Cluedo ist eigentlich ein spannendes Brettspiel, bei dem die Teilnehmer kombinieren und einen Mordfall aufklären. Ähnlich geht es den Zuschauern der Festspielgemeinde, denn hier kommt das „Mörderspiel“ auf die Bühne. „Einer ist schuldig – keiner ist unschuldig“.

Die Gäste in der Villa Black horchen an der Tür.
Die Gäste in der Villa Black horchen an der Tür. | Bild: Jürgen Scharf

Gewitterstimmung für das mysteriöse Geschehen

Kaum sitzt das Publikum im Festspielgemeindehaus, donnert und blitzt es. Genau die richtige Gewitterstimmung für das mysteriöse Geschehen in dem alten, heruntergekommenen Herrenhaus. Ständig klingelt es an der Tür und der Butler begrüßt die Gäste einer seltsamen Abendgesellschaft, bei der der Gastgeber – höchst verdächtig – erst viel später auftaucht.

Leichen pflastern den Weg im Mörderspiel Cluedo.
Leichen pflastern den Weg im Mörderspiel Cluedo. | Bild: Jürgen Scharf

Rasante Krimi-Parodie mit Zügen einer Farce

„Willkommen im Club“, heißt es für die Damen und Herren, die etwas zu verbergen haben und erpresst werden. Das ist kein Spiel. Sechs Gäste, sechs Räume, sechs Mordwaffen, sechs Mordopfer: Was die beiden Regisseure Luisa Buckmann und Gerald Hacker aus diesem Plot machen, ist eine rasante Krimi-Parodie mit Zügen einer Farce. Eine köstliche Scharade, bei der das Publikum kräftig aufpassen muss, denn: Alle Mörder sind schon da.

Der Butler (Daniel Zobeidi, rechts) und der Colonel (Helmut Kaltenbach).
Der Butler (Daniel Zobeidi, rechts) und der Colonel (Helmut Kaltenbach). | Bild: Jürgen Scharf

Vieles erinnert an die Krimiqueen Agatha Christie

Eine kleine Rahmenhandlung bekommt das Stück, indem die Regisseure das Detektivspiel erst mal auspacken und vorführen. Und schon begeben sich die Figuren vom Spielbrett auf die Bühne. Vieles in dem mörderischen Zusammentreffen erinnert an die „Queen of Crime“, Agatha Christie, nicht nur die ständig ertönende „Miss Marple“-Titelmelodie. Das Regieteam greift tief in die Trickkiste des Hitchcockstreifens „Suspence“: Schreie, Schüsse, Kurzschluss, ein Dunkelmann geistert durchs Haus und in fast jedem Zimmer wird eine Leiche aufgefunden.

Und sie tanzen einen Tango: Angelika Snetkova und Johannes Schütz.
Und sie tanzen einen Tango: Angelika Snetkova und Johannes Schütz. | Bild: Jürgen Scharf

Die Zuschauer bleiben jederzeit am Ball

Die Inszenierung gefällt durch gute, moderne Theatereffekte: etwa, wenn die Personen in „Blaulicht“ auf der Stelle treten, sobald sie von einem Raum in den anderen gehen, wenn Szenen eingefroren oder in Zeitlupe gespielt werden. Das ist wirkungsvoll gemacht, sodass man als Zuschauer am Ball bleibt bei diesem Mördersuch- und Ratespiel.

Makaber: Der Beamte (Dennis Affeldt, links) spielt der Polizei was vor.
Makaber: Der Beamte (Dennis Affeldt, links) spielt der Polizei was vor. | Bild: Jürgen Scharf

Die Darsteller sind mit einer Mordlust dabei

Zumal auch die Darsteller mit „Mordslust“ dabei sind. Die Figuren geben aber auch bestes Schauspielerfutter ab. Als da wären: eine korrupte Senatorengattin (Sandra Mathis als eingebildete Gesellschaftsdame); eine Witwe aus Leidenschaft, die einige Ehemänner „überlebt“ hat (scheinheilig: Anne-Kathrin Ragusa); Miss Scarlet, erfolgreiche Geschäftsführerin eines Escortservice (Angelika Snetkova in sexy Netzstrümpfen, hochgeschlitztem Kleid und Zigarettenspitze).

Was hat die schwarze Witwe (Anne-Kathrin Ragusa) zu verbergen?
Was hat die schwarze Witwe (Anne-Kathrin Ragusa) zu verbergen? | Bild: Jürgen Scharf

Die Herren, die der Einladung folgen, haben auch keine weiße Weste: Professor Bloom (Johannes Schütz als überheblicher Akademiker mit Fliege) wird als „wollüstiger Arzt“ entlarvt, Colonel Mustard (Helmut Kaltenbach in Uniform militärisch auf Zack) als Stammgast im Rotlicht-Etablissement enttarnt und dem Beamten Mister Green (Dennis Affeldt mit theatralischem Auftritt) kommt eine Schlüsselrolle zu, denn er löst brillant den Fall auf.

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Einiges bleibt zunächst einmal unklar

Lange bleibt unklar, was der geheimnisumwitterte Hausherr Doktor Black (Dirk Tolksdorf) im Schilde führt. Und wer steckt eigentlich hinter dem so überkorrekten Diener Wadsworth? Daniel Zobeidi wirkt in der Rolle als gelackter, pomadiger Butler herrlich undurchsichtig und ragt mit seiner gekonnten Mimik und seinem schauspielerischen Talent heraus. Und es ist nicht zu viel verraten, dass er zum Spielmacher wird. Gefährlich lebt das weitere Personal, die Köchin (finster blickend: Gaby Merk) und das französisch parlierende Dienstmädchen Yvette (im reizenden Zofenkleid: Evelyn Marten).

Krimifans sollten sich das Schauspiel selbst anschauen

Die Auflösung kennt mehrere Schlüsse. Stopp! Alles ganz falsch. Noch mal von vorn. War es nun der Professor mit der Pistole? Der Colonel mit dem Schraubenschlüssel? Der nervöse Beamte mit dem Heizungsrohr? Die Witwe mit dem Strick? Die Politikergattin mit dem Dolch? Jeder könnte der Mörder sein. Wer es war, sollten sich Krimifans selbst anschauen. Sie werden eine Überraschung erleben.