Während bei der Planung einer neuen Rheinbrücke bei Waldshut bereits Varianten untersucht werden, sind die Pläne für eine zusätzliche Rheinquerung bei Bad Säckingen und Sisseln derzeit noch recht nebulös. Doch im Hintergrund wird auch hier bereits an Ideen gearbeitet, wie mehrere Dokumente belegen, die in den vergangenen Tagen von Schweizer Seite veröffentlicht wurden. Grundsätzlich herrscht sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland Einigkeit, dass auch der Westen des Landkreises Waldshut eine zusätzliche Brücke braucht, wenn auf dem Industriepark Sisslerfeld tausende neue Arbeitsplätze entstehen werden.
Sissler Rheinbrücke kommt wohl kaum vor 2040
Klar ist allerdings auch: So schnell wird eine Brücke bei Sisseln nicht kommen. Im kommunalen Verkehrsgesamtplan der Sisslerfeld-Gemeinden Stein, Eiken, Münchwilen und Sisseln heißt es dazu lapidar: „Die im kantonalen Richtplan festgehaltene Rheinbrücke kommt frühestens nach dem Jahr 2040.“ Zu diesem Zeitpunkt sollte das Sisslerfeld idealerweise bereits voll belegt sein.
Fahrradbrücke hat aus Schweizer Sicht hohe Priorität
Auf eine deutlich schnellere Realisierung hoffen die vier Schweizer Gemeinden bei einem anderen grenzüberschreitenden Verkehrsprojekt: einer zusätzlichen Fahrradbrücke, die zwischen Rheinkraftwerk und Holzbrücke errichtet werden könnte. Auch hier fehlen zwar noch konkrete Pläne, im vor wenigen Tagen veröffentlichten Verkehrsplan der Gemeinden wird eine solche Rheinüberquerung mit hoher Priorität kategorisiert.
Eine mögliche Realisierung wird hier für den Zeitraum ab 2032 angegeben.
Über diese Brücke sollen Pendler möglichst schnell vom Bad Säckinger Bahnhof zum Arbeitsplatz im Sisslerfeld gelangen, ohne dabei die Säckinger Fußgängerzone durchqueren zu müssen. Als Option nennen die Schweizer sogar die Nutzung dieser Brücke für den öffentlichen Personenverkehr – als für Busse.
Grundsätzlich offen für eine solche Fahrradbrücke zeigt sich Bad Säckingens Bürgermeister Alexander Guhl, allerdings sieht er auch noch viele offene Fragen. „Die Schweizer Seite hat einfach mal eine Brücke in den Entwürfen eingezeichnet. Wo sie auf deutscher Seite ankommen soll, ist aber noch völlig unklar“, so Guhl. Ein Busverkehr über eine solche Brücke hält er zudem für unrealistisch, da dieser an den Bad Säckinger Busbahnhof angebunden werden müsste, der ja langfristig ohnehin auf die Nordseite des Bahnhofs verlegt werden soll.
Am Anfang steht ein Staatsvertrag
„Auch die Planung einer Fahrradbrücke ist ein grenzüberschreitendes Thema. Dafür brauchen wir einen Staatsvertrag“, stellt Guhl fest. Dies sei die grundlegende Voraussetzung für grenzüberschreitende Verkehrsthemen. In einem solchen Staatsvertrag müsste festgehalten, wer bei der Projektierung „den Hut aufhat“, entweder die Gemeinde Stein oder die Stadt Bad Säckingen. Außerdem müsste dort geregelt werden, wer am Ende die Kosten zu tragen hat. Hier sieht Guhl vor allem die Schweizer Seite gefordert. Zwar begrüßt auch er eine solche zusätzliche Rheinüberquerung, aber: „Der Mehrwert einer solchen Fahrradbrücke liegt ganz klar auf der Schweizer Seite. Ich könnte auch ohne eine solche Brücke leben“, so Guhl.
Auch die Nutzung des Rheinkraftwerks ist möglich
Die Stadt selbst sieht für eine zusätzliche Rheinquerung für Fußgänger und Fahrradfahrer noch eine andere Option, nämlich die Nutzung des Bad Säckinger Rheinkraftwerks. Ähnlich wie in Laufenburg, Rheinfelden oder Schwörstadt könnten auch das Bauwerk auch für Pendler geöffnet werden. Dazu hat die Stadt Bad Säckingen bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Zwar sind die Ergebnisse im Detail noch nicht veröffentlicht, Guhl fasst sie aber zusammen: „Es ist machbar, aber nicht ganz einfach.“
Für den Bad Säckinger Bürgermeister hat eine weitere Überquerungsmöglichkeit des Rheins jedenfalls einen besonderen Charme, da diese auch touristisch genutzt werden könnte. Ähnlich wie die „Laufenburger Acht“ könnte ein kleiner Rundweg entstehen – mit vielen Ausblicken auf die Bad Säckinger Sehenswürdigkeiten.
Sissler Brücke nicht im Bundesverkehrswegeplan
Noch in den Sternen steht die Realisierung einer Rheinbrücke zwischen Obersäckingen und Sisseln. In der jüngsten Kreistagssitzung hatte der Wehrer Kreisrat Klaus Denzinger darauf hingewiesen, dass neben der Planung einer neuen Waldshuter Brücke auch der westliche Teil des Landkreises einen weiteren Rheinübergang braucht. Er fordert deshalb die deutschen Vertreter in Bund, Land und Kreis dazu auf, das Gespräch mit dem Kanton Aargau zu suchen und mit der Planung zu beginnen. „Das Sisslerfeld wartet nicht auf uns“, warnt Denzinger vor einem Verkehrskollaps auf der Fricktalbrücke.
Denkbar ist eine Brücke bei Sisseln nicht nur als Verbindung von B34 zur Schweizer Nationalstraße, sondern auch als Querspange zwischen der deutschen Autobahn 98 und der Schweizer A3. „Die Planung einer solchen Brücke ist nicht im Auftrag der Autobahnplanungsgesellschaft Deges enthalten“, bedauert Guhl. Der Grund liegt auf der Hand: Als vor über zehn Jahren der Bundesverkehrswegeplan erstellt wurde, war die Planung des Sisslerfelds längst nicht konkret.
Im 2022 veröffentlichten Verkehrsgutachten für den Hochrhein ist eine Brücke bei Sisseln aber bereits enthalten. Für die Schweizer Seite hat der Kanton Aargau selbst ein Gesamtverkehrskonzept in Auftrag gegeben. Der Aargauer Regierungsrat hat außerdem 500.000 Schweizer Franken für eine vertiefte Überprüfung einer neuen Brücke bewilligt. Diese Überprüfung soll bis 2029 abgeschlossen sein. Dies ist die Voraussetzung für einen Staatsvertrag und die weitergehende Planung.
Auf deutscher Seite könnte das Projekt dann in den nächsten Bundesverkehrswegeplan einfließen, der voraussichtlich ab 2030 erarbeitet wird. Nach Ansicht von Kreisrat Denzinger ist allerdings auch eine Realisierung einer Brücke außerhalb des Bundesverkehrswegeplans möglich. Ob das Projekt damit an Tempo gewinnen könnte, ist allerdings zweifelhaft. Zum Vergleich: Der Bau der Hochrheinbrücke bei Laufenburg dauerte gerade einmal zwei Jahre. Planung und Genehmigungen nahmen hingegen ganze zwölf Jahre in Anspruch.