Der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden hat die Debatte über die Sicherheit der öffentlichen Infrastruktur neu entfacht. Schätzungen zufolge sind in Deutschland Tausende Brücken marode. Viele müssten saniert oder gar neu gebaut werden. Wie steht‘s um die Brücken im Kreis Waldshut? Die, welche über die Landesstraßen führen, erreichen im Durchschnitt die Note 2,4. Allerdings reicht die Skala hier nicht wie bei Schulnoten bis sechs, sondern nur bis vier.

Dass die Zahlen jüngst publik geworden sind, hat mit dem Besuch von Christian Jung, Landtagsabgeordneter und verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, im Oktober im Kreis Waldshut zu tun. Er hatte bereits im Sommer eine parlamentarische Anfrage mitlanciert. Ziel war Auskunft über den Zustand der Landesstraßen im Kreisgebiet zu bekommen.
Das Landesverkehrsministerium recherchierte daraufhin die Zahlen. Demnach sind es im Kreis Waldshut 25 Landestraßen. Zudem umfasst das regionale Landesstraßennetz 291 Stützbauwerke und eben 108 Brücken. Alles was hier mit 3,0 und schlechter abschneidet, steht im Rahmen des Erhaltungsmanagements unter besonderer Beobachtung des Landes.

Mit Baujahr 1908 ein echter Oldie
Durchschnittsnote 2,4 – das heißt aber nicht, dass es nicht auch Brücken gibt, die gemäß der Notenskala von eins bis vier eigentlich schon mit „ungenügend“ abschneiden. Mit der Note 3,8 erreicht die Brücke der L 159 über den Mühlekanal bei Untermettingen die schlechteste Platzierung im Kreis Waldshut.
Sie ist auch mit Baujahr 1908 ein echter Oldie. Zu der Zeit fuhren vermutlich nur Ochsen- und Pferdefuhrwerke drüber. „Es ist vorgesehen, das Bauwerk durch einen Fertigteildurchlass zu ersetzen. Die Arbeiten erfolgen voraussichtlich 2025“, heißt es dazu aus dem Regierungspräsidium (RP) Freiburg. Mit einer Brückenspannweite von rund drei Metern ist das Bauwerk eher ein kleiner Fisch im Kreisgebiet.
Da ist die Brücke, die in Wehr an der Ecke Schopfheimer Straße/Im Dörfle die L 155 über die Hasel führt, mit Spannweite 11,56 Meter schon ein größeres Kaliber. Mit Baujahr 1927 auch schon fast 100-jährig und mit der Zustandsnote 3,3 steht sie besser da, wird aber auch im Erhaltungsmanagement des Landes aufgeführt. Für sie sind auch aktuell keine Sanierungsmaßnahmen oder ein Ersatzbau vorgesehen. Das gilt auch für die Brücke, welche die L 154 über den Andelsbach in Laufenburg führt. Sie, Baujahr 1933, hat eine Brückenspannweite von vier Metern und belegt die Zustandsnote 3,1.

Die drei genannten über Landesstraßen führenden Brücken mögen die Top 3 der am schlechtesten bewerteten im Kreis anführen. Aber: „Baufällig im Sinne von einsturzgefährdet ist keines der Bauwerke“, unterstreicht RP-Pressesprecherin Heike Spannagel. Die sichere Befahrbarkeit sei nach wie vor gegeben. Die Bewertung der Standsicherheit erfolge laufend. Und: „In der Regel zeigen sich Schäden, die sich auf die Dauerhaftigkeit des Bauwerks auswirken“, so Spannagel.