Die rote Farbe ist von Weitem im dunkelblauen Nachthimmel zu sehen: Das Klinikum Hochrhein hat sich am Dienstag, 20. Juni, am bundesweiten Aktionstag „Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not“ beteiligt.

Mit der rot beleuchteten Fassade wollen die Kliniken auf ihre wirtschaftliche Situation aufmerksam machen. Auch das Krankenhaus in Waldshut sei durch inflationsbedingte Kostensteigerungen und fehlende Refinanzierung betroffen, informiert das Klinikum Hochrhein in einer Mitteilung.

Die Fassade des Klinikums Hochrhein leuchtet rot.
Die Fassade des Klinikums Hochrhein leuchtet rot. | Bild: Klinikum Hochrhein GmbH

Mit dem Aktionstag verknüpfen die Kliniken die Aufforderung an die Politik, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um „in wirtschaftlicher Sicherheit verlässlich die Arbeit planen“ zu können.

Warum beteiligt sich das Klinikum an der Aktion?

„Wir schließen uns dem Protest und dem Aktionstag an, weil wir endlich wieder Verlässlichkeit bei der Finanzierung der Kliniken benötigen. Wir müssen weg von immer neuen Hilfspaketen. Die Krankenhäuser benötigen verlässliche Sicherheit. Sicherheit für Krankenhausträger, Beschäftigte aber auch und vor allem für Patienten“, wird Hans-Peter Schlaudt, Geschäftsführer der Klinikum Hochrhein GmbH, in der Mitteilung zitiert.

Hans-Peter Schlaudt, Geschäftsführer der Klinikum Hochrhein GmbH.
Hans-Peter Schlaudt, Geschäftsführer der Klinikum Hochrhein GmbH. | Bild: Klinikum Hochrhein/Wernecke

Wie ist die Lage an den Kliniken?

Bereits im Herbst 2023 hätten die Kliniken auf eine drohende Insolvenzgefahr hingewiesen. Als Gründe werden die gestiegene Energiekosten und die Inflation genannt. „Auch unabhängige Untersuchungen, wie der Krankenhausrating-Report, spiegeln wider, dass fast jedes zweite Krankenhaus von Insolvenz bedroht ist und fast keine Klinik mehr eine schwarze Null schreibt“, heißt es in der Mitteilung weiter.

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Die Bundesregierung habe auf die Energiekostensteigerungen reagiert und 6 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Dennoch müssten die Kliniken weitere inflationsbedingte Mehrkosten, wie bei Material, externen Dienstleistern und Lebensmitteln tragen. Die Krankenhäuser hätten keine Möglichkeit, diese gestiegenen Preise weiterzugeben.

Wie geht es weiter?

Die Preissteigerungen der Kliniken seien für das Jahr 2023 bei 4,3 Prozent gesetzlich gedeckelt. Die Inflation liege aber weit darüber.

„Durch die inflationsbedingten Kostensteigerungen werden die Krankenhäuser in Deutschland bis Ende des Jahres 2023 ein Defizit von rund 10 Milliarden Euro angehäuft haben“, prognostiziert das Klinikum.

Weitere Kosten kämen durch den Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst hinzu.

Was sagt die Politik?

Den bundesweiten Aktionstag nahm auch die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller, um sich im Gespräch mit Landrat Martin Kistler und Hans-Peter Schlaudt über die Lage am Klinikum zu informieren.

Neben den finanziellen Defiziten stehen die Einrichtungen auch vor der großen Herausforderung, trotz Personalmangels die Reduktion von Krankenhausbetten zu vermeiden, berichtet die Abgeordnete in einer Mitteilung. Große Bedeutung habe hier auch die räumliche Nähe zur Schweiz, wohin immer mehr Fachkräfte abwandern.

Die Kliniken benötigen daher Rahmenbedingungen, um attraktive Arbeitsplätze schaffen zu können. „Um das Problem nachhaltig zu lösen, müssen wir jetzt in die Zukunftsfähigkeit unserer Krankenhäuser investieren“, schreibt Sabine Hartmann-Müller in der Mitteilung. Wichtig sei hier neben der Digitalisierung von Prozessen und Bürokratieabbau auch die Stärkung der ambulanten Versorgung, um den stationären Betrieb nachhaltig zu entlasten.

Welche Rolle spielt das neue Zentralkrankenhaus?

Neben der wirtschaftlichen Aufstellung der Krankenhäuser sei in dem Gespräch auch die Rolle des neuen Zentralklinikums in Albbruck diskutiert worden, das die Versorgungslage im Kreis Waldshut nachhaltig verbessern soll.

„Das neue Klinikum und der entstehende Gesundheitspark in Albbruck werden das Herzstück der Gesundheitsversorgung im Landkreis und bilden gemeinsam mit dem ambulanten Sektor das Versorgungsnetzwerk der Zukunft“, führte Landrat Martin Kistler aus.

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