Kein Markdorf-Cup in diesem Jahr, die Hauptversammlung der Abteilung Fußball kurzfristig abgesagt, für September steht eine außerordentliche Abteilungsversammlung an. Es läuft nicht rund beim SC Markdorf. Was ist da los? Das fragen sich viele im Städtle.

Bei der Versammlung im September soll es laut den Verantwortlichen um die gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung des Vereins gehen und die Rolle, die jedes einzelne Mitglied spielt und spielen möchte. Hintergrund sei der, dass es immer schwieriger wird, genügend Vereinsmitglieder zu finden, die dem Namen gerecht werden. So werde immer mehr eine „Konsumenten“-Haltung beobachtet, stellen die Fußballer fest. Gemeint sei, dass mit Bezahlung des Jahresbeitrages die Mitglieder oder die Eltern von Jugendspielern eine Einbahnstraße in Richtung Forderungen befahren, aber kein aktives Mitwirken in der Gemeinschaft mehr stattfindet.

Projektgruppe möchte egozentrischen Trends entgegenwirken

Nun hat sich eine Projektgruppe gebildet, deren Ursprung in der Sorge um die weitere Entwicklung der Fußballabteilung liegt. Die Gruppe rund um die Ehrenmitglieder Karl-Heinz Restle und Peter Posprich sieht eine Chance, dem „heutigen egozentrischen Trends“ entgegenzuwirken.

Das Ziel ist es, die Mitglieder stärker in die Vereinsarbeit zu integrieren und für die vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen zu sensibilisieren. Die Gruppe möchte die Fußballabteilung weiterentwickeln. Der SC Markdorf sei mehr als nur ein Ort für sportliche Aktivitäten. Dieser Meinung sind Peter Posprich (64) und Karl-Heinz Restle (70), die bereits im Kindesalter im Verein gekickt haben.

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Posprich hat unter anderem 30 Jahre lang den Markdorf-Cup, ein überregional bekanntes Vorbereitungsturnier, organisiert, sich dann 2019 aus der Hauptverantwortung zurückgezogen. Dass das Turnier im Juli nicht stattgefunden hat, hatte verschiedene Gründe, weiß Posprich. Er nennt unter anderem zu wenige Anmeldungen, auch bedingt durch andere Turniere, die zeitlich stattfinden. Ob der Cup 2025 wieder stattfindet, bleibt offen. „Das bedeutet einen enormen Aufwand, den mittlerweile einer allein nicht mehr stemmen kann“, sagt Posprich.

Der Markdorf Cup, hier eine Szene aus dem Spiel zwischen dem SV Deggenhausertal (weiße Trikots) und dem SC Konstanz-Wollmatingen von ...
Der Markdorf Cup, hier eine Szene aus dem Spiel zwischen dem SV Deggenhausertal (weiße Trikots) und dem SC Konstanz-Wollmatingen von 2023, fand dieses Jahr nicht statt. | Bild: Christiane Keutner

Verhalten der AH-Mannschaft gibt den Ausschlag

Karl-Heinz Restle, der seit vielen Jahren in der Schweiz lebt, ist oft montagabends zum Skatspielen mit alten Vereinskollegen im Clubheim anzutreffen. Hier kam der Stein vor rund einem Jahr ins Rollen, als Restle mitbekam, wie wenig sich die Alte-Herren-Mannschaft (AH) ins Vereinsleben einbrachte. „Als dann damals ein Spieler meinte, er sei hier nur zum Spaß und nicht zum Arbeiten, habe ich mich sehr geärgert“, erinnert sich der 70-Jährige. Auch dass die fünf Skatspieler dem Pächter des Vereinsheims mehr Umsatz einbringen, als die am selben Tag trainierenden Senioren, sei ein Unding, so Restle.

