Schon vor Beginn des rund vierstündigen Programms heizte die Klettgauer Band Tikos die Stimmung in der voll besetzten Gemeindehalle auf, die Gülläschöpfer eröffneten mit dem traditionellen Einmarsch das närrische Geschehen der „Late Night Show“. Die beiden Begleiter durch den vergnüglichen Abend – Vater Mario und Tochter Rahel Moser – begrüßten die Narrenschar, der Bassist sang „Jetzt ist wieder Stadlzeit, wir haben uns auf euch gefreut.“
Gelungene Auftritte
Das neue und gekonnt angefertigte Bühnenbild von Christel Schneider zog die Blicke auf sich, und die Debütanten des Abends in Form zweier Schwaben, die sich vor Jahren in der kleinen Gemeinde niederließen, brachten eine gelungene Performance.

Zur Melodie „Auf der Schwäbischen Eisenbahn“ brachten Pfarrer Florian und Ehepartner David die Halle zum Kochen: „Überm Hochrhein und den Reben lässt es sich vortrefflich leben, Käppele und Alpenblick, uns fehlt nicht mehr viel zum Glück“ besangen die beiden Exil-Schwaben ihre neue Heimat. Aber auch leise Kritik war zu vernhmen. Mit „Rösser gibt‘s an jeder Ecke, aber nur für Reitsportzwecke“ kritisierten sie fehlende Besen, um die Hinterlassenschaften zu beseitigen. Zur Versöhnung stimmten beide Spätzleschwaben zwei Strophen des Badnerlieds an.

Poppige Melodien aus der Rock- und Schlagerszene interpretierten Nicole und Lina Markhardt und Melina Oberdick gekonnt im Auftritt „Und jetzt alle“. Das Leben der jüngeren Generation mit „22-zig“ kalauerte Ansagerin Rahel, „oh Schreck, oh Graus, die Jugend ist raus“ mit Blick auf ihre fitte Großmutter.
Geschichtsstunde mit dem Bürgermeister
Danach hielt Obernarr Mario eine Geschichtsstunde mit Jestettens Bürgermeister Dominik Böhler ab, der in Dettighofen wohnhafte Regent sah sich mit örtlichen Bilderrätseln konfrontiert, die er zufriedenstellend löste. Das Motto „Krieg der Sterne“ haben die katholischen Landfrauen aus Grießen mit der Choreografie von Franziska Hosp in einem rassigen Tanz auf die Bühne gebracht – und wie jedes Jahr für einen Hingucker gesorgt. Den Lokalkolorit besangen Konrad Leber und Mario Moser in „Schnitzelbank de Laddähüäter“ gekonnt, Lachsalven waren angesagt.

Der Vortrag zur Melodie „Wir sind die Tramps von der Pfalz“ und der Refrain „Mir sind die Deppe vu dä Berge, mir schaffe nüt, dänn mir kriege Bürgergeld“ gefielen ebenfalls. Zum Schluss krönte der Obernarr mit dem Gedicht „Das Lied der Schwaben“ den Bänkelsängerauftritt. Ein gesanglicher Höhepunkt gelang den Akteuren, mit den legendären Songs von Udo Jürgens (Michael Mülhaupt) und der schwedischen Kult- und Popband ABBA, die beliebten unvergessenen Lieder der 1970er wieder aufleben zu lassen.
Nach der Pause stellten die Dettighofer Narren ihr neues Outfit vor, die altmodischen Uniformen sind Vergangenheit: Ein lustiger, bunter Modestil hält Einzug. Eddy Koudelka, ein Mann mit legendärer närrischer Vergangenheit, erhielt den Narrenorden 2025. Die „Schwarzwaldmarie und „O mein Papa“ sind dem Publikum unvergessen. Seine Kunst des Musizierens und Witzeerzählens machten ihn so beliebt. Koudelka kam nicht ohne ein Bonmot von der Bühne. Nach einer Schunkelrunde riefen die Berge, mit „La Montanara“ entführte der A-Capella-Chor mit dem schönen Lied in die Alpenwelt.
Die fitten Omas zeigten mit Rollator und Krückstock einen heißen Tanz, einstudiert von Nadine Rutschmann von der FCD-Abteilung Outdoor Border Crosser. Ein simulierter Sturz zeigte auch das Limit der älteren Damen auf. Danach war Beautys-Zeit – Michael Mülhaupt, Markus Glattfelder und Michael Läule zeigten die neuesten Mimik-Modetrends. Im musikalischen Teil demonstrierten sie die Herstellung von Würsten, was einige Lachsalven hervorrief. Die beste Wurst gelang ihnen dann mithilfe dreier Zäpfle, es gab eine Bierwurst. Die Los Blamablos der Jestetter Narrengilde brillierten mit einem großartigen Männerballett. Die Boygroup zeigte sich nach einjähriger Abstinenz in einem neuen Gewand. Der Tanz war hervorragend einstudiert zum ABBA-Song „Mamma Mia“. Gegen Mitternacht war dann das „Grusical“ angesagt, es gab ein Stelldichein mit Frankenstein. Die Bergemer Rampensäue zeigten eine Show mit mysteriösem Touch.
Zum Finale erschienen alle Akteure auf der Bühne, der Beifall des Publikums war ihnen gewiss. Die Besucher waren von der rund vierstündigen Show begeistert, da alle Liedbeiträge live gesungen wurden und das Programm facettenreich inszeniert war. Man darf jetzt schon auf 2026 gespannt sein. Die neue Ausrichtung kam auf jeden Fall bestens an, wie viele aus dem Publikum sagten.