Bald schon gibt es in Albbruck eine Kinderarztpraxis. Michael Netzhammer, Kinder- und Jugendarzt, siedelt von seinem bisherigen Praxisstandort Tiengen nach Albbruck über. „Es kommt kein neuer Kinderarzt, sondern eine bestehende Praxis wechselt den Standort und die bisherigen Patienten werden hier weiter betreut“, betont Netzhammer. Seine „Praxis für Kinder- und Jugendmedizin Dr. Netzhammer“, so der offizielle Name, wird ab Mitte Januar im ehemaligen Albbrucker Postgebäude an der Bahnhofstraße für die jungen Patienten da sein.
Netzhammers Wechsel von Tiengen nach Albbruck fällt in eine Zeit, in der die kinderärztliche Versorgung im Landkreis Waldshut große Sorgen macht. Rein rechnerisch war die Situation bislang gut. Die Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) kam auf eine Versorgungsquote von 121,7 Prozent.
Gleich zwei Kinderärzte im Landkreis hörten dieses Jahr auf zu praktizieren
Nicht berücksichtigt wurde dabei allerdings, dass 60 Prozent der der derzeit noch elf Kinder- und Jugendärzte im Landkreis über 60 Jahre alt sind. Dieses Jahr hörten gleich zwei Ärzte auf. Michael Zerfaß, der in Tiengen seit dem Jahr 2000 zusammen mit Michael Netzhammer die Kinderpraxis Biberbau betrieb, ging in Ruhestand, ohne dass sich ein Nachfolger fand. Zudem schloss in Laufenburg Matthias Franki, einer der wenigen jüngeren Kinderärzte im Landkreis, aus gesundheitlichen Gründen seine Praxis. Mit der angespannten Situation befasste sich Mitte Dezember ein Runder Tisch, allerdings ohne konkrete Ergebnisse.
Das Zentralklinikum ist einer der Gründe für den Umzug nach Albbruck
Nachdem sein bisheriger Tiengener Praxispartner in den Ruhestand ging und sich ein Nachfolger ausblieb, entschied sich Netzhammer für eine räumliche Umorientierung. Für ihn habe die Entscheidung für den Standort Albbruck gleich mehrere Gründe, erklärt er gegenüber dem SÜDKURIER.
Einer davon sei der Wunsch, die medizinische Versorgung der Kinder und Jugendlichen im Landkreis Waldshut auch langfristig zu sichern. Durch den Bau des Zentralklinikums nebst geplantem Gesundheitscampus ergebe sich in Albbruck die Option für eine bessere Vernetzung und Zusammenarbeit. Netzhammer hofft, jüngere Kinder- und Jugendmediziner und weibliche Kollegen für diesen Standort zu begeistern.

Ein anderer Grund war für Netzhammer die Nähe zum Wohnort seiner Familie in Laufenburg. Nicht zuletzt gebe es auch eine ganz persönliche Verbindung zu Albbruck. Sei er doch in Kiesenbach zur Welt gekommen, so Netzhammer. Inzwischen gebe es durch seine Ehefrau Stefanie Netzhammer, die vor einem Jahr die Stelle als Albbrucker Schulrektorin angetreten hat, eine weitere Verbindung zur Gemeinde.
Der Albbrucker Bürgermeister ist begeistert über die neue Praxis
Rückblickend dankt Michael Netzhammer allen, die durch ihr Zutun den Einzug in die neuen Räume möglich machten. Bürgermeister Stefan Kaiser war von der Idee einer Kinder- und Jugendarztpraxis in Albbruck begeistert und hat sich in die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten wesentlich eingebracht.
Das ehemalige Postgebäude wurde für die neue Nutzung umgebaut
Bei der offiziellen Übergabe der Räumlichkeiten galt der Dank auch den Hausbesitzern Juliane und Egbert Hierholzer, die für die Umsetzung der ehemaligen Posträume in eine zeitgemässe Arztpraxis gesorgt haben. Es wurden notwendige Schallschutzdecken und spezielle Türen eingebaut und an dem denkmalgeschützten Gebäude besondere Akzente erhalten. So wurde aus der früheren Paketrampe am westlichen Eingang die neue Kinderwagenauffahrt und somit der barrierefreie Zugang zu den Räumen der Albbrucker Kinder- und Jugendarztpraxis geschaffen.