Der Wahlkampf zur Bundestagswahl am 26. September ist durch die Corona- Pandemie noch stark eingeschränkt. Die SÜDKURIER-Wahlarena, die unter den Hygiene-Auflagen im Bad Säckinger Kursaal stattfand, war eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen sich die Kandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien für den Wahlkreis Waldshut gemeinsam auf einem Podium messen und in den direkten Austausch gehen konnten. Fünf Kandidaten nahmen diese Chance wahr. Einzig AfD-Kandidatin Andreas Zürcher musste kurzfristig krankheitsbedingt absagen. Wie haben sich die Bewerber geschlagen? Wie war der Auftritt, was war gelungen, wo ist noch Luft nach oben? Wir haben genau hingeschaut.

Felix Schreiner (CDU)

Bild 1: SÜDKURIER-Wahlarena im Wahlkreis Waldshut: So haben sich die Bundestagskandidaten geschlagen
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  • Hier war er stark: Seit gut zehn Jahren ist Felix Schreiner Abgeordneter – zunächst im Land-, nun im Bundestag. Mit dieser Erfahrung führt ihn in Podiumsdiskussionen so schnell keiner aufs Glatteis. Souverän, professionell und angriffslustig agierte er auf der Bühne. Seinen stärksten Punkt machte Schreiner mit seinem Appell, die grundsätzliche Autobahndiskussion nicht wieder von vorne zu beginnen, weil sonst das Erreichte, nämlich der bis 2030 geltende Bundesverkehrswegeplan, verloren gehen könnte.
  • Hier kann er zulegen: Die Souveränität eines Berufspolitikers lässt Felix Schreiner mitunter abgehoben wirken. Insbesondere dann, wenn er nicht auf die konkreten Argumente seines Gegenübers eingeht, sondern sich hinter den schon oft gehörten Wahlkampf-Plattitüden versteckt. Eine Chance verpasste er bei der selbstgewählten Frage, die jeder Kandidat einem Mitbewerber stellen durfte: Er befragte die SPD-Konkurrentin nach ihre Meinung zur EU-Schuldenunion. Mit einem anderen Thema hätte er sich vermutlich besser profilieren können.

Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD)

Bild 2: SÜDKURIER-Wahlarena im Wahlkreis Waldshut: So haben sich die Bundestagskandidaten geschlagen
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  • Hier war sie stark: Auch Rita Schwarzelühr-Sutter kann auf einige Jahre Erfahrung als Politikerin zurückblicken, die sie in der Wahlarena einzusetzen wusste. Mit großem Fachwissen und nicht minder großem Engagement vertritt sie ihre Argumente. Dabei zeigte sich die Parlamentarische Staatssekretärin nicht nur in der Umweltpolitik sattelfest.
  • Hier kann sie zulegen: In ihren Diskussionsbeiträgen war Schwarzelühr-Sutter auch von den Moderatoren kaum zu bremsen, mehrfach fiel sie ihren Mitbewerbern ins Wort. Als einzige Frau auf dem Podium gelang es ihr an diesem Abend nicht, sich durch eine andere, emotionalere Diskussionskultur von der Männerrunde abzuheben.

Jan-Lukas Schmitt (Grüne)

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  • Hier war er stark: Fachlich war Jan-Lukas Schmitt sehr gut vorbereitet und konnte sich in seinen Wahlduellen mit Felix Schreiner und Rita Schwarzelühr-Sutter auf Augenhöhe behaupten. Alles in allem zeigte Schmitt einen fehlerfreien Auftritt, bei dem er vor allem in der Verkehrspolitik und beim Klimaschutz Akzente setzen konnte.
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  • Hier kann er zulegen: Jan-Lukas Schmitt referierte nüchtern sein Programm, schaffte es dabei aber nicht, Begeisterung zu wecken. So erklärte er zwar die Vorteile einer Bundesstraße gegenüber einer Autobahn – wie dies die betroffenen Bürger in Waldshut und Bad Säckingen schnell vom Verkehr entlasten soll, erklärte er aber nicht.

Jareem Khawaja (FDP)

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  • Hier war er stark: Der 19-Jährige war der jüngste Kandidat auf der Bühne, nervös wirkte der Elektrotechnik-Student aber nicht. Mutig und abgeklärt diskutierte er mit seinen Kontrahenten, suchte dabei öfter den Kompromiss als die plakative Auseinandersetzung. Entwaffnend ehrlich verzichtete er auf eine vorschnelle Antwort auf eine Leserfrage, weil er sich selbst dazu noch keine Meinung gebildet hatte.
  • Hier kann er zulegen: Gleich zu Beginn distanzierte sich Khawaja vom neoliberalen Ruf seiner Partei, lehnte später ein Eingreifen des Staates in die Wirtschaft in bestimmten Punkten aber dennoch ab. Mehrfach verhedderte er sich im Laufe des Abends in Widersprüche: Weil die Digitalisierung im ländlichen Raum nicht durch den Wettbewerb der privaten Unternehmen bewerkstelligt wurde, sieht er in Deutschland einen Nachholbedarf der Politik. Dies sei notwendig, damit die Wirtschaft wettbewerbsfähig bleibe, so der Liberale.
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Robert Kuhlmann (Linke)

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  • Hier war er stark: Schlagfertig, gewitzt und unterhaltsam – so präsentierte sich der Linke Robert Kuhlmann und wurde damit die Überraschung des Abends. Pointiert kreidete er den Regierungsparteien in Bund und Land Fehler an, auch die FDP nahm er ironisch aufs Korn.
  • Hier kann er zulegen: Einige Vorschläge, mit denen sich Robert Kuhlmann gegenüber seinen Mitbewerbern profilieren wollte, klangen populistisch. Wie für diese Vorschläge Mehrheiten gewonnen werden sollen, bleibt unklar.
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