Ohne ehrenamtliches Engagement würde es viele Projekte, Angebote und Hilfen in den Städten und Dörfern im Bodenseekreis nicht geben. Hinter den Vereinen und Gruppen stehen Menschen mit großem Herz und großen Zielen. Bernd Stecher ist keiner, der mit seinen Taten im Rampenlicht steht. Auch Franziska Trunz bringt ihre Zeit und Kraft oft im Hintergrund ein. Was die beiden eint? Ihre Menschlichkeit.

Bernd Stecher will die Welt ein bisschen besser machen

„Ich leiste keine regelmäßigen ehrenamtlichen Tätigkeiten in irgendeinem Verein“, wundert sich Bernd Stecher über die Anfrage zum Mitwirken an dieser Sommerserie. Lediglich bei den Grünen sei er Mitglied. „Ja, da habe ich auch schon zweimal für den Gemeinderat kandiert“, bestätigt er und wäre auch gern angetreten. Also setze er sich doch für das Gemeinwohl ein, lautet die Rückfrage und langsam beginnt er, zu erzählen.

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„Ich handele eher im Kleinen“, sagt er. Zum Beispiel, wenn er ratlose Touristen an Wegweisern in der Stadt sehe. Dann frage er, ob er weiterhelfen könne. „Das macht Spaß, wenn man weiterhelfen und die Welt ein kleines bisschen besser machen kann.“ Oder er setzt sich irgendwo auf ein Bänkle und beginnt Gespräche mit fremden Menschen. „Oft kommt bei solchen Gesprächen dann ein Lächeln zustande“, erzählt er und meint: „Davon brauchen wir viel mehr.“

Menschenfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und die Natur seien ihm wichtig. So habe er auch an der „Aktion Stadtradeln“ teilgenommen. Im vergangenen Jahr kam er unter die ersten drei Kilometerhelden. Manchmal wolle er aber auch ein Zeichen setzen. Der Anschlag in Halle auf eine Synagoge, bei dem 2019 zwei Menschen erschossen wurden, habe ihn so entsetzt, dass er spontan zwei Mahnwachen auf dem Marktplatz organisiert habe.

Die weithin sichtbare Burg ist das Wahrzeichen der Stadt.
Die weithin sichtbare Burg ist das Wahrzeichen der Stadt. | Bild: Lorna Komm

Auch der Beginn des Ukraine-Kriegs habe ihn schockiert. „Bevor die großen Spendenaktionen der Hilfsorganisationen begannen, musste was getan werden“, blickt er zurück. Er habe dann eine Sammelaktion angeleiert. Das Team habe im Klosterkeller Sachspenden wie Kleidung, Nahrungsmittel, Medikamente und Toilettenartikel gesammelt. Stecher war auch einer der Fahrer, die mit den randvollen Lastwagen bis an die ukrainische Grenze gefahren sind. „Das war ein Wahnsinnsaufwand damals“, erinnert er sich und spricht von Veranstalter- und Ausschankgenehmigungen sowie von Versicherungen. „Und das alles neben der täglichen, normalen Arbeit.“ Trotzdem habe es Spaß gemacht, da die richtigen Leute dabei gewesen seien und sich gegenseitig motiviert hätten.

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Zeitgleich habe er mit Freundes- und Bekanntenkreis einen Mahnstein an den Krieg auf dem Schlossplatz installiert. Später kamen noch ein Rucksack mit Postkarten aus der Ukraine und ein Pult mit einem Notizbuch dazu, in das jeder seine Gedanken zum Krieg schreiben konnte. Inzwischen ist diese Gedenkstelle abgebaut. Für die vielen Veranstaltungen auf dem Platz musste die Installation immer abgeräumt werden. Außerdem sei auf den Steinen, auf denen für jeden Kriegstag ein Strich gemacht wurde, letztendlich kein Platz mehr gewesen. „Da müsste man mal wieder was Neues machen“, sagt Stecher voller Tatendrang.

