Die Zeiten sind vorbei, dass sich traditionelle Holzbildhauer im Herbst vorwiegend an Krippenfiguren abarbeiten. „In diesem Bereich herrscht schon seit einigen Jahren regelrecht Flaute“, sagt der Owinger Hans-Georg Benz, der viele Jahre lang zwei wesentliche Standbeine hatte: Krippen und Krippenfiguren sowie Fastnachtsmasken. Dazwischen fertigt er auf Bestellung auch mal Handfesteres, wie klassische Bodenseeschränke. Rund acht Jahre ist es her, dass Benz den Großauftrag einer Weihnachtskrippe für die Kirche in Immenstaad abschließen und realisieren konnte. Mit einem regelrechten Tierpark samt großem Kamel. Die große Krippe in Salem-Neufrach trägt ebenfalls Benz' Handschrift. Doch auch diese fand dieses Jahr wohl nur wenige staunende Betrachter.

An Krippenfiguren besteht seit einigen Jahren wenig Bedarf. Diese Figuren schuf Hans-Georg Benz vor fast zehn Jahren für die Kirche in ...
An Krippenfiguren besteht seit einigen Jahren wenig Bedarf. Diese Figuren schuf Hans-Georg Benz vor fast zehn Jahren für die Kirche in Immenstaad. | Bild: Hanspeter Walter

Für die Owinger Nikolauskapelle hatte Hans-Georg Benz vor vier Jahren noch einen anmutigen und filigranen Engel geschnitzt. Auch in Zukunft könnte es hier ab und zu mal Arbeit für den Holzbildhauer geben. Die Verantwortlichen des Vereins zum Erhalt des Gotteshauses um den Vorsitzenden Gerhard Krimmer würden gern die Erneuerung der Figur des Schutzpatrons in Angriff nehmen, sollten ihnen unverhofft die erforderlichen Finanzmittel für einen neuen St. Nikolaus zufließen.

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Holzbildhauer Hans-Georg Benz mit seiner Figur des „Salvator Mundi“, den er vor drei Jahren für die Kapelle in ...
Holzbildhauer Hans-Georg Benz mit seiner Figur des „Salvator Mundi“, den er vor drei Jahren für die Kapelle in Meersburg-Riedetsweiler schuf. | Bild: Hanspeter Walter

Jedoch gibt es für kunstfertig in Handarbeit hergestellte Krippen kaum noch Nachfrage. Umso wichtiger ist für Hans-Georg Benz die Fastnacht, die ihm trotz Corona-Pandemie die Auftragsbücher ganz gut füllt. Und so befasste er sich auch im Herbst und in den Wochen vor Weihnachten vor allem mit Fastnachtsmasken, statt mit Maria, Josef und dem Jesuskind.

Das Schnitzmesser des Meisters verleiht dem Lindenholzblock nach und nach Ausdruck. Hier arbeitet Maskenschnitzer Benz an einer ...
Das Schnitzmesser des Meisters verleiht dem Lindenholzblock nach und nach Ausdruck. Hier arbeitet Maskenschnitzer Benz an einer Schotterwälder Maske. | Bild: Marcel Jud

Nun sind die Fastnachtsveranstaltungen tatsächlich alle abgesagt. Entsprechend kleinlaut fiel auch das Einschnellen am Dreikönigstag aus. Doch irgendwann wird wieder richtig Fastnacht. Davon sind die Brauchtumsvereine und Narren im süddeutschen Raum offensichtlich überzeugt und planen für die Zukunft. Davon zeugt die Liste der Bestellungen bei Hans-Georg Benz. Sie ist lang. Schließlich hat er sich landauf, landab als Maskenschnitzer in der zweiten Generation einen Namen gemacht. Beispielweise gab und gibt der Owinger den Überlinger Löwinnen ihr imposantes Gesicht.

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Für zwei stornierte Löwinnen sprang die Zunft ein

Selbst einzelne Stornierungen in der Pandemie bereiten dem Maskenbildhauer bisher im Grunde keine Sorgen. Zwei Überlinger Löwinnen hatten nach Rücksprache zwar ihre Bestellung zurückgezogen. „Doch der Verein hat die Masken in seinen eigenen Bestand übernommen“, sagt Hans-Georg Benz. Gleich mehrere Konstanzer Brauchtumsvereine tragen seine gestalterische Handschrift auf die Straße. Für die Konstanzer Kundschaft schafft Benz Kamele, Giraffen, Seewölfe und Hexen. Auch die Wolfsmasken der Narrenzunft Mühlhofen stammen aus seiner Werkstatt, ebenso wie die „Gablemale“, die er für Grasbeuren entworfen hat. Schließlich hat die Fastnacht in der Region eine lange Geschichte und schon vielen Unbilden getrotzt, sodass sie auch die Durststrecke einer Corona-Pandemie unbeschadet überstehen wird. Davon sind die Verantwortlichen überzeugt – wie derzeit auch beim Owinger Maskenschnitzer zu sehen ist.

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Maskenschnitzer kommentiert Corona auf eigene Art

So herrscht in der Werkstatt von Hans-Georg Benz in Owingen weitgehend Normalbetrieb, was das Maskenschnitzen betrifft. Undenkbar wäre in der momentanen Pandemie indes eine Ausstellung, wie sie vor fast auf den Tag genau sechs Jahren stattfand. Damals präsentierte der heute 56-Jährige seine Werke verschiedener Genres in der Owinger Galerie „Altes Rathaus“ – und stieß auf großer Resonanz. Die Besucher drängten sich damals so dicht wie es auch an der Fastnacht normal ist. In einer kommenden Ausstellung wird Benz ein ganz besonderes Stück präsentieren können, das auch später dauerhaft an seine Zeit in der Pandemie erinnert. Ganz aktuell kreierte er eine Halbmaske, in der ein strahlendes Gebiss auf ein Corona-Virus beißt. Genannt: Corona-Knacker.

Als Corona-Knacker: Das Virus konnte Hans-Georg Benz nicht den Humor nehmen.
Als Corona-Knacker: Das Virus konnte Hans-Georg Benz nicht den Humor nehmen. | Bild: privat