Die unschönen, ja sogar widerlichen, Hinterlassenschaften auf dem Parkplatz an der B 34, östlich der Geißlinger Brücke, wegzuräumen und zu entsorgen, hat sich der Erzinger Radovan Rabl mit seinem Mitstreiter Achim Meyer vergangene Woche vorgenommen. Vor Ort findet sich neben den üblichen Müll wie Plastikabfällen aller Art, Dosen, Papier, Kippen und übelste Hinterlassenschaften, darunter eine mit Urin gefüllte Plastikflasche und anderes Übelriechendes.

„Eine unnötige Sisyphusarbeit“
„Letzteres sei typisch bei Parkplätzen, die oft von Lastwagenfahrern für eine längere Pause angefahren werden“, meint Müllsammler Rabl. Mit Handschuhen, Müllgreifern, Eimern und Müllbeuteln ausgestattet, sammeln die beiden Klettgauer stundenlang den Abfall anderer Leute auf.
Mühselig klauben sie die Plastikabfälle aus der Wiese, die vor kurzem unglücklicherweise abgemäht wurde, und dadurch die Plastikgegenstände verhäckselt sind. „Das ist besonders ärgerlich“, erklärt Rabl, „und eine unnötige Sisyphusarbeit.“

Mehr Mülleimer nicht immer die Lösung
Zuständig für die Bundes- und Landestraßen mit ihren Parkplätzen ist die Straßenmeisterei des Landkreises. Dort ist auf Anfrage zu erfahren, dass all diese Straßen im Landkreis inklusive Parkplätze und Grünstreifen zwei Mal in der Woche vom Müll befreit werden. „Dort an den Müllschwerpunkten Mülleimer aufzustellen, ist eher kontraproduktiv, da dies zum Entsorgen von Hausmüll verleitet“, sagt Michael Swientek vom Landratsamt Waldshut.
Diese Erfahrung teilt auch der Klettgauer Bürgermeister Ozan Topcuogullari: „Nichtsdestotrotz sind wir immer am Schauen, wo weitere Mülleimer Sinn machen. Jedoch ist dies immer mit nachträglichen enormen Aufwand verbunden.“ Umso erfreuter sei er, dass es ehrenamtliche Helfer gibt, die sich des Mülls in der Landschaft annehmen.
Abfallsünder werden kaum erwischt
„Der Abfall in der Natur – davon können ganz besonders Landwirte ein Lied singen – ist für für Mensch und Tier gleichermaßen gefährlich.“ Bei diesem Gedanken geht Radovan Rabl der Hut hoch. Geldbußen scheinen nicht viel zu nützen, denn die Chance, dass der Abfallsünder erwischt wird, sei eher gering. Immerhin: Einem illegalen Müllentsorger ist er schon auf die Schliche gekommen, denn das im Abfall gefundene Schriftstück mit Adresse habe er an das Ordnungsamt weitergeleitet.
Plan: die Gruppe soll wachsen
„Es ist schon zum Verzweifeln, aber ich gebe nicht auf“, sagt der 46-Jährige. Sein Ziel ist es, weitere Helfer zu finden und mit ihnen einmal im Monat durch die Landschaft in Sachen Abfall zu streifen. Auch eine Zusammenarbeit mit der Straßenmeisterei wäre wünschenswert, „besonders eine Mitteilung über die Mähtermine wäre gut, „dann könnten wir zuvor den Abfall beseitigen“, so Rabl.
Über die WhatsApp-Gruppe der „Klettgau Cleaners“ sind schon einige Müllaktionen in Klettgau und Nachbarschaft gelaufen. Nur die Corona-Pandemie verhindert derzeit weitere größer angelegte Termine. Auch eine Ausweitung über Gemeindegrenzen hinweg ist geplant, fortan solle es die „Hochrhein Cleaners“ geben.
„Es bewegt sich endlich was“
Dass er kein Unbekannter mehr ist, hat er seiner Ehrung beim Bürgerempfang 2020 zu verdanken, daraufhin haben sich einige Klettgauer bei ihm gemeldet. Heilfroh ist er auch, dass die Klettgau Cleaners mit der Unterstützung der Gemeinde rechnen können, denn sie dürfen den Restmüll beim Bauhof abgeben. Letztlich stellt Rabl fest: „Es bewegt sich endlich was im Bewusstsein der Leute.“