Franziska Trunz übt gleich mehrere Ehrenämter aus

Franziska Trunz ist im Gegensatz zu Bernd Stecher Mitglied in gleich mehreren Hilfsorganisationen. Sie ist tätig beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), bei der Psychosozialen Notfallversorgung (PSVN) und bei der Freiwilligen Feuerwehr in Stetten. Zudem engagiert sie sich bei der Lebensmittelausgabe im Ratskeller. Diese wurde von Bärbel Endress in der Coronazeit als vorübergehende Hilfe ins Leben gerufen.

Trunz habe ihre Unterstützung für das vermeintlich kurz angelegte Überbrückungsprojekt angeboten, aber es gebe immer mehr Menschen, die auf die Lebensmittelspenden dauerhaft angewiesen seien, damit sie mehr hätten als trocken Brot. „Für viele ist es nicht selbstverständlich, in einen Laden zu gehen und zu kaufen, was immer man auch essen will“, erklärt sie. Darum werde das Hilfsangebot weitergeführt und deshalb sei sie dabei geblieben. Während der Sommersaison agiere sie dort allerdings eher im Hintergrund mit organisatorischer Arbeit.

Franziska Trunz ist Mitglied in vielen Hilfsorganisationen. Es erfüllt sie, Menschen zu helfen, begründet sie ihr ehrenamtliches Engagement.
Franziska Trunz ist Mitglied in vielen Hilfsorganisationen. Es erfüllt sie, Menschen zu helfen, begründet sie ihr ehrenamtliches Engagement. | Bild: Lorna Komm

Seit der Kommunalwahl sitzt sie neuerdings auch noch für die Freie Wählervereinigung im Gemeinderat. Das alles schafft die 34-Jährige neben ihrer Arbeit als selbstständige Bootsbaumeisterin im eigenen Betrieb. „Ich mache das alles von Herzen gern“, sagt die gebürtige Meersburgerin. „Es sind meine Herzensprojekte.“ Es erfülle sie, Gutes zu tun und Menschen zu helfen. „Wenn es einen belasten würde, könnte man das nicht machen“, ist sie sich sicher. Gerade bei der PSVN sei es erfüllend, Menschen nach Schicksalsschlägen wieder zurück zur Handlungsfähigkeit zu bringen.

In der Sommersaison kommen zahlreiche Touristen durch das Unterstadttor in die Stadt.
In der Sommersaison kommen zahlreiche Touristen durch das Unterstadttor in die Stadt. | Bild: Lorna Komm

Auch bei der Lebensmittelausgabe gebe es viele gute Gespräche, da die Menschen teilweise auch über ihre Nöte reden wollen, berichtet Trunz, „aber wir lachen dort auch viel.“ Das sei das Schöne daran, Menschen zu helfen. „Es kommt auch viel zurück“, sagt sie. Es sei ein Geschenk, zuhören zu können, Dinge mitzunehmen und Lösungen zu finden. Dabei sei es nicht selbstverständlich, die Zeit zu haben sowie die Kraft aufzubringen und diese anderen Menschen zu schenken, findet Trunz und so sei sie froh, dass es ihr liege.

Meersburg in Zahlen, Daten, Fakten

  • Einwohner: 5893
  • Einwohner pro km²: 488
  • Durchschnittsalter: 49,1
  • Miete pro qm in Euro: 9,29
  • Wohnung Kaufpreis pro qm in Euro: 4599,51
  • Haus Kaufpreis pro qm in Euro: 4744,00
  • Auspendler: 2130
  • Einpendler: 1553
  • Bildung: Gemeinschaftsschule mit Ganztagsbetreuung (1), Aufbaugymnasium (1)
Bild 4: So machen wir Meersburg besser
Bild: SK
  • Bautätigkeiten: Aktuell bietet die Stadt einen Bauplatz auf der Gemarkung Baitenhausen zum Verkauf an. Angebote können bis zum 5. September 2024 eingereicht werden. Darüber hinaus steht die Verwaltung in den Planungen, um zukünftig Baugebiete bzw. Bauplätze zu schaffen.
  • Fernverkehr: nein
  • Regionalbahn: nein
  • Schwimmbäder: Therme, Frei- und Strandbad
  • Hausärzte: 6
  • Pflegeheime/Seniorenzentren: ja
  • Kitaplätze: 20 Plätze mit VÖ für U3 / 45 Plätze für GT für U3 / 100 Plätze VÖ für Ü3 / 80 Plätze GT für Ü3