Im Operationssaal bis tief in die Nacht: Ein achtköpfiges Interplast-Team um den Schopfheimer Chefarzt Andreas Rudolph absolvierte zum dritten Mal hintereinander einen Hilfseinsatz am Victoriasee in Uganda. „Es war mit Abstand der arbeitsintensivste überhaupt“, zieht der im Rickenbacher Ortsteil Egg lebende Hand- und Plastische Chirurg hochzufrieden Bilanz des zweiwöchigen Aufenthalts am Lamu-Hospital in der Stadt Jinja, an der Quelle des Nils gelegen.

Viele Operationen in kurzer Zeit, darunter auch an Kindern

„Wir standen jeden Tag bis 21 Uhr im OP“, berichtet Rudolph nach der Rückkehr aus Ostafrika. Binnen 14 Tagen meisterte das Team insgesamt 76 Operationen an 50 Patienten. Dazu zählten auch zehn Kinder bis zehn Jahre. Das erfordere eine besonders aufwendige und sorgfältige Arbeit, vor allem bei der Anästhesie, so der Chefarzt. Die kleinste Patientin war ein zweijähriges Mädchen, das als Folge von großflächigen Verbrennungen unter schlimmen Kontraktionen am Handgelenk, an der Schulter und am Kniegelenk litt und sich kaum mehr bewegen konnte. Neben Tumoren am Kopf und Fehlbildungen galten auch die meisten anderen Operationen den vernarbten Brandwunden und Kontraktionen.

„Es lief alles glatt, es gab keine Komplikationen“, freut sich Rudolph. Das gelte auch für die Nachsorge, um die sich die einheimischen Ärzte und Mitarbeiter im ugandischen Hospital kümmerten. Die Zusammenarbeit sei wie am Schnürchen gelaufen, empfinden der Chefarzt und das Interplast-Team aus den Hand- und Plastischen Chirurg Christian Hausding sowie dem Lörracher Unfallchirurgen Sascha Löhr, dem Anästhesisten Tim Delbeck sowie den Pflegekräften Wolfgang Bachbauer, Iris Oswald sowie den Schwestern Marita Steinebrunner und Annalena Schneider.

Das Interplast-Team: Iris Oswald, Sascha Löhr, Marita Steinebrunner, Wolfgang Bachbauer, Christian Hausding (hinten von links) sowie Tim ...
Das Interplast-Team: Iris Oswald, Sascha Löhr, Marita Steinebrunner, Wolfgang Bachbauer, Christian Hausding (hinten von links) sowie Tim Delbeck, Annalena Schneider und Andreas Rudolph (vorne von links). | Bild: Interplast-Team Schopfheim

Zuerst scheu, dann dankbar – ugandische Patienten fassen Vertrauen

Im Fazit sind sich Chefarzt Rudolph, die Pflegekräfte Bachbauer und Oswald einig: „Dieser Einsatz war noch schöner als der vor einem Jahr.“ Das empfand auch Teamkollege Löhr so, der zum ersten Mal und voller Staunen dabei gewesen war. „In so guter Atmosphäre so viele Operationen zu schaffen, habe ich noch nie erlebt“, zitiert Bachbauer seinen Teamkollegen.

Teamwork ist elementar: Christian Hausding (links) mit einem ugandischen Chirurgen.
Teamwork ist elementar: Christian Hausding (links) mit einem ugandischen Chirurgen. | Bild: Interplast-Team Schopfheim

Oswald freut sich im Rückblick vor allem über die „große Dankbarkeit“, welche die jungen Patienten gegenüber den Helfern aus Deutschland zum Ausdruck brachten. Bei den ersten Begegnungen mit den weißen Fremden seien gelegentlich noch Tränen geflossen, erinnert sie sich, doch schon bald hätten die Kinder Vertrauen gefasst und sich gefreut – vor allem, wenn es für sie bunte Luftballons gegeben habe.

Iris Oswald mit einer jungen Patientin, die sich sichtlich über ihre Verarztung freut.
Iris Oswald mit einer jungen Patientin, die sich sichtlich über ihre Verarztung freut. | Bild: Interplast-Team Schopfheim

Das Team geht wieder in den Einsatz, gerne mit neuen Mitgliedern

Die Schopfheimer Interplast-Gruppe möchte auch nächstes Jahr wieder zum Victoriasee aufbrechen. Für Rudolph wäre es dann der 25. Einsatz. Alle Teammitglieder zusammen haben sogar schon 80 Einsätze auf dem Buckel. Mit Sascha Löhr und Annalena Schneider waren dieses Jahr auch zwei Neulinge dabei – und auch für sie sei es, so hofft Rudolph zumindest, nicht das letzte Mal gewesen.

Tim Delbeck untersucht junge Patienten mit einem Stethoskop. Ein Luftballon als Geschenk soll für gute Laune sorgen.
Tim Delbeck untersucht junge Patienten mit einem Stethoskop. Ein Luftballon als Geschenk soll für gute Laune sorgen. | Bild: Interplast-Team Schopfheim

Die Kosten des OP-Einsatzes in Uganda – immerhin mehr als 10.000 Euro – trägt gewöhnlich die Interplast-Sektion Schopfheim, die sich wiederum aus Spenden finanziert. Unterstützt haben auch die Kliniken des Landkreises, die für die Einsätze nicht nur Material beisteuern, sondern auch Mitarbeiter freistellen.

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