Simon Herzog ist auf dem Sprung von Lauchringen zu Freunden nach Würzburg. Bei einem Zwischenstopp in Tiengen hat er Zeit, über seine Erfahrungen als Wahlkampfhelfer für die CDU zu sprechen. Unter dem Arm hält er ein Wahlplakat. „Ich habe immer welche im Auto dabei, falls ich irgendwo ein Beschädigtes entdecke und es austauschen muss“, erklärt der 22-Jährige.
CDU-Helfer: „Ich bin ein überzeugtes Mitglied“
Herzog hat den Wahlkampf in Lauchringen organisiert – und auch selbst Flyer verteilt, plakatiert und Fotos für die sozialen Medien gemacht. „Ich bin ein überzeugtes Mitglied, deshalb wollte ich so viel wie möglich helfen, um ein gutes Ergebnis für die CDU und unseren Kandidaten hier zu erreichen“, begründet er sein Engagement.
Zudem ist er in der Feuerwehr ehrenamtlich aktiv. „Ich mache so etwas gerne, da ich dabei das Gefühl habe, etwas Sinnvolles für eine gute Sache zu machen“, sagt er.
Seine wirtschaftspolitische Haltung beschreibt er so: „Ich bin grundsätzlich liberal eingestellt und glaube, dass nicht der Staat, sondern die Menschen selbst am besten wissen, was gut für sie ist.“ Bei „harten politischen Themen“ wie Asyl, der inneren Sicherheit sowie Haushalt und Finanzen brauche es dagegen eine „solide, konservative Politik“, findet er. Seit zweieinhalb Jahren ist er deshalb CDU-Mitglied. Denn die Partei habe das „große Ganze im Blick“, nicht nur eine bestimmte Gruppe.

SPD-Helfer erlebt viel Zustimmung im Wahlkampf
Dieter Flügel ist seit zwei Jahren Ortsvorsitzender in Tiengen, aber bereits seit fast 30 Jahren Mitglied der SPD. Ein Grund dafür: Willy Brandt. „Als der in den 1980er-Jahren nach Tiengen kam, hat mich das zum Eintritt in die SPD inspiriert“, erinnert sich der heute 60-Jährige. Doch bereits zuvor habe er mit der Partei sympathisiert, da er aus einem sozialdemokratischen Arbeiterhaushalt stamme, erklärt der Maschinenbautechniker.
Mittlerweile hat Flügel einige Wahlkämpfe hinter sich. Doch in diesem gebe es besonders viel Zulauf, interessierte Fragen und Zustimmung. „Auch Wähler anderer Parteien sprechen gerade positiv über die SPD“, beschreibt er seine Erlebnisse bei Diskussionen am Infostand. Andere Wahlkämpfe seien in der bislang von der CDU geprägten Region schwieriger gewesen.
„Da muss muss dann eben schlagfertig sein“
Wirkliche Anfeindungen habe es jedoch nie gegeben. Lediglich die „üblichen Sprüche“ habe er immer wieder zu hören bekommen, zum Beispiel „schon wieder so ein Roter“ oder „Ihr habt doch sowieso keine Chance“, berichtet Flügel. Er sagt: „Da muss man dann eben schlagfertig sein.“ Denn im Gespräch könne man viele Menschen überzeugen.
Zudem ist Flügel seit 46 Jahren Mitglied der Feuerwehr in Waldshut-Tiengen, engagiert sich dort als Zugführer und Ausbilder. Neben Feuerwehr und Partei bleibe nur wenig Freizeit übrig. „Aber wenn die Möglichkeit besteht, zu helfen, dann mache ich das. Wenn ich irgendwo dabei bin, dann auch richtig aktiv“, sagt er.

Grünen-Helferin: „Ich bin eine Person des Machens“
Areli Wantia Valdivia hat mit 15 Jahren bei Fridays-for-Future demonstriert, ist mit 16 den Grünen beigetreten und hilft mit 17 in ihrem ersten Bundestagswahlkampf. So begann das politische Engagement von Areli Wantia Valdivia in den vergangenen zwei Jahren. In ihrer Freizeit macht sie den Kampfsport Krav Maga, spielt Klavier und malt gerne. Ihre politischen Themen sind Umwelt- und Klimaschutz, Veganismus und Feminismus.
Ihr Motiv? „Man kann entweder zuschauen oder selbst handeln. Und ich will nicht zusehen, wie Wälder wegen des Klimawandels abbrennen“, erklärt die 17-jährige Gymnasiastin aus Eschbach. Sie sei „eine Person des Machens“, beschreibt sie ihren Charakter.
Unterstützung durch Freunde und Eltern
Deshalb hilft sie im Bundestagswahlkampf mit: Plakate aufhängen, Flyer verteilen, Videos drehen. Denn wählen darf die 17-Jährige noch nicht – was sie stört. „Plakate aufzuhängen ist sozusagen das einzige, wie ich wenigstens etwas Einfluss haben kann“, erklärt sie.
Ihr Umfeld reagiere auf das Engagement positiv, sie bekomme viel Unterstützung von Freunden und Eltern. Andere würden sich beim Aufhängen auf der Wahlplakate auf der Leiter vielleicht schämen, vermutet sie. „Aber ich selbst bin stolz und glücklich, die Zukunft ein kleines bisschen mitverändern zu können“, sagt Areli Wantia Valdivia.

