Das Leben auf dem Land ist geprägt von ehrenamtlichen Engagement. Auch im 1300-Seelen-Dorf Häusern engagieren sich zahlreiche Bürger in ihrer Freizeit für ihre Gemeinde. Dazu gehören Johannes Sebulke und Rainer Schwinkendorf.
Johannes Sebulke ist das Gedächtnis der Heimat
Johannes Sebulke (83) hält die ehrenamtliche Tätigkeit für sehr wichtig. Schon während seiner Bundeswehrzeit habe er mit seiner Gruppe ehrenamtlich Bildungsausflüge und kurze Praktika in der Bahnhofsmission und in Obdachlosenunterkünften unternommen. In Häusern trat er 1987 in den Heimatverein ein und und legte die Hochschwarzwälder Tracht an.
Sebulke wurde in Breslau/Schlesien geboren und ging in München zur Schule. Nach dem Maschinenbau arbeitete er als Entwicklungsleiter bei diversen Firmen und zog 1981 mit seiner Familie nach Häusern.
Als Heimatvertriebener wisse er, wie wichtig das Wissen um die Heimat ist. Zu Beginn hat der 83-Jährige als Gitarrist mit Erna Kaiser, die Handharmonika spielte, eine „Stubenmusik“ gebildet und Auftritte des Vereins musikalisch untermalt. 2006 wurde Sebulke als Schriftführer und Chronist in den Vorstand gewählt. In dieser Zeit hat er die Konfiguration einer Datenbank und Überführung aller Bestandsdaten in die Wege geleitet.
„Als Chronist bin ich dafür bekannt, dass ich meine Berichte in Form einer Bilddokumentation, teilweise mit Videos und Musikuntermalung unterlegt, vortrage.“ Ein Höhepunkt sei die Feier zum 40-jährigen Bestehen des Vereins 2018 gewesen. Dafür hat er ein Feature über die Geschichte des Heimatvereins seit der Gründung 1978 zusammengestellt und bei Festveranstaltungen vorgetragen.
Herausragend ist auch das kirchliche Engagement von Johannes Sebulke. Auch hier war der zunächst musikalisch tätig. So gestaltete er über zehn Jahre mit seiner Gitarre die Taizè-Andachten und Gottesdienste in der evangelischen Johanneskirche in Höchenschwand. Auch dokumentierte er die Konzerte des damaligen Flötenensembles Flaute Dolce in Bild und Ton.

In der Kirche sei vieles im Umbruch. Seit 2010 ist Sebulke im örtlichen Gemeindeteam tätig und gehört seit der Bildung der Seelsorgeeinheit St. Blasien auch dem Pfarrgemeinderat an und ist dort im Stiftungsrat tätig. Besonders stolz ist der 83-Jährige auf die zukunftssichere, bauliche Gestaltung der Pfarrkirche St. Fridolin und die Installation einer Photovoltaikanlage zur Senkung der Stromkosten für die Kirchenheizung. Bis vor fünf Jahren habe er noch um die grundsätzliche Akzeptanz kämpfen müssen. Auch das Denkmalamt habe das Projekt gestoppt. Nun habe das Amt eingelenkt. „Ich hoffe, dass das Projekt erfolgreich zum Abschluss gebracht werden kann.“

Johannes Sebulke ist auch Mitglied im Schwarzwaldverein und unternahm zehn Jahre lang Wanderungen mit den Kurgästen der Rehaklinik in Höchenschwand. Seit zwei Jahren ist Sebulke offizieller Wanderführer. Der Schwarzwaldverein will künftig auch sportliche und jüngere Wanderer ansprechen. Daher arbeitet ein Team zurzeit Wanderungen auf dem Albsteig aus (18. und 25. August sowie 8. September).
Rainer Schwinkendorf und seine Mitstreiter ermöglichen den Badespaß
Damit das Leben in Ortschaften wie Häusern überhaupt funktioniert, braucht es das ehrenamtliche Engagement seiner Bürger in den Vereinen, ist sich Rainer Schwinkendorf sicher. Der 60-Jährige lebt seit seiner Geburt in Häusern, arbeitet dort und engagiert sich ehrenamtlich in seiner Freizeit. Schwinkendorf fühlt sich in Häusern wohl, denn im Gegensatz zu vielen anderen Dörfern dieser Größe verfüge der Ort über eine gute Verkehrslage und Infrastruktur.
16 Jahre gehörte er dem Musikverein an, war zwölf Jahre als Jugendtrainer im Sportverein tätig und war viele Jahre im Jugendvorstand an. Zudem gestaltet er seine Heimatgemeinde, die er vor allem wegen der guten Verkehrslage und Infrastruktur schätzt, seit drei Amtsperioden im Gemeinderat Häusern mit.

