Jestetten ist die östlichste Gemeinde im Landkreis Waldshut besitzt eine 57 Kilometer lange Landesgrenze zur Schweiz. Ursprünglich neben Tiengen der zweitwichtigste Ort des Klettgaus blieb nach Geldnöten und Verkäufen großer Teile des Klettgaus an die Kantone Schaffhausen und Zürich der seltsam anmutende Jestetter Zipfel im Besitz der Herren von Sulz und Klettgau.
Helmut Hamm setzt sich für den Wald ein
Helmut Hamm gehört zu Jestetten wie das alte Schulhaus und der Kirchturm von St. Benedikt. Obwohl er streng genommen gar kein Jestetter ist, sondern in Heilbronn geboren wurde. Doch bereits im zarten Alter von drei Jahren kam der Sohn eines Zöllners in das kleine Dorf zwischen Südranden und Rhein.
Im Jahre 1960 gehörte Helmut Hamm und seine Frau Hedwig zu den Gründungsmitgliedern des DRK-Ortsvereins und er war maßgeblich am Neubau der DRK-Rettungswache in Jestetten beteiligt. Von 1962 bis 1987 war er 25 Jahre lang ehrenamtlich als der erste Mann des Rettungsdienstes unterwegs und dabei an hunderten von Rettungseinsätzen beteiligt.
In den 60er-Jahren stand ein 180er Mercedes (Model W120) mit Krankenwagenaufbau zur Verfügung. „Wir hatten damals Sauerstoff und ein paar Schienen zum Fixieren von Brüchen an Bord, ansonsten war die Ausrüstung sehr spartanisch“, weiß Hamm zu erzählen. Nicht einmal ein Funkgerät war vorhanden.
Da es seinerzeit noch keine Hubschrauber im Rettungsdienst gab, musste er viele Fahrten über den Schwarzwald nach Freiburg ins Spital absolvieren. „Damals war das Autofahren noch viel abenteuerlicher als heute“, erinnert er sich weiter.
Da Jestetten bis in die 80er Jahre aufgrund der vielen Nachtclubs und zwielichtigen Bars zahlreiche fragwürdige Arbeits- und Vergnügungsstätten zu bieten hatte, weiß Helmut Hamm von etlichen – hier nicht zitierbaren Zwischenfällen – zu berichten. „Und nach 25 Jahren ohne ein Weihnachtsfest mit der Familie war für mich Schluss“, stellt er lapidar fest.
Doch Helmut Hamm wäre nicht Helmut Hamm, wenn er sich nicht ehrenamtlich für das Gemeinwohl einsetzen kann. In den 90er-Jahren widmete sich Helmut Hamm nach seiner Pensionierung dem Wald. Als am 26. Dezember 1999 der Orkan Lothar die Wälder des Jestetter Zipfels verwüstete, stand Helmut Hamm parat, die Waldflächen wieder aufzuforsten.
Viele Jahre lang stand er den Waldarbeitern bei Neupflanzungen und beim Freimähen der jungen Kulturen zur Seite, oftmals fünf Tage die Woche. Er war beteiligt beim Neubau der Grüthhütte, übernahm dann den Job des Hüttenwarts, den er noch heute ausübt, sorgt für das Brennholz beim Waldkindergarten, ist verantwortlich für die staatliche Wildkammer und war viele Jahre lang Obertreiber bei den Jagden des staatlichen Forstamts.

Wann immer Schulklassen in den Wald kommen, sei es, den Nikolaus zu treffen oder über den heimischen Forst etwas zu lernen, der 89-jährige ist dabei und sorgt dafür, dass das Feuer die richtige Glut hat, um die Würstchen zu grillen, die es für die Kinder, aber auch für Einsatzgruppen des Naturparks zur Stärkung gibt. „Solange ich aufstehen kann, werde ich auch in den Wald gehen und meine Aufgaben erledigen“, verspricht Helmut Hamm.
Petra Oellerking-Mumme möchte etwas bewirken
Petra Oellerking-Mumme wurde im Jahre 1965 in Neumünster geboren, wuchs in Sylt auf und zog zusammen mit ihrem Mann aus beruflichen Gründen vor 38 Jahren nach Jestetten. Und seit dieser Zeit arbeitet sie als PTA in einer hiesigen Apotheke.

