Einen ganz besonderen Geburtstag feierte Anna Girmann: Sie wurde 100 Jahre alt. Geboren wurde sie in ihrem Elternhaus, ihr Geburtszimmer gehört zu der kleinen Wohnung, die sie heute noch bewohnt. Liebevoll wird sie von Tochter Hannelore und Schwiegersohn Georg Lebtig betreut, die ebenfalls in dem Haus wohnen.

Anna Girmann besuchte die Volksschule und zwei Jahre die Fortbildungsschule in Höchenschwand. Und dann wurde sie eines Tages zum Häuserner Bürgermeister zitiert. Ein ziemlicher Schreck sei das für sie gewesen, sagt die Jubilarin heute, „ich dachte, ich hätte etwas ausgefressen“. Aber das hatte sie nicht. Der Bürgermeister fragte sie damals, ob sie nicht die Landwirtschaftsschule in Freiburg besuchen wolle. Sie wollte und so zog sie nach Freiburg, wo sie in dem Internat lebte.

Anschließend war sie in einer Gärtnerei in Freiburg tätig und erlebte dort den Bombenangriff auf die Stadt im November 1944. Eigentlich hatte sie ins Kino gehen wollen, aber es gab keine Karten mehr. Und das war ein unglaubliches Glück, denn auf dem Rückweg begann der Bombenangriff. Auch das Kino wurde zerstört, niemand überlebte, erinnert sie sich. Anna Girmann verließ die zerstörte Stadt und kehrte nach Häusern zurück. Bei der Schluchseewek AG fand sie eine Anstellung und war als Seilbahnfahrerin tätig.

In Freiburg hatte die junge Frau den aus dem Westerwald stammenden Vinzenz Girmann kennen und lieben gelernt, 1946 heiratete das Paar. Auch Vinzenz Girmann bekam eine Stelle beim Schluchseewerk. Das war dann aber auch das Aus für seine Frau bei der „Schluwe“, denn zwei Personen aus einer Familie wurden in dem Unternehmen damals nicht beschäftigt. In der Folgezeit half Anna Girmann immer wieder im Forst bei der Aufforstung – 35 Pfennig Stundenlohn gab es damals, beim Schluchseewerk hatte sie noch 55 Pfennig verdient.

In den ersten Jahren lebte das Ehepaar bei der Patin von Anna Girmann, 1949 kam Tochter Hannelore zur Welt. Später zog die Familie in ihr Elternhaus und übernahm die Landwirtschaft, die sie aber 1969 aufgaben. Es folgte der Umbau des Hauses und Anna Girmann und ihr Mann begannen, Fremdenzimmer zu vermieten. Die Feriengäste kamen aus ganz Deutschland, zu vielen entwickelte sich im Laufe der Jahre ein freundschaftliches Verhältnis, das oft bis zu deren Tod gepflegt wurde, erinnerte sich die Jubilarin.

Die Leidenschaft von Anna Girmann war von jeher ihr Garten. Gerne reiste die Girmanns auch. Busreisen führten unter anderem nach Berlin, Wien und Italien. 2006 feierte das Paar goldene Hochzeit, ihr Mann Vinzenz Girmann starb 2008. Ihren Geburtstag hat die Jubilarin am Sonntag im Kreise ihrer Familie, zu der neben Tochter und Schwiegersohn auch zwei Enkel und vier Urenkel zählen, gefeiert.