„Wenn Ihr wüsstet, wie wir uns freuet!“, begrüßte Beate Braun das Publikum im voll besetzen Kursaal. Bevor sie die ungeduldige „Bande“ rauslässt, verrät sie noch: „Wir haben uns verjüngt. Sie werden den Frauenkaffee zum Teil nicht mehr wiedererkennen – zwei neue Frauen, eine neue Hüfte und ein neues Knie.“

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Führt durchs Programm: Beate Braun.
Führt durchs Programm: Beate Braun. | Bild: Hilser, Stefan

Pfarrer Walter kräftig aufs Korn genommen

Internationales Schwerttänzertreffen in Überlingen: Es läuft ein bisschen chaotisch. Ein Schwerttänzer (Natascha Kramar-Sauer) sucht seine Kameraden: „My group is fott!“. Der Zeitplan kam aus dem Tritt, wahrscheinlich weil der Pfarrer mal wieder überzogen hat. „Der Pfarrer weiß nicht wie eine gute Predigt geht: Guter Anfang, guter Schluss und das dicht beieinander.“ Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass der anwesende Pfarrer Walter aufs Korn genommen wurde.

Tanz beim Internationalen Schwerttanztreffen.
Tanz beim Internationalen Schwerttanztreffen. | Bild: Hilser, Stefan

Gendern heißt, nur von Zuschauerinnen zu reden

Das Eis war gebrochen und die anfängliche Anspannung weg. In einem eleganten Outfit ganz in blau stellte Beate Braun sich in ihrer zweiten Anmoderation souverän und humorvoll dem vielfach umstrittenen Thema Gendern. Sie werde stets die weibliche Form nutzen. „Wenn ich von Zuschauerinnen rede, meine ich alle – auch die Männer.“ Wie elegant sich gendern lässt, demonstrierte später die Tanzgruppe. Sie trat in kunstvoll gefertigten Kostümen auf, die zur einen Hälfte aus einem Anzug und zur anderen aus einem Kleid bestand.

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Viel Prominenz inklusive Gerlinde Kretschmann

Wieder waren zahlreiche Ehrengäste bei der Frauenkaffee-Premiere. Beate Braun begrüßte unter anderem den ehemaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel, Gerlinde Kretschmann, Landrat Lothar Wölfle, OB Jan Zeitler sowie den Landtagsabgeordneten Martin Hahn mit Ex-OB Sabine Becker. Bei der Nennung von Pfarrer Bernd Walter fügte Beate Braun hinzu „Er gibt viel her!“.

Heidrun Dett (links) und Marga Lenski im Uferpark.
Heidrun Dett (links) und Marga Lenski im Uferpark. | Bild: Hilser, Stefan

Ist die Beach-Bar schon wieder zu?

Das Leben nach der Landesgartenschau: Das wollte eine Gruppe im sommerlichen Uferpark genießen. Zwei Frauen (Heidrun Dett und Marga Lenski) treffen mit der Komplettausrüstung ein, was sich als weise herausstellt. Es ist heiß, sie konnten erst spät los, weil die Zeitung erst am Mittag kam. Auch eine Goldbacherin (Monika Madlener) die sich bei ihrem Australien-Aufenthalt während der Bauphase des Uferparks einen hippen Akzent angeeignet hat, lässt sich vor dem Beach-Bar-Container nieder. „Ist der schon wieder zu?“ – „Wieso, hat der schon einmal aufgehabt?“

Schnellsprecherin Elke Wigger.
Schnellsprecherin Elke Wigger. | Bild: Hilser, Stefan

Stilsicher müssen sich auch Narren geben. Hier lieferte Frau Maier-Bödefeld (Elke Wigger) der neuen Narrenmutter gute Tipps von Frau zu Frau. Vorgetragen in atemberaubendem Tempo. Auch die Narrenzunft müsse sich der Gleichberechtigung stellen, schließlich wären es Frauen, die die Narrenmutter mit ihrem Outfit versorgt hätten. „Hinter jedem Narren steht eine starke Frau.“ Das gelte auch andernorts. „Was täten denn der Pfarrer und die katholische Kirche ohne die ganzen Frauen!“ Dafür gab es viel Applaus.

Eine Wanne voller Holoch-Wiber

Die Holoch-Wiber: Roswitha (Beate Braun) hat ihre Küche zu einem Bade- und Wellnesstempel umgestaltet. Man braucht nur noch einen Raum heizen, das Geld bringen die zahlenden Gäste, für Wirbel im Whirlpool sorgt sie mit dem Schneebesen und das Wasser wird täglich gewechselt. Doro Mittelmeier in ihrer Paraderolle der Frau Schnappauf ist mit den Krisen etwas hintendran und kommt mit selbst genähten Masken. Das Konzept wird noch mit Baptist (Anne Kretzdorn), Annemarie (Ingrid Johannsen) und Paula (Martina Porst) diskutiert, dann steigen sie zur großen Freude des Publikums in die Wanne.

