„Wir können Fahrrad!“ – das verkündet die Stadt Bad Säckingen auf ihrer Webseite. Dazu besteht Anlass: 2022 wurde die Gemeinde vom Land als fahrradfreundliche Kommune ausgezeichnet. „Es ist viel gelaufen, aber es bleibt auch viel zu tun“, schätzt Ralf Däubler, Gemeindereferent im Umweltamt die Radsituation ein. Selbstkritisch verzeichnet die Stadt auf einer im April erstellten Karte mit Radwegen sechs Schwachstellen. Grund genug, die Fahrradwege in der Stadt und durch die Stadt zu testen.
Also schwingen wir uns aufs Rad. Wir, das sind Moritz Stein und Rasmus Peters. Wir absolvieren unser Volontariat in der SÜDKURIER-Redaktion in Bad Säckingen.

Im ersten Teil unseres Checks fahren wir die Ost-West-Verbindungen durch die Rheinstadt, die gerade sommers von Fahrradtouristen auf ihren Wegen zwischen Basel und Bodensee genutzt werden. Dafür folgen wir den ausgeschilderten Wegen durch die Stadt.
Es kann eng werden
Vom westlichen Ortsteil Wallbach führt ein eigener, von der Straße abgetrennter Radweg in die Stadt. Zwar müssen sich Radler und Fußgänger die asphaltierte Strecke teilen, doch ist der Weg ausreichend breit, bis man das Ortsschild Bad Säckingen passiert.

Die leichte Steigung hinauf überragen im Hintergrund bald die Zwiebeltürme des Fridolinsmünsters die Dächer der Wohnhäuser. Der Hebelweg führt uns vorbei an Rewe und Expert Villringer in Richtung Innenstadt. Vorteil: Der Radweg ist markiert. Nachteil: Fahrräder teilen sich den Asphalt mit Autos und Lastwagen. Das kann mitunter auch mal eng werden. Obendrein hören bei der Einbiegung in die Gießenstraße die Sicherheitsstreifen plötzlich auf.

Die Wegführung für Radler verläuft jedoch ohnehin anders. Sie führt über die Fahrbahn in den Teil des Hebelweges für Anlieger. An der Einmündung in die Alte Basler Straße suchen wir fragend nach Markierungen. Nach kurzem Absuchen der Umgebung weisen kleine weiße Schilder mit grünem Fahrrad den weiteren Weg ins Zentrum. Auf der Straße ohne Sicherheitsstreifen radeln wir die Fahrbahn entlang.
Auch an der Lohgerbe treten kurz Verwirrungen auf: Der Radwegstreifen leitet rechterseits auf den Bürgersteig, linkerseits verbleibt er auf der Straße.

Bahnhof als Knotenpunkt
Der Bahnhof ist so etwas wie der Knotenpunkt der Bad Säckinger Fahrradinfrastruktur. Hier gibt es alles, was das Radlerherz begehrt: ein Fahrradparkhaus, Fahrradsafes, eine Leihstation für E-Bikes sowie eine Reparaturstation. Davon sind insgesamt fünf im Stadtgebiet verteilt. Neben einer Luftpumpe für alle gängigen Ventile hängt darin auch Werkzeug wie Sechskantschlüssel und Schraubenzieher bereit.
Vom Bahnhofsplatz weisen zahlreiche Schilder den Weg in verschiedene Richtungen und eine Tafel zeigt das gesamte Fahrradnetz durch die Stadt. Über die nahegelegene Albert-Gersbach-Allee fahren wir zur Rheinallee. Die wurde bereits 2017 zur ersten Fahrradstraße Bad Säckingens.
Die Rheinallee führt zum Bahnübergang an der Waldshuter Straße. Kurz vor der Schienenquerung geht es rechts auf den Murger Weg parallel zum Rhein entlang nach Obersäckingen. Er ist exklusiv für Fußgänger und Radfahrer ausgeschildert. Nur vereinzelte Autos, die einen der Schrebergärten am Wegesrand ansteuern, stören den sonst ruhigen und ungehinderten Verkehr auf dem geräumigen Weg.
Von Obersäckingen in die Altstadt
In Obersäckingen überqueren wir die Bahngleise am Heinrich-Hübsch-Weg und radeln im Großfeld am Kaufland vorbei. Hier führt der Radweg stadtauswärts Richtung Murg abermals ins Leere bzw. auf die Bundesstraße 34.

