hand gehen – das Zusammenspiel der Beteiligten. Fürs Markdorfer Open-Air-Event sind das immerhin 17 Personen, die schleppen, stapeln, stöpseln, schrauben. „Manchmal wundert‘s mich selbst, wie schnell alles geht“, erklärt Hank, „48 Stunden Aufbau, vier Tage Konzerte, 36 Stunden Abbau.“ Seine nächste Station ist der Nürburgring mit „Rock am Ring“.

Markdorf Open Air wird größer
„Es wächst“, sagt Alexander Rehm. Er ist verantwortlich für die Lichttechnik. Dafür, dass die Scheinwerfer genau dorthin leuchten, wo die Musiker das Licht und die Effekte brauchen.

Beim Open Air 2022 haben sich Beatrice Egli und Nico Santos noch ein bisschen mehr Farbe und eine noch größere Lichtshow gewünscht – übrigens auch noch etwas mehr Bühne. Und sie haben das bekommen. Ebenfalls erweitert worden sei die Tonanlage, erklärt Rehm.

Sattere, tiefere Bässe tönen. „Nein, im Umfeld wird man kaum mehr Wummern hören als schon bei den Konzerten vor zwei Jahren“, erklärt der Veranstaltungstechniker. Dank modernster Technik lässt sich das akustische Geschehen auf einen relativ eingegrenzten Bereich lenken. Der Countdown läuft. Los geht‘s am Mittwochabend mit der Schweizer Sängerin Beatrice Egli.
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