Energiesparmaßnahme, von links: Anne Krezdorn, Martina Porst und Ingrid Johannsen.
Energiesparmaßnahme, von links: Anne Krezdorn, Martina Porst und Ingrid Johannsen. | Bild: Hilser, Stefan

Frau Schnappauf kommt passend zur Energiekrise mit Socken und muss erfahren, dass mittlerweile Waschlappen gefragt sind. Der Chef des Ordnungsamtes (Alexa Wohlt) listet seine Zuständigkeiten auf, zu denen auch Schwimmnudeln und Badeenten gehören. Frau Schnappauf macht sich wieder auf den Weg. „Waschlappen!“ seufzt sie und wirft dem Beamten vielsagende Blicke zu. Das Stück bekommt wie der anschließende Tanz der Waschlappen frenetischen Applaus.

Tanz beim Frauenkaffee Video: Hilser, Stefan
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Wehmütiger Abschied für Doro Mittelmeier

Vor der Pause stand ein wehmütiger Programmpunkt an. Beate Braun verabschiedete Doro Mittelmeier nach 29 Jahren Mitwirken im Frauenkaffee in die „Enkelzeit“. Die beliebte Darstellerin und ehemalige Leiterin der Tanzgruppe wurde mit Blumen, vielen rührenden Worten und schließlich stehenden Ovationen verabschiedet.

Zum Abschied funkeln die Augen: Doro Mittelmeier hört nach 29 Jahren im Frauenkaffee auf.
Zum Abschied funkeln die Augen: Doro Mittelmeier hört nach 29 Jahren im Frauenkaffee auf. | Bild: Hilser, Stefan

Im zweiten Teil ging es zuerst um einen Mantelhock als Ersatz für das Gassenfest. Während die Frauen den Seeblick feierten, vermissten die Männer das Flair im Dorf und die schief stehenden Tische. Auch bei der Gastronomie hapert es. Die bemühte und total überdrehte Bedienung (herrlich: Verena Stengele) versucht es rauszureißen, beherrscht alle Gastro-Floskeln, kann aber leider nicht rechnen.

Die Stadtverschönerinnen putzen Martin Walser alias Reiter vom Bodensee die Ohren.
Die Stadtverschönerinnen putzen Martin Walser alias Reiter vom Bodensee die Ohren. | Bild: Hilser, Stefan

Die Stadtverschönerer im Einsatz: Vor der toll gestalteten Kulisse des Lenkbrunns treffen sich Frauen im Magenta-Kittel (Natascha Kramer-Sauer und Elke Wigger). Sie lieben das Putzen und schwärmen von neuen Freundschaften. Dann kommt Konkurrenz in Form von drei weiteren Frauen. Dazwischen sorgt Anna Allweier (Moni Madlener) unermüdlich für gute Stimmung – „Weischt, wie ich meine?“. Schließlich wird der schönsten Arbeitsplatz der Stadt frenetisch mit schwingendem Staubwedel aber nicht immer ganz den Ton treffend besungen.

Vernissage im Bloderegraben mit Laudatorin Verena Stengele. Im Hintergrund Heidrun Dett.
Vernissage im Bloderegraben mit Laudatorin Verena Stengele. Im Hintergrund Heidrun Dett. | Bild: Hilser, Stefan

Stadträtin Marga Lenski nimmt sich BÜB+ vor

Zum Schluss ging es zur Vernissage in den Blatterngraben oder Bloteregrabe. Dort treffen eloquente Möchtegern-Kunstexperten auf Einheimische. Eine Klangkünstlerin nervt und eine Professorin mit langem Titel und noch längerem Doppelnamen hält die Laudatio. Die Bewertung fällt bei Gästen und Einheimischen unterschiedlich aus. Die Überlingerin (Marga Lenski) stört sich an einem als Kunstwerk in einem Baum gehängtes Sieb. „Da hätte man besser im Gemeinderat die Nachrücker aussieben können.“ Nur einer sei hängengeblieben, am äußersten Rand.

Damit schaffte es die BÜB+ zum zweiten Mal dank Marga Lenski ins sonst wenig politische Programm des Frauenkaffees. Zum Schluss bekam noch die Kampagne „The Länd“ musikalisch ihr Fett weg, dank der gut aufgelegten Frauenband Cellolitis. Wie immer ohne Cello und mit reichhaltigem Repertoire.