„Es kann nicht sein, dass man den Verein nutzt, aber selber nicht bereit ist, etwas zu tun“, sagt Peter Posprich. Die beiden Männer möchten Anstöße geben, wie man die Mitglieder wieder ins Boot holen kann. Die Beobachtungen, dass viele nur noch fordern, ziehe sich von den Alten Herren bis zu den Jugendmannschaften durch. „Es stimmt einfach nicht mehr“, so Posprich, auch wenn eine erfolgreiche Erste Mannschaft derzeit vieles kaschiere.

Das Clubheim des SC Markdorf. Hier kam vor rund einem Jahr der Stein ins Rollen, die Situation innerhalb der Fußballabteilung ändern zu ...
Das Clubheim des SC Markdorf. Hier kam vor rund einem Jahr der Stein ins Rollen, die Situation innerhalb der Fußballabteilung ändern zu wollen. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Mitglieder für Bedeutung des Vereins sensibilisieren

Für Posprich und Restle ist der Verein eine „Herzensangelegenheit“. Ämter in der Vereinsleitung werden sie nicht mehr übernehmen. Aber sie möchten dabei helfen, die Mitglieder wieder dafür zu sensibilisieren, welche Bedeutung ein Verein für die Gemeinschaft habe. Ein Verein sei wichtig für die Entwicklung der Kinder, für das Sozialverhalten, für die Persönlichkeitsbildung – nicht zu vergessen: der gesundheitliche Aspekt. „Dieses Bewusstsein müssen wir wieder schaffen“, sagt Restle.

Konkrete Lösungsvorschläge sollen in den kommenden Wochen entwickelt und bei der außerordentlichen Versammlung am 27. September präsentiert und besprochen werden. Zur Vorbereitung wird eine schriftliche Umfrage bei den Mitgliedern inklusive aller Eltern der Jugendspieler durchgeführt. „Wir wollen Menschen finden, die sich mit Herz und Engagement für die Sache – für den SC Markdorf – einbringen“, sagt Karl-Heinz Restle.

Einiges hat in den vergangenen Jahren nicht gut funktioniert

Vielen Mitgliedern sei nicht klar, wie schwierig es sei, einen Verein zu führen, stellt Peter Posprich klar. Einiges sei in den vergangenen Jahren intern nicht gut gelaufen, die Kommunikation untereinander funktioniere oft nicht, stellen beide fest. Nun sei es aber an der Zeit, Verpasstes anzugehen und Vergangenes aufzuarbeiten – wie beispielsweise der „unerwartete“ Weggang der meisten A- und B-Jugendspieler am letzten Tag der Abmeldefrist zum FC Kluftern. Mit der Folge, dass der SC Markdorf zur aktuellen Saison keine A-Juniorenmannschaft mehr melden konnte.

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Karl-Heinz Restle wünscht sich Ziele, eine Vision. Wo möchte der Verein hin, was will er in den kommenden Jahren erreichen? Auch kritisieren beiden, dass die Fußballabteilung zu männerlastig sei. Es fehle die weibliche Sicht auf die Dinge.

So geht es Jungs! Trainer Daniel Schmid inmitten der jungen Gehrenbergtalente, die der SC Markdorf – hier im Jahr 2022 – gezielt ...
So geht es Jungs! Trainer Daniel Schmid inmitten der jungen Gehrenbergtalente, die der SC Markdorf – hier im Jahr 2022 – gezielt fördert. (Archivbild) | Bild: Christiane Keutner

Auf den „Gehrenbergtalenten“ aufbauen

Eine tolle Sache sei zum Beispiel das Förderzentrum „Gehrenbergtalente“, bei dem talentierte Spieler der Altersklassen U9 bis U13 auch aus umliegenden Vereinen des Bodenseekreises einmal pro Woche in Markdorf auf hohem Niveau trainieren. „Darauf muss man aufbauen und den SC Markdorf in der Außenwirkung attraktiver darstellen“, finden beide, die sich auch den Aufbau einer Mädchenmannschaft gut vorstellen könnten.