Die Bauarbeiten laufen, die Raumplanung für das Ärztezentrum im Erdgeschoss steht, die künftigen Mieter stehen Gewehr bei Fuß, auch Investoren melden sich bei Campusmanager Peter Mast in großer Zahl. Eigentlich können sich die Verantwortlichen des Gesundheitscampus über die aktuelle Entwicklung des zufrieden sein. Eigentlich, denn zwei Probleme beschäftigen Campusmanager Mast und Bürgermeister Alexander Guhl derzeit erheblich: Die fehlende Entscheidungsfreiheit aufgrund ungeklärter Formalien und fehlender Grundbucheintragungen.
Hinzu kommt, dass noch keine Landeszuschüsse geflossen sind, obwohl insbesondere Sozialminister Manne Lucha umfangreiche finanzielle Hilfen zur Kompensation der Krankenhausschließung in Aussicht gestellt hatte. Beides stellt die Verantwortlichen im Hinblick auf die Finanzierung des Campus‘ vor erhebliche Herausforderungen. Die Kosten für das Gesamtprojekt belaufen sich bekanntlich auf 45 Millionen Euro.
Investoren würden zweistellige Millionenbeträge in Campus stecken
Ersteres ist laut Masts Darstellung darauf zurückzuführen, dass der Landkreis der Campus GmbH bislang kein Unter-Erbbaurecht zugestanden habe: „Damit sind wir im Grunde nicht kreditwürdig und nur eingeschränkt handlungsfähig. Wir haben viele Interessenten, die in den Campus investieren wollen, doch wir können diesen bis jetzt keine konkreten Zusagen machen.“
Stattdessen müssten lange Entscheidungswege unter Einbeziehung des Kreistages in Kauf genommen werden. Dies habe immerhin schon dazu geführt, dass drei potentielle Investoren abgesprungen seien, so Mast. Aktuell befinde er sich in Gesprächen mit verschiedenen Interressenten, die teils deutlich zweistellige Millionenbeträge in der Stadt investieren würden: „Wir können aber nichts Konkretes aushandeln, weil im Grundbuch nichts fixiert ist“, so Mast.
Auch Bürgermeister Guhl äußerte Unverständnis, denn eigentlich sollten nach seinem Dafürhalten alle Beteiligten ein Interesse daran haben, dass das Campus-Projekt ein Erfolg werde – schließlich gehe es ja nicht nur um Belange der Stadt sondern um eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung für den gesamten Hochrhein.
Der Campus GmbH die Kompetenz zuzugestehen, Verträge „endverhandeln und abschließen zu können“, wäre nach Peter Masts Dafürhalten außerdem „ein wichtiges Signal nach außen und eine vertrauensbildende Maßnahme für die Menschen in der Region.“ Denn noch immer seien die Wunden der Krankenhaus-Schließung deutlich spürbar.
Entsprechend hat die Stadt für die Kreistagssitzung am 17. Oktober einen Antrag gestellt, um eine Grundschuld für das gepachtete Gelände aufnehmen zu können, so Guhl. Außerdem solle es möglich werden, Untererbbaupächter bestellen zu können. Er zeigte sich optimistisch, dass sich mit den Kreistagskollegen eine einvernehmliche Lösung finden lasse.
Schwarzelühr-Sutter: „Zusagen einhalten“
Auch Rita Schwarzelühr-Sutter, selbst Kreisrätin in der SPD-Fraktion, erachtet es als wichtig, „Zusagen, die in Sachen Campus getätigt wurden, einzuhalten, um das Projekt voran zu bringen.“ Denn die Region sei auf die Schaffung zukunftsfähiger Strukturen angewiesen, zumal es in der medizinischen Grundversorgung bereits jetzt spürbare Probleme gebe, die in absehbarer Zeit noch eine weit größere Tragweite annehmen können.
Das sieht auch Peter Mast so: „Im Landkreis gibt es 25 freie Hausarztpraxen, Tendenz steigend.“ Lösungsansätze wie das im Gesundheitscampus vorgesehene Ärztezentrum, die geplante Schaffung eine kommunal betriebenen medizinischen Versorgungszentrums, das die Möglichkeit hat, Ärzte anzustellen, sektorenübergreifende Behandlungsmöglichkeiten, die notwendige Infrastruktur für Telemedizin-Angebote – das seien Aspekte, mit denen perspektivisch auch neue Mediziner in die Region gelockt werden sollen.
Gleichwohl forderte Schwarzelühr-Sutter aber auch einen regelmäßigen Bericht zur Entwicklung des Gesundheitscampus‚ an den Kreistag. Und sie werde sich auch dafür einsetzen, dass es eine bessere, effektivere Zusammenarbeit zwischen den mit der medizinischen Versorgung befassten Stellen im Kreis geben wird. Dass etwa Campus GmbH wie auch zahlreiche Ärzte in der Region bislang nicht am sogenannten „Runden Tisch“zur Gesundheitsversorgung im Landkreis eingebunden sind, dürfte eigentlich nicht sein, so die Abgeordnete.
Land benachteiligt Hochrhein
Auch das Land halte sich im Übrigen mit seiner Unterstützung bisher extrem zurück, kritisierte Guhl. Demnach wurden zwischenzeitlich drei Förderanträge gestellt. Bei einem sei das Vorhaben immerhin in die nächste Runde gekommen, ein weiterer Antrag im Bereich Kurzzeitpflege ruhe momentan, weil notwendige Unterlagen noch fehlen, der dritte musste aufgrund von Überschneidungen zurückgezogen werden, so Peter Mast.
Und im Bereich der sektorenübergreifenden Medizin habe es eine glatte Absage gegeben: „Im Gegenzug müssen wir hören, dass zum Beispiel ein ähnlich gelagertes Vorhaben im Kreis Calw, das nocht nicht einmal fertig geplant ist, mit 150000 Euro unterstützt wird.“
Auch in diesem Punkt pocht Schwarzelühr-Sutter auf die Einhaltung von Versprechen: „Sozialminister Lucha hat die Schließung des Krankenhauses in Bad Säckingen zur Vorbedingung für Landeszuschüsse gemacht. Ich erwarte, dass er Wort hält.“ Denn der Hochrhein und die hier entwickelten, hoch innovativen Projekte dürften nicht abgehängt werden.
Bei allen Problemen in der Finanzierung haben die Campus-Verantwortlichen ihren Optimismus nicht verloren. Kein Wunder: Immerhin nimmt die Realisierung des Projekts immer deutlichere Form an.
In den Obergeschossen wurden die nicht sanierten Bereiche entkernt und Vorarbeiten für die künftigen Patientenzimmer und Funktionsräume der Rehaklinik getroffen. Im Oktober wird der städtebauliche Wettbewerb für das Campus-Areal ausgeschrieben. Es sei also vieles im Fluss. Und das am Ende etwas Gutes herauskommen werde, daran hat keiner der Verantwortlichen vor Ort Zweifel.