Durch eine personelle Rochade versucht die Stadt Bad Säckingen der Finanzprobleme beim Gesundheitscampus Herr zu werden: Nach nur 16 Monaten trennte sich der Aufsichtsrat von Jörg Blattmann (65) als Geschäftsführer. Als Nachfolger des Betriebswirts aus Berlin wurden als Doppelspitze mit Kämmerin Bettina Huber (42) und ihrem Stellvertreter Fabio Jenisch (35) zwei Finanzfachleute aus der Stadtverwaltung bestellt. Bürgermeister Alexander Guhl machte die Entscheidung am Donnerstag gegenüber der Presse öffentlich.

Die beiden neuen Geschäftsführer des Gesundheitscampus

Die Herrischriederin und der Schopfheimer wollen zunächst eine Bestandsaufnahme der finanziellen Situation der städtischen Campus GmbH machen. Ziel ist der Umbau des ehemaligen Spitals Bad Säckingen für deutlich unter 44 Millionen Euro und die Inbetriebnahme als Gesundheitscampus in etwa einem Jahr Ende 2023.

Huber und Jenisch: „Wir machen das, weil uns die Menschen hier wichtig sind“

„Wir machen das, weil uns die Stadt wichtig ist, weil uns die Menschen hier wichtig sind“, sprach Huber auch für ihren Kollegen Jenisch. Der Gesundheitscampus sei ein für die gesamte Region wichtiges Vorhaben, das nicht scheitern dürfe. „Wir möchten das Projekt realisieren – am besten für 35 Millionen Euro“, erklärte die neue Campus-Geschäftsführerin. Das wären neun Millionen unter den letzten Kostenschätzungen.

Der Gesundheitscampus Bad Säckingen

Ob dieses Ziel erreicht werden kann, weiß auch das neue Geschäftsführer-Tandem noch nicht. „Das Thema aktuell heißt Faktenfindung: Wer hat wann wen was beauftragt“, sagte Jenisch. Drei Monate nachdem der Aufsichtsrat erfahren hat, dass die Baukosten für den Campus von veranschlagten 28 auf 44 Millionen steigen würden und dem folgenden Baustopp, ist also immer noch nicht vollkommen klar, wie es dazu kommen konnte.

Unübersichtliche Entscheidungsstrukturen

Ein Grund könnten die unübersichtlichen Entscheidungsstrukturen gewesen sein. Angesichts der Größe des Bauvorhabens habe es die Stadt besonders gut machen wollen und Expertise von außen hinzugeholt, sagte Bürgermeister Guhl.

Bild 1: Gesundheitscampus: Jetzt übernehmen zwei Finanzfachleute aus dem Rathaus
Bild: Linke, Frank

Man habe es also nicht nur mit den ausführenden Firmen, Fachplanern und Architekten zu tun gehabt, sondern auch mit einem Bauleiter und einem Projektsteuerer – sowie als Vertreter des Bauherrn mit einem Geschäftsführer, der sich von Berlin mit einem Deputat von zwei wöchentlichen Arbeitstagen um die Campus-Baustelle kümmern sollte. Das habe nicht funktioniert, gestand Guhl ein.

Statt dem Berliner sollen es jetzt zwei aus dem Bad Säckinger Rathaus richten

Jetzt hat der Aufsichtsrat der Campusgesellschaft die Reißleine gezogen. Das Gremium habe einstimmig beschlossen, den Vertrag mit Blattmann aufzulösen, so Guhl. Der bisherige Geschäftsführer mit Büro in Berlin wird ersetzt durch zwei gleichberechtigte Nachfolger, die ihren Hauptarbeitsplatz im Rathaus von Bad Säckingen haben.

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Von dieser Lösung erhoffen sich Guhl und der Aufsichtsrat eine ganze Menge. Bei Problemen werde die Geschäftsführung schnell vor Ort zugegen sein, sagte der Bürgermeister. Die Konstruktion zweier einzelvertretungsberechtigter Geschäftsführer gewährleistete, dass Entscheidungen auch bei Urlaub oder Krankheit eines von beiden getroffen werden könnten. Außerdem seien Huber wie Jenisch im Gegensatz zum Gesundheitsfachmann Blattmann Finanzfachleute. „Wenn die Stadt ihre Kämmerin und ihren Kämmerer für so eine Aufgabe bereitstellt, dann signalisiert sie auch, dass sie voll hinter dem Projekt steht“, wies Guhl auf einen weiteren Aspekt der Säckinger Lösung hin.

Wie genau die Tätigkeit Hubers und Jenischs als Campus-Geschäftsführer mit ihrer bisherigen und weiteren Tätigkeit in der Verwaltung ausgestaltet werden soll, das steht noch nicht bis ins Letzte fest. Sicher ist nur: „Wir müssen jetzt Prioritäten verschieben. Ohne, dass etwas anderes runterfällt, geht es nicht“, sagte Jenisch. Für Entlastung in der Kämmerei werde die anstehende Besetzung einer dort seit längerem offenen Stelle sorgen, ergänzte Huber. Sie sagte weiter: „Alleine hätte ich mir das nicht zugetraut, und es wäre für einen allein auch nicht machbar.“

Guhl: Beim Gesundheitscampus wurde bisher kein Geld versenkt

Eine Botschaft in Sachen Gesundheitscampus war dem Bürgermeister noch besonders wichtig: „Wir haben da oben kein Geld versenkt. Alle erbrachten Leistungen sind werthaltig.“ Erzeigte sich weiter überzeugt, dass das Projekt ein gutes Ende nehmen werde: „Etwa heute in einem Jahr sollten die ersten Mieter zumindest mit dem Koffer dastehen, um einzuziehen.“ Doch wie Guhl bereits vorher angekündigt hatte, soll nun erst einmal das Dach des Gebäudes winterfest gemacht werden.

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