Markdorf – Tobias Andiel ist heute der Mann an der Kelle. In der Küche des Zunfthauses Obertor steht er am Herd und rührt. Von früh an kocht er bereits vom Metzger vorgekochte Rinderpansen – in der Küche kurz Kutteln genannt. Kutteln haben Tradition – im Schwäbischen wie auch im Badischen.

Doch in Markdorf besteht noch eine ganz eigene, besondere Tradition. Denn hier werden am Fasnetsdienstag „Elefante-Kutteln“ zubereitet, und das bereits seit vielen Jahren. Seit wann genau, das kann Hannelore Stark, eine der zwölf Elefanten-Kutteln-Köchinnen im Zunfthaus, auch nicht sagen. Kutteln hat es schon vor Jahren im alten „Schwanen“ gegeben, vom Schwanen-Koch Karl Klappenberger zubereitet. Damals, als an der Nordseite des Marktplatzes außer dem „Schwanen“ auch noch ein Gasthof „Linde“ die Markdorfer eingeladen habe.

Später dann, so berichtet Hannelore Stark weiter, habe die Frauen-Fasnetsgruppe „Die Zehn“ um Patricia Schnekenbühl an Fasnetsdienstagen ans Kuttel-Kochen angeknüpft. Man griff auf das Rezept von Karl Klappenberger zurück, taufte die Kutteln indes zu Elefanten-Kutteln um. Allerdings ohne deshalb Innereien von indischen oder afrikanischen Dickhäutern zu verwenden. „Wir machen das jetzt auch schon zehn Jahre, seit 2015“, erklärt Sabrina Gürtler, eine weitere Elefanten-Kuttel-Köchin. Die Damen gehören alle den Alt-Markdorferinnen an, einer Gruppe der Historischen Narrenzunft.

Noch stehen sie am Küchenschrank und legen Brotscheiben in bereitstehende Körbe. Ab 11 Uhr, mit Beginn des Elefante-Kuttle-Essens im Zunfthaus, werde sie dann bedienen. „Wenn der Sturm losgeht“, wie Roland Rothweiler erklärt, während er Speck anbrät. Ihm gegenüber steht Kurt Steiger. Auch er hält einen Pfannenwender in der Hand. Die beiden bereiten die Bratkartoffeln zu, die zum traditionellen Kutteln-Essen einfach dazugehören.

50 Kilogramm Kartoffeln werden dafür im heißen Schweineschmalz hin- und hergeschoben und gewendet. Und mit einem Mal ist es dabei längst noch nicht getan: Weil die Menge so groß ist – es geht um geschätzt 70 Portionen – müssen die Bratkartoffeln zunächst nur angebraten, dann bis zum großen Ansturm der Gäste in großen Schüsseln beiseitegestellt und anschließend erneut erhitzt werden, damit sie im Kachelofenraum des Obertors nicht kalt auf den Tisch kommen. Und jetzt erst, beim zweiten Erhitzen, „geben wir das Salz dazu“, erklärt Kurt Steiger. Am Mittag herrscht dann tatsächlich Hochbetrieb. Sabrina Gürtler trägt gerade einen Teller mit „Elefante-Kuttle“ zu einem der zahlreichen Gäste im mit bunten Wimpeln geschmückten Kachelofenraum. Die allermeisten sind kostümiert. Kaum jemand genießt sein Essen ohne närrischen Hut oder Mütze auf dem Kopf. Es bestellen aber nicht alle Gäste die „Elefante-Kuttle“. Sabrina Gürtler hatte bereits am Vormittag erklärt: „Kutteln sind nicht jedermanns Sache.“ Weshalb die Alt-Markdorferinnen außer „Elefante-Kuttle“ auch Fleischkäse auf ihrer Speisekarte haben: Fleischkäse mit Bratkartoffeln und Fleischkäse mit Brot.

Constanze Weiß hatte sich für Fleischkäse entschieden. Gleiches galt für ihre Töchter Mina und Evelien. „Probiert habe ich die ‚Elefante-Kuttle‘ dann aber doch“, erklärt Constanze Weiß. Bei ihrem Mann, Philip Weiß, der zum „Elefante-Kuttle“-Essen kommt, seitdem er denken könne. „Weil die einfach lecker sind“, erklärt der junge Vater.