In Häusern und darüber hinaus ist der 60-Jährige aber in erster Linie für sein Engagement zum Erhalt des örtlichen Waldfreibades bekannt. Seit 2005 ist er Vorsitzender des von ihm und ein paar Mitstreitern gegründeten Fördervereins. Den Freunden des Waldfreibades Häusern/Höchenschwand ist es bis heute gelungen, das von der Schließung bedrohte beheizte Waldfreibad für die Bevölkerung zu erhalten.
Über viele Jahre war das Freibad für die Gemeinden Häusern und Höchenschwand ein Zuschussbetrieb, der Jahr für Jahr ein hohes Minus erwirtschaftete. Letztlich dachten die beiden Bürgermeister, Werner Rautenberg (Höchenschwand) und Thomas Kaiser (Häusern), darüber nach, das Bad zu schließen. „Es sollte ein Naturbadesee entstehen, den keiner wollte“, erinnert sich Schwinkendorf.
Schwinkendorf, der sich zusammen mit ein paar Gleichgesinnten intensiv mit dem Erhalt des Bades beschäftigt hatte, bot 2004 dem neuen Höchenschwander Bürgermeister und seinem Amtskollegen in Häusern an, das Bad für einen symbolischen Betrag zu kaufen und den Betrieb über einen Förderverein zu gewährleisten. Voraussetzung sei allerdings ein Zuschuss von je 50.000 Euro von Höchenschwand und Häusern. Dem stimmte die Gemeinderäte beider Gemeinden zu.
„Aus steuerrechtlichen Gründen strebten wir einen Kauf des Bades und den Betrieb über einen Förderverein an“, so Schwinkendorf. Die Verantwortlichen rechneten über die Rechtsform eines eingetragenen Vereins (e.V.) mit vielen Spenden und unentgeltlichen Arbeitsleistungen aus der Bevölkerung und der Wirtschaft. Wenn er heute auf die vergangenen 20 Jahre zurückblickt, sei seine damalige Einschätzung richtig gewesen. Das große Engagement der Bürger und die Unterstützung durch viele Gewerbetreibende beider Gemeinden hätten einen entscheidenden Anteil am Erfolg für den Weiterbetrieb des Freibades gehabt.

Der Vorstand habe sich in all den Jahren dafür eingesetzt, dass der Förderverein die Rechtsform des eingetragenen Vereins behielt und dadurch Spendenbescheinigungen ausstellen durfte. In den 20 Jahren hat der Verein das Versprechen erfüllt, das Bad am Leben zu erhalten. Es habe in dieser Zeit sehr gute, aber auch weniger gute Jahre gegeben. Denn natürlich ist das Freibad immer von der Witterung abhängig. Das Gerüst für die Zukunft steh. 2025 will sich Schwinkendorf nach 20 Jahren als Vorsitzender zurückziehen. Er hofft, dass bis dahin ein Nachfolger gefunden wird, der seine erfolgreiche Arbeit fortsetzt.
Häusern in Zahlen, Daten, Fakten
- Kreis: Waldshut
- Fläche in Hektar: 888
- Bevölkerung: 1327
- Einwohner pro km²: 149
- Pendler: ein: 254, aus: 561
- Altersdurchschnitt: 47
- Bildung: eine Grundschule
- Miete pro m² in Euro: 7,12
- Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 2273,65
- Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 3054,75
- Bautätigkeit: Die Gemeinde Häusern hat unlängst ein Baugebiet erschlossen. Von insgesamt 19 Baugrundstücken wurden bislang -7- Grundstücke veräußert bzw. eine Zusage zum Erwerb gemacht. Somit sind noch 12 Baugrundstücke verfügbar.
- Fernverkehr: nein
- Regionalbahn: nein
- Schwimmbäder: ein Freibad (zusammen mit Höchenschwand)
- Gastro: ja
- Pflegeheime/Seniorenzentren: nein
- Hausärzte: 0
- Kitaplätze: Im Kindergarten gibt es aktuell 10 Plätze für U3-Kinder, von denen sechs besetzt sind und 50 Plätze für Ü3-Kinder, von denen 47 belegt sind. Die Gemeinde Häusern eröffnet im September zusätzlich einen Waldkindergarten mit bis zu 20 Plätzen.