FDP-Mitglied möchte keine Karteileiche sein
Henri Falkenstein sagt: „Wenn ich irgendwo Mitglied bin, möchte ich keine Karteileiche sein.“ Der 24-Jährige aus Murg ist kurz vor der Landtagswahl im März in die FDP eingetreten. Ansonsten studiert Falkenstein Controlling und Finanzen in Nürtingen, nebenbei arbeitet er als Werkstudent für ein Unternehmen im Bereich erneuerbare Energie.
Doch wegen der Corona-Einschränkungen habe er viel Freizeit gehabt – die er jetzt für seinen ersten Wahlkampf opfert.
„Wir sind vor einer wichtigen Wahl. Ich finde, da sollte jedes Mitglied etwas beitragen für eine bessere Politik“, erklärt er. Er sei für ihn deshalb selbstverständlich, sich zu engagieren. „In unserem Kernteam aus vier bis fünf jungen Leuten bin ich zuständig für die Kontakte zu Unternehmen in der Region, um gemeinsame Termine zu organisieren“, berichtet Falkenstein. Der Wahlkampf macht ihm viel Spaß. „Nur das Plakatieren ist etwas nervig“, sagt er.
Und warum gerade die FDP?
„Die CDU ist mir gesellschaftspolitisch zu konservativ und die SPD und die Grünen sind nicht liberal genug was die Wirtschaft angeht“, erklärt Falkenstein. Für ihn sei deshalb immer nur die FDP in Frage gekommen. Als er vor der Landtagswahl das TV-Duell zwischen Winfried Kretschmann und Susanne Eisenmann gesehen hat, sei er so „abgeschreckt“ gewesen, dass er spontan bei den Freien Demokratien eingetreten ist.

Helfer nimmt Urlaub für den Wahlkampf
Andreas Krusch, Sprecher des AfD-Kreisvorstands, beschreibt seinen Alltag so: „Morgens die Garage auf, Autositze umklappen, Plakate rein und los geht es.“ Zudem habe er viele administrative Aufgaben: Plakatierungen genehmigen lassen und Beschädigungen anzeigen. In den vergangenen zwei Wochen habe er sich extra Urlaub genommen – für den Bundestagswahlkampf.
Denn ihn stört eine aus seiner Sicht „politischen Schräglage“, erklärt der 44-Jährige. Er zählt dabei unter anderem Migrationspolitik, Wirtschaftspolitik, Umweltpolitik und Außenpolitik auf.
AfD-Mann: „Ich bin kein Radikaler“
„Uns fehlen vor allem junge Leute in der Region“, klagt er über Personalmangel im Wahlkampf. Darum habe er sich auch als Sprecher des Kreisvorstands zur Wahl gestellt. Seither habe er viele „interessante Streitgespräche“ mit seinem Vater, der seit 25 Jahren FDP-Mitglied ist.
Sich selbst beschreibt Krusch so: „Ich bin kein Radikaler, wie andere in meiner Partei.“ Dass er in derselben Partei ist, störe ihn zwar. Austreten würde Krusch deshalb allerdings erst, wenn die Radikalen die Mehrheit hätten.

Wie Corona den Wahlkampf verändert hat
Felix Rogge macht Wahlkampf für den Linken-Kandidat Robert Kuhlmann. Der 20-Jährige wohnt in Rheinfelden, sitzt dort im Gemeinderat. In seiner Freizeit spielt er gerne Gitarre, vergangenes Jahr hat er Abitur gemacht.
Für die Bundestagswahl ist er jetzt aber auch in Bad Säckingen und Waldshut unterwegs, verwaltet unter anderem den Instagram-Account seiner Partei hier. Denn „der Wahlkampf hat sich seit Corona deutlich ins Digitale verschoben“, erklärt er.
Linken-Mitglied: „Ich hatte einfach Lust darauf, zu helfen“
Bereits zur Bundestagswahl 2017 ist Felix Rogge in die Linkspartei eingetreten. Seither hat er in allen Wahlkämpfen mitgearbeitet. „Ich hatte einfach Lust darauf, zu helfen“, sagt Rogge. Über seine Gründe sagt er: „Viele Menschen sind sozial schwer getroffen und deren Meinung wird nicht berücksichtigt.“ Besonders die Themen soziale Gerechtigkeit, Altersarmut, Rente und Kinderarmut treiben ihn um.
Über seinen Parteieintritt seien damals viele Klassenkameraden überrascht gewesen. „Es war nicht gerade üblich, als Neuntklässler in eine Partei einzutreten“, sagt Rogge. Doch abgesehen von ein paar Scherzen über ihn als „rote Socke“ habe sein Umfeld positiv reagiert.
Wird er also bei der nächsten Wahl wieder helfen? „Da spricht nichts dagegen“, sagt er. „Denn es ist auch lustig, gemeinsam bis 3 Uhr morgens Plakate aufzuhängen“, beschreibt Felix Rogge seine Erlebnisse im Wahlkampf.