„Ich bin mit dem Ehrenamt groß geworden, meine Eltern haben sich ehrenamtlich engagiert, also war und ist es für mich eine Selbstverständlichkeit mich dort ehrenamtlich einzusetzen, wo ich etwas bewirken kann“, sagt Petra Oellerking-Mumme.
Seit 2000 ist sie Mitglied im evangelischen Kirchengemeinderat, sie war im Team, das den Grünen Gockel für die Markusgemeinde umgesetzt hat – also jenes Zertifikat, das im kirchlichen Raum für Nachhaltigkeit steht – und war lange Jahre in der kirchlichen Jugendarbeit tätig.
Heute liegt ihr Schwerpunkt in der Ökumene, weil es ihr ein Anliegen ist, dass die christlichen Konfessionen an einem Strang ziehen. Außerdem ist sie Mitglied des Redaktionsteams des evangelischen Gemeindebriefes.
Vom Meer und Wasser geprägt, ist Petra Oellerking-Mumme die personifizierte Stütze der Jestetter DLRG-Ortsgruppe. Lange Jahre war sie hier Vorsitzende, nach der Fusion mit dem DLRG Klettgau ist sie Referentin für Jestetten, was bedeutet, dass sie nach wie vor hier die Fäden zieht.
„Wir sind inzwischen ein tolles, junges Team“, sagt sie nicht ohne Stolz, war doch die Zukunft der Jestetter Rettungsschwimmer lange Zeit sehr fraglich. Doch heute gibt es einige aktive Mitglieder, die auch als Unterstützung im Jestetter Schwimmbad bereitstehen können. Die Jestetter DLRG-Gruppe ist sehr stark beim jährlichen Sportcamp im Sommer involviert und auch hierbei wirkt sie federführend mit. Lange Jahre war sie darüber hinaus Mitglied der Regionalkonferenz, die sich mit dem Atomendlager beschäftigte.

Und schließlich ist die zweifache Großmutter Bestandteil des Teams, das die Wiiberfasnacht in Jestetten ausrichtet.
„Ich bin nach Jestetten gekommen, weil ich kein Stadtmensch bin, mir gefällt das Ländliche, das in Jestetten nirgends weit ist.“ Hier in Jestetten können man alles zu Fuß erledigen oder mit dem Fahrrad und Jestetten ist auch groß genug, alles zu bieten, was man zum Leben benötigt.
Gerold Thoma ist bekannt für Traktoren und seine Hilfsbereitschaft
Gerold Thoma, Jahrgang 1956, stammt aus Herdern, lebt mit seiner Familie seit mehr als 40 Jahren in Jestetten. Bekannt ist er für seine Leidenschaft für alte Traktoren und Landtechnik. Vor mehr als 30 Jahren hat er damit begonnen, Lanz-Bulldogs aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken.

Auf der ganzen Welt kaufte er Bulldog-Wracks, zerlegte sie in alle Einzelteile, reparierte, was zu reparieren war oder beschaffte neuwertige Ersatzteile bis die Traktoren, nach unendlichen Arbeitsstunden wieder neu lackiert erstrahlten und auch tadellos vor sich hin bollerten.
„Wer einmal einen Lanz gehört hat, vergisst das eindrückliche Trommeln des Einzylinders nie mehr. Für mich ist es wichtig“, sagt Gerold Thoma, „dass die Landwirtschaft der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit ihrem großen technischen Fortschritt der Nachwelt erhalten bleibt.“
Inzwischen umfasst Thomas Sammlung, die er gerne jedem Interessierten zeigt, mehr als 25 Traktoren verschiedener Hersteller aus den 1920er bis 1960er Jahren.
Doch Gerold Thoma kümmert sich nicht nur um Traktoren, sondern ist bekannt für seine Hilfsbereitschaft, die immer dort zum Einsatz kommt, wo sie von Nöten ist. Er würde aber nie große Worte darüber verlieren, Gerold Thoma ist ein Mann der Tat und nicht des Wortes.
Und so ist er seit einigen Monaten dabei, die Bankette der Bundes- und Landstraßen im Jestetter Zipfel von Müll aller Art zu reinigen. „Ich bin inzwischen Rentner und habe die Zeit, die Hinterlassenschaften gedankenloser Autofahrer einzusammeln.“
Jestetten in Zahlen, Daten, Fakten
- Kreis: Waldshut
- Fläche in Hektar: 2062
- Bevölkerung: 5202
- Einwohner pro km²: 252
- Pendler: aus: 1575, ein: 607
- Altersdurchschnitt: 45,4
- Bildung: eine Grund- und Werkrealschule
- Miete pro m² in Euro: 7,19
- Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 3039,69
- Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 3686,71
- Bautätigkeit: In Jestetten gibt es freie Bauplätze im Baugebiet „Niederfeld“ in Altenburg. Die Bewerbungsfrist lief bis Mitte August 2024. Doch die Gemeinde kann noch zwei weitere Baugebiete erschließen. Der Zeitpunkt der Erschließung ist noch offen. Derzeit wird zum Preis von 230 Euro/m² verkauft. Es gibt Vergabekriterien.
- Fernverkehr: nein
- Regionalbahn: ja
- Schwimmbäder: ein Freibad
- Gastro: ja
- Pflegeheime/Seniorenzentren: ja
- Hausärzte: 3
- Kitaplätze: In Jestetten stehen folgende Betreuungsplätze zur Verfügung: Ü3: 162, davon 40 Ganztag und 66 VÖ. Altersgemischt (2 – 6 Jahre): 66, davon max. 20 Ganztag, Rest VÖ. Kleinkind (2 Jahre): 12. Krippe (1 – 2 Jahre): 20 (für Kleinkind und Krippe ca. 10 – 15 Ganztag, Rest VÖ und andere Betreuungszeiten). Betreuungsquote U3: 35 Prozent. Betreuungsquote Ü3: 100 Prozent.