Zehn Bundestagsabgeordnete brachte der Wahlkreis Waldshut bislang hervor. Für die CDU war der Wahlkreis stets eine Bank – sie holte bei allen Wahlen die meisten Stimmen. Sieben Christdemokraten wurden direkt gewählt, drei Sozialdemokraten zogen über die Landesliste ins Parlament.
Der erste Abgeordnete war schon in der Weimarer Republik aktiv
Anton Hilbert (CDU) aus Untereggingen war der erste direkt gewählte Bundestagsabgeordnete im 1965 neu eingerichteten Wahlkreis Waldshut. Bei den vier Wahlen zuvor war der Hochrhein aufgeteilt: Der Landkreis Säckingen gehörte zuvor zu Lörrach, Waldshut zu Donaueschingen. Hilbert gehörte dem Bundestag schon seit 1949 an – als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Donaueschingen.
Hilbert, Jahrgang 1898, war schon in der Weimarer Republik politisch aktiv: Von 1929 bis 1933 war er Mitglied des badischen Landtags – für die Badische Bauernpartei. Nachdem er im April 1933 kurzzeitig wegen „Führerbeschimpfung“ verhaftet worden war, zog er nach Thüringen. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Baden zurück und schloss sich der Badischen Christlich-Sozialen Volkspartei an, einer Vorläuferpartei der CDU in Südbaden. In Bonn war er 1949 Mitglied des Parlamentarischen Rats, der das Grundgesetz ausarbeitete.
Ein Bundeskanzler sucht einen Wahlkreis – und findet ihn am Hochrhein
Niemand geringeres als Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger nutzte den Wahlkreis Waldshut 1969 und 1972 als „sichere Bank“. Mit 62,6 Prozent der Erststimmen holte er 1969 das beste CDU-Ergebnis der Geschichte.
Vom Hochrhein auf ins Bundeskabinett
Aber auch Kiesingers junger SPD-Konkurrent Rainer Offergeld schaffte es über die Landesliste ins Parlament nach Bonn. 1972 konnte Offergeld seinen Erststimmenanteil von knapp 28 auf 38,8 Prozent ausbauen – bis heute ein Rekord für die Sozialdemokraten. 1976, 1980 und 1983 wird Offergeld – zwischenzeitlich Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit – über die Landesliste wiedergewählt. 1984 wird er zum OB von Lörrach gewählt und gibt sein Mandat zurück.
Nur ein Jahr im Parlament: Norbert Nothelfer
Mit einem neuen Kandidaten geht die CDU 1976 ins Rennen: Norbert Nothhelfer, Landrat des Landkreises Waldshut. Nach einem Jahr gibt er sein Bundestagsmandat allerdings wieder zurück. Ein nach der Wahl erlassenes Gesetz verbietet das Bundestagsmandat mit einem kommunalen Wahlamt. Nothhelfer bleibt bis 1979 Landrat, dann wird er Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Freiburg. 1991 wird er Alleinvorstand der Rothaus Brauerei.
Ein Tiengener sichert die CDU-Mehrheit
1980 beginnt die Ära Werner Dörflinger (CDU), der für fünf Wahlperioden Mitglied des Deutschen Bundestages wird. Das Direktmandat holt der Tiengener stets mit deutlich über 50 Prozent der Stimmen. Sein bestes Ergebnis erzielt er 1983 mit 60,6 Prozent.
Karin Rehbock-Zureich mit guten SPD-Ergebnissen
Im zweiten Versuch schafft 1994 Karin Rehbock-Zureich für die SPD den Sprung nach Berlin. Sie bleibt bis 2005 im Parlament, in der Zeit der rot-grünen Koalition unter Gerhard Schröder erreicht sie Erststimmenergebnisse wie einst Rainer Offergeld in der 70ern: Das beste holte sie 1998: 37,3 Prozent.
Der Rekordhalter: Thomas Dörflinger folgt seinem Vater
1998 tritt Thomas Dörflinger in die Fußstapfen seines Vaters Werner. Er verteidigt das CDU-Direktmandat bei fünf Wahlen, erreicht dabei aber nur einziges Mal die 50-Prozent-Marke. 19 Jahre blieb er im Parlament und übertrumpfte damit sogar seinen Vater.
SPD-Frau mit Regierungserfahrung
Für die SPD zieht Rita Schwarzelühr-Sutter 2005 in den Bundestag – über die Liste, aber mit beachtlichen 37,4 Prozent der Erststimmen. 2009 verpasst sie zunächst den Wiedereinzug. Erst ein Jahr später rückt sie wieder in den Bundestag nach. Sie könnte noch 2025 den Langzeit-Rekord von Thomas Dörflinger brechen und die dienstälteste Waldshuter Abgeordnete werden. Als Parlamentarische Staatssekretärin, zunächst im Umweltministerium, später im Innenministerium, bekeldiet sie hohe Regierungsfunktionen.
Gabriele Schmidt wird dritte Abgeordnete
Ein Novum schaffte Gabriele Schmidt im Jahr 2013: Sie zog über die Landesliste als zweite CDU-Kandidatin aus dem Landkreis Waldshut in den Bundestag. Damit gab es erstmals drei Waldshuter Volksvertreter in Berlin.
Der jüngste Abgeordnete
2017 zieht erstmals Felix Schreiner (CDU) in den Bundestag ein. Bis zu diesem Zeitpunkt gehörte er sechs Jahre dem baden-württembergischen Landtag an. 2021 verteidigt er sein Mandat mit großem Vorsprung, allerdings auch mit dem zweitschlechtesten CDU-Ergebnis in der Geschichte des Wahlkreises.
Alles rund um die Bundestagswahl
Wer kandidiert im Wahlkreis Waldshut, welche Kandidaten schicken die Parteien im Wahlkreis Lörrach-Müllheim ins Rennen? Im Februar ist Bundestagswahl – wir halten Sie auf dem Laufenden.
Die SÜDKURIER-Wahlarena im Wahlkreis Waldshut:
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