Bereits zum dritten Mal musste das Schlittenhunderennen in Todtmoos abgesagt werden, die letzten beiden Jahre konnte es aufgrund von Corona-Einschränkungen nicht stattfinden, dieses Jahr aufgrund von Schneemangels. Auch die Liftgesellschaft in Herrischried trafen die Corona-Einschränkung hart und auch der Klimawandel macht manche Saison kürzer als früher. Allerdings ist Geschäftsführer Albert Schneider angesichts der steigenden Preise im Moment mehr besorgt um die Wirtschaftlichkeit als um die Wetterveränderungen. Und der Loipenverein Hotzenwald? Dem fehlt der Schnee, die Loipen sind unbefahrbar.

Kunstschnee seit 1971

Die Liftbetreiber haben Glück: In Herrischried können die Pisten mit Schneekanonen und Lanzen präpariert werden. Dies ist jedoch keineswegs eine Neuheit, erklärt Liftgeschäftsführer Albert Schneider: „Wir in Herrischried waren die ersten auf dem Hotzenwald mit einer Schneekanone.“ 1971 wurde in Herrischried die erste, 1974 die zweite angeschafft. Seit 2012 wird mit sogenannten Schneelanzen beschneit, berichtet Schneider, diese seien effektiver und leiser und könnten bereits bei minus zwei Grad eingesetzt werden. Die alten Geräte machen Schnee erst ab minus fünf Grad. Das Wasser der Schneekanonen stammt laut Schneider aus einer eigenen Quelle, kein Wasser wird hinzugekauft oder verschwendet, nur „zwischengelagert bis ins Frühjahr.

Sorgen um die Wirtschaftlichkeit

Was dem Geschäftsführer mehr Sorgen als der Schnee macht, sind die steigenden Energiepreise. Ein 430 PS starker „Pistenbully“, fünf Schneekanonen, ein Schlepplift, sowie die Flutlichtanlage der Skilift GmbH in Herrischried sind durch die Energiekrise deutlich teurer geworden. Als Folge mussten die Ticketpreise erhöht werden, bedauert er: „Sorgen mache ich mir im Moment darüber, ob sich die Menschen in Zukunft den Wintersport überhaupt noch leisten können.“

Der Liftbetreiber ist in erster Linie froh darüber, „dass die neue Saison wieder ohne Corona-Einschränkungen ablaufen kann“, sieht die Wetterveränderungen bisher nicht so dramatisch: „Wir hatten früher auch schon Winter mit und ohne viel Schnee, sonst hätten wir die Schneekanonen ja nicht gebraucht.“

Der Loipenverein Hotzenwald steht parat, aber der nötige Schnee. Fehlt. Der Verein um (von links) Rudi Kurtz, Peter Koch und Bernd ...
Der Loipenverein Hotzenwald steht parat, aber der nötige Schnee. Fehlt. Der Verein um (von links) Rudi Kurtz, Peter Koch und Bernd Kühnel (Vorstand) spürt den Klimawandel. Die Betriebstage werden immer weniger. | Bild: Charlotte Fröse

Kunstschnee für Loipen keine Alternative

Für Langläufer wirkt sich die Wettersituation hingegen deutlich kritischer aus. Bernhard Kühnel, Vorstand des Loipenverband Hotzenwald berichtet, wie der Verein die Klimaveränderungen spürt. „Die letzten Winter waren wärmer als sonst, es gab zwar viel Niederschlag, jedoch blieb der Schnee oft nicht liegen“, als Folge dessen konnten die Loipen an deutlich weniger Tagen präpariert werden.

Warum Kunstschnee keine Alternative ist: „Mit Kunstschnee ist eine Länge von maximal ein bis zwei Kilometer zu beschneien, jedoch kein Loipennetz, das viele Kilometer lang ist“, so Kühnel. Alleine aus rechtlichen Gründen sei Kunstbeschneiung in Herrischried schwierig, da große Streckenteile an einem geschützten „Flora-Fauna-Gebiet“ (FFH) grenzen. Außerdem bräuchte es einen extra Wasserspeicher und die Kosten wären zu hoch. Der Verein finanziert sich aus Mitgliederbeiträgen.

Wie steht es um die Zukunft des Langlaufsports?

„In die Glaskugel kann ich nicht schauen“, meint Kühnel. Auch in höheren Lagen sei gestiegenen Temperaturen das Problem. Die letzten beiden Jahren sei die Zahl der Betriebstage der Loipen auf ein Niveau von 60 Tagen gesunken. Früher seien es 100 bis 120 Tage gewesen in einer guten Saison. „Die Natur hat ihre eigenen Zyklen“, so Kühnel. Der Loipenvorstand geht davon aus, dass die Langlauf-Saison vermutlich weiter verkürzt wird und sich die Sommersaison mit Fahrrad und Wandern verlängert.“

Wie Bürgermeister die Gemeinde zukunftsfest machen wollen

Bürgermeister müssen im Allgemeinen Berufsoptimisten sein. So blickt auch Herrischrieds Bürgermeister Christian Dröse trotz Klimawandel positiv in die Zukunft. Er sieht die Gemeinde für die Zukunft gut aufgestellt. Herrischried habe mit seiner Eissporthalle den Vorteil, im Winter auch Freizeitvergnügen ohne Schnee anbieten zu können. „Eislaufen ist unabhängig vom Wetter möglich“, so Dröse, „in diesen Winterferien hatte es draußen wenig Schnee, davon hat die Eishalle wiederum profitiert“, so die Bestandsaufnahme des Bürgermeisters.

Eine lange Reihe von Skifahrern, von alt bis jung, vor dem Lifteinstieg. Das Bild ist am letzten Januar-Wochenende in Herrischried ...
Eine lange Reihe von Skifahrern, von alt bis jung, vor dem Lifteinstieg. Das Bild ist am letzten Januar-Wochenende in Herrischried entstanden. | Bild: Jonathan Niedermaier

Mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach möchte Dröse die Eishalle in Herrischried im Sommer zukunftsfit machen. Mit eigenem Strom werde die Eishalle unabhängiger vom Energiepreis und die Gemeinde leiste einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz. „Jede Kilowattstunde, die wir selbst produzieren, müssen wir nicht einkaufen.“

Rennalternative und Ausweichtermin für Schlittenhunderennen

Marcel Schneider ist seit letztem Jahr Bürgermeister der Gemeinde Todtmoos. Die Gemeinde musste auch dieses Jahr das Schlittenhunderennen absagen. „Das ist ein herausragendes Ereignis für Todtmoos und die Region“, dessen ist sich Schneider bewusst.

Auch die Eishalle in Herrischried hatte am 29. Januar viele Besucher auf dem Eis.
Auch die Eishalle in Herrischried hatte am 29. Januar viele Besucher auf dem Eis. | Bild: Sebastian Ridder

Nach dem Alternativprogramm zum Rennen am Wochenende, möchte er in „Gespräche mit dem Schlittenhundeverband einsteigen“, um sich gemeinsam „Gedanken zu machen, wie das Event zukunftsfest gemacht werden kann“ – trotz Klimawandels. Aktuell sieht er zwei Möglichkeiten: Erstens könnte man in Zukunft einen Aufweichtermin bereitstellen, einen solchen habe es früher bereits einmal gegeben. Zweitens könnte über eine schneefreie Rennalternative nachgedacht werden, zum Beispiel ein Schlittenhunderennen auf Rädern.

Das könnte Sie auch interessieren