Noch im Oktober frohlockten viele Gastronomen über die gute Kundenresonanz in ihren Betrieben. Mit viel Kreativität und Elan war man an die Umsetzung der Abstands- und Hygieneverordnungen gegangen. In den Innenbereichen wurden die Plätze reduziert und draußen – je nach Möglichkeit – dafür Kapazitäten ausgebaut. Doch der derzeitige Lockdown traf die Betriebe erneut. Einzig die Möglichkeit eines Abhol- und Lieferangebot sollte helfen, wenigstens etwas Umsatz zu generieren. Der SÜDKURIER hörte sich, ob das Angebot angenommen wird und wie die Gastronomen in die Zukunft blicken.

Im „Lamm“ zählt jeder Umsatz
Romolo Gentile macht gute Miene zu einem ansonsten trostlosen Spiel. Die Tische im Ristorante Pizzeria „Lamm“ sind verwaist, einzig das Klingeln des Telefons unterbricht die unwirkliche Stille in den Gasträumen. Romolo Gentile nimmt dankend die Bestellungen am Telefon entgegen, denn sie sorgen für etwas sehr wichtiges: Umsatz. „Wir können einigermaßen davon leben und unsere Kosten decken, das ist alles, was momentan zählt“, so Gentile.
Stressig ist es für sein Personal derzeit nicht, jede Bestellung kann ohne längere Wartezeiten bearbeitet werden. So wird jede Pizza ganz traditionell von Hand zubereitet. Einen Favoriten haben die Kunden nicht wirklich, „Pasta und Pizza wird beides gleich bestellt“, so Gentile.
Abholungen laufen besser als Lieferungen
Schon im März reagierte man schnell und bot auch einen Lieferdienst an, aber er musste feststellen, „Abholung läuft wirklich besser, vielleicht nutzen viele die Gelegenheit, um mal aus dem Haus zu kommen.“ Mit einer wirklichen Verbesserung der Lage rechnet er nicht vor dem kommenden Frühjahr: „Ich denke nicht, dass wir erwarten sollten, dass am 11. Januar alles gelockert wird. Wir brauchen noch etwas Geduld.“
Stammkunden schauen regelmäßig im Café Auszeit vorbei
Amela Rock betreibt das Café Auszeit, sie bietet frischen Kaffee, kleine Snacks und selbstgebackene Kuchen zum Abholen an. „Ich habe Stammkunden, die regelmäßig vorbeikommen, aber insgesamt läuft es eher schleppend“, erzählt sie. Rein wirtschaftlich gesehen, wäre es für sie besser, wenn sie schließt und wartet, bis es Lockerungen gibt. Doch das will sie auf jeden Fall vermeiden.

„Ab dieser Woche werde ich nur noch von Donnerstag bis Sonntag öffnen, um die Kosten etwas zu senken, aber ich will auch zeigen, dass ich weiterhin da bin“, so Amela Rock. Die freie Zeit nutzt sie für neue Ideen, so gibt es jetzt von ihr zusammengestellte Backmischungen zu kaufen und in der Küche wird ständig an neuen Rezepturen für ihre beliebten Kuchen und Kekse getüftelt.

Weniger Umsatz im „Gör“, weil viele sparen müssen
Bei Hatice und Ali Kaval ist die Stimmung den Umständen gemessen gut, dafür lieben sie ihren Beruf zu sehr. Sie betreiben seit Mai 2019 in Bermatingen das „Gör“. Es gibt Pizza, Hamburger, Schnitzel und natürlich gegrilltes Fleisch (Kebap) vom Drehspieß (Döner). Der November-Lockdown sorgt für sehr schlechte Geschäfte, Ali Kaval kann es nachvollziehen: „Das ist jetzt anders als im März, die Leute sind jetzt vorsichtiger mit ihrem Geld, keiner weiß, wie lange es noch so weiter geht.“
Jeder Kunde hilft, durchzuhalten
Vor der Pandemie seien die Leute oft mindestens einmal in der Woche da gewesen oder hätten etwas bestellt, doch jetzt leisten sich viele nur noch einmal im Monat Pizza, Kebap oder Lahmacun, die Umsätze sind alles andere als erfreulich. „Ich freue mich über jeden Kunden, der bei uns bestellt, das hilft uns durchzuhalten“, sagt Ali Kaval.

Hamburger sind besonders beliebt
Besonders gut laufen seine Hamburger, die bei Ali Kaval eigenen, frisch gebackenen Brötchen gemacht werden. „Die schmecken den Leuten, aber natürlich wird auch nach Pizza und Döner Kebap gefragt, die wir immer frisch zubereiten. „In guten Zeiten verbrauchte er einen 12-Kilogramm-Drehspieß am Tag, seit November muss er am Ende des Tages öfter gutes Fleisch wegwerfen, wie er erklärt: „Das muss ich aus hygienischen Gründen leider machen, Kebap muss frisch gegrillt sein, ich kann das Fleisch am nächsten Tag nicht noch mal verwenden.“
Jetzt, nachdem der Lockdown bis zum 10. Januar verlängert wurde, hoffen Ali Kaval und seine Frau nur noch, bis dahin durchzuhalten und nicht schließen zu müssen. „Ich hoffe, wir schaffen das. Wir haben jetzt Dienstag Ruhetag, mal sehen, ob wir damit durchkommen.“