Giuseppe Panetta vom städtischen Tiefbauamt gelobt auf Anfrage Besserung: „Die Stelle habe ich schon auf dem Zettel“, sagt er. Wann die Radwegverlängerung umgesetzt wird, stehe derzeit allerdings noch nicht fest. Aber: Wer von Obersäckingen Richtung Osten will, kann ja eigentlich auch weiter auf dem Murger Weg fahren.
Aber zurück zum Kaufland. Hier testen wir den Radweg entlang der B34-Ortsdurchfahrt zurück ins Zentrum. Auf einem gepflasterten gemeinsamen Weg für Radfahrer und Fußgänger fahren wir also Richtung Westen. Der erhöhte Weg kann trotz ausladender Breite eng werden, etwa wenn ganze Familien darauf flanieren. Aber dann heißt es halt: langsam fahren und Rücksicht nehmen.

Wir erreichen wieder den Bahnübergang Waldshuter Straße – diesmal aber auf der anderen Seite. Über die neu angelegte Fahrradstraße in der Güterstraße fahren wir zur Moschee an der Rückseite des Bahnhofs entlang. Die Fahrradwege auf der kreuzenden Bergseestraße sind rot markiert und dadurch deutlich vom straßengrauen Asphalt abgehoben.
Radeln auf Kopfsteinpflaster
Sich fürs Fahrrad und damit eine Mobilitätswende einzusetzen, hat viele Gründe. Einer davon lautet: „Radfahren wird wirtschaftlich immer wichtiger.“ Das sagt Ralf Däubler von der Stadtverwaltung. Gerade in den Sommerferien ließen Radtouristen einiges Geld in einer Stadt, die am Radnetz zwischen Bodensee und Basel liegt, sagt er.

Vorbei am Bahnübergang Bergseestraße und den Beck-Arkaden kommen wir in der Altstadt an. Dort rüttelt das Kopfsteinpflaster die Fahrradfahrer etwas durch. Zu stark dürfte es allerdings nicht werden, da Banner und Aufsteller Radler auffordern, Schrittgeschwindigkeit einzuhalten. Zudem wartet das historische Zentrum mit allerhand velodienlicher Ausstattung wie Auflade- und Reparaturstationen.
Touristen finden sich gut zurecht
Die Reperaturstation im Zentrum hilft beispielsweise Katharina Werneke und Jürgen Rollié. Aus Nordrhein-Westfalen sind sie in den Süden aufgebrochen und verbringen hier ihren Urlaub. Gemeinsam fahren sie den Südschwarzwaldrundweg. Auf der Etappe von Waldshut nach Basel fahren sie durch Bad Säckingen – und suchen eine Pumpe. Rolliés Reifen könne etwas mehr Luft vertragen, sagt er. Am Rathausplatz werden sie in einer der Servicestationen fündig.

„Die Beschilderungen sind tadellos“, kommentiert Radtouristin Werneke die Wegführung durch die Stadt. „Wir haben alle Wege ohne Probleme gefunden“, ergänzt Rollié. Nach der Arbeit (Luftpumpe), folgt das Vergnügen und sie setzen ihren Weg in Richtung der Holzbrücke über den Rhein fort.
Denn auch der 450 Jahre alte Überweg ist ins Radnetz der Stadt integriert und bietet so ein weiteres historisches Highlight. Während Wernekes und Rollié ihren Weg nach Basel fortsetzen, fahren wir über Au- und Gießenstraße zurück in die Redaktion. Bleibt am Ende zu sagen: Ja, Bad Säckingen kann Fahrrad – überwiegend.