Klimaschutz ist in aller Munde. So auch in Uhldingen-Mühlhofen. Dort scheint es diesbezüglich nicht schlecht auszusehen. „Sie stehen gut da in Ihrer Gemeinde. Vieles ist schon positiv entschieden worden – vielleicht intuitiv“, sagte Ortsbaumeister Norman Zieger, als er als er auf Antrag der CDU den Gemeinderat über Klimaschutz und Energieeffizienz in Uhldingen-Mühlhofen informierte.

„Die Gemeinde hat bisher wahrnehmbar Priorität auf die Umsetzung von Projekten gelegt, nicht auf die Verfassung von Konzepten und Berichten.“

Reaktivierung des Wasserkraftwerks als „Leuchtturmprojekt“

Nach seinen Worten habe man in den vergangenen Jahren diesbezüglich zahlreiche Maßnahmen „fast selbstverständlich“ umgesetzt, ohne dafür eigene Leitlinien verabschiedet zu haben. Einzelne Projekte wie die Abwärmenutzung aus der Industrie, die Wiederinbetriebnahme des Wasserkraftwerks in Mühlhofen oder auch die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED könnten durchaus als „Leuchtturmprojekte“ angesehen werden, sagte er.

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Positiver Status quo

2014 sei in Zusammenarbeit mit dem Bauamt und der Energieagentur ein Klimaschutzkonzept erarbeitet worden, das jedoch nicht beschlossen worden sei, erklärte der Ortsbaumeister weiter. „Dabei wurden auch die Verbräuche aller kommunalen Liegenschaften über einen Zeitraum von drei Jahren systematisch erhoben und ausgewertet.“

Zu diesem positiven Status quo hätten sowohl die Verwaltung als auch Gemeinderat, bürgerliches Engagement und der örtliche Energieversorger beigetragen.

Fotovoltaikanlagen auf kommunalen Dächern

In Bezug auf die Energieeffizienz nannte er unter anderem die Errichtung von Fotovoltaikanlagen auf fast allen kommunalen Dächern durch eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts und eine Bürgerenergiegenossenschaft, die auch gemeinsam mit der EnBW für die Wiederinbetriebnahme des Wasserkraftwerks in Mühlhofen zuständig war.

Energieverbräuche kontrolliert und ausgewertet

Darüber hinaus habe man die komplette Straßenbeleuchtung auf LED umgerüstet. Der Bauhof werde durch eine Hackschnitzelanlage beheizt, die Energieverbräuche der kommunalen Gebäude würden seit mehreren Jahren kontrolliert und ausgewertet.

Abwärmenutzung ab Mitte Januar

Auch werde in Kürze industrielle Abwärme zur Beheizung kommunaler Liegenschaften in Mühlhofen genutzt, die Anschlussleitungen dafür seien bereits gelegt. Bürgermeister Edgar Lamm kündigte diesbezüglich an: „Voraussichtlich Mitte Januar ist es so weit.“

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Ladeinfrastruktur und ÖPNV im Fokus

Das Thema Mobilität ansprechend erinnerte Ortsbaumeister Zieger daran, dass man E-Ladesäulen sowie eine E-Schnellladesäule für Autos errichtet habe. Auch eine sogenannte Velobox zur Ladung von E-Bikes gebe es. Das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) des Regionalverkehrs Alb-Bodensee (RAB) und der Erlebnisbuslinien werde kontinuierlich verbessert.

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Viel bürgerschaftliches Engagement

Bürgermeister Edgar Lamm rechnet damit, dass die Bahnhaltestelle Mühlhofen innerhalb der nächsten zehn Jahre verwirklicht wird.

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Zieger nannte in Zusammenhang mit bürgerlichem Engagement das Projekt „Garten für Geflüchtete“ und die Unterstützung von Aktionen, bei denen Blumen- und Bienenwiesen angelegt wurden.

Als Reaktion auf die Folgen des Klimawandels seien ein Hochwasserschutz- und Starkregenschutzplan mit Bürgerinformation im Bauamt in Bearbeitung.

Mehr Segel- statt Motorboote im Hafen und Flächen für Tiny Houses?

Zieger schlug vor, die Anzahl der Motorboote im Gemeindehafen zu begrenzen und den Schwerpunkt auf Segelboote zu legen. Außerdem regte er an, wenig oder schlecht nutzbare Bauflächen für sogenannte Tiny Houses zur Verfügung zu stellen sowie freiwillig Biotopflächen zu ermöglichen.

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Bei Tiny Houses handelt es sich um winzige Häuser, die oftmals nicht mehr als 15 Quadratmeter Wohnfläche haben – ein Trend zum mobilen und reduzierten Wohnen, der aus den USA kommt. „Das sind aber kontroverse Themen“, fügte Zieger an.

Räte diskutieren Vorschläge

Wolfgang Metzler (BuF) bezweifelte die Realisierung einige dieser Punkte und kritisierte die ohnehin schon zu vielen Boote im Hafen, während Ute Stephan (BuF) dafür plädierte, Rollrasenflächen in bunte Blumenwiesen zu verwandeln.

Zieger wirbt für einfache Ziele und Transparenz, um Bevölkerung mitzunehmen

Klimaschutz sollte nach Darstellung des Ortsbaumeisters künftig „mit einfachen Zielen und vielen Schritten auf sehr vielen Ebenen gelebt und kommuniziert werden“. Norman Zieger zeigte sich überzeugt: „Wenn Klimaschutz beim Einzelnen zu mehr Lebensqualität und Sicherheit führt, wird das Thema eine breite Bevölkerungsschicht erreichen und eine hohe Akzeptanz finden.“

Mögliche künftige Ziele

  • Bezug von zertifiziertem Grünstrom für alle kommunalen Liegenschaften
  • Ausbau von Fotovoltaikanlagen
  • Festsetzung eines Energiestandards bei eigenen Neubauten und Sanierungen
  • Festsetzung von Energiestandards für Baugebiete, die in der Hand der Gemeinde sind
  • Mieterstrommodelle durch Energieversorger bei Mehrfamilienhäusern (Beispiel Stadtwerke Konstanz)
  • Mögliche Überprüfung alter Bebauungspläne zur Nachverdichtung im Bestand (Aufstockung von Gebäuden erleichtern, Anbauten oder Hinterliegerbebauung ermöglichen). Dadurch weniger Flächenverbrauch und bessere Ausnutzung vorhandener Infrastruktur
  • Vorrangige Nutzung lokaler Baumaterialien bei eigenen Bauvorhaben
  • Verbesserung der Bahnanbindung: neue Haltestelle der Bodenseegürtelbahn im Ortsteil Mühlhofen
  • Ausbau von Fahrrad- und Wanderwegen
  • Schutz des Waldes und Erweiterung von Waldflächen auf der Gemarkung