Es war im Januar vor genau 25 Jahren. An das, was damals geschah, erinnern sich auch Bad Säckinger Narren. Denn in der Folge der Ereignisse musste der Narrenspiegel erstmals im Kursaal aufgeführt werden. Das hatte einen ganz ernsten Hintergrund. Anfang Januar schloss die Gaststätte im katholischen Vereinshaus, und sie öffnete auch nicht wieder bis zum Abriss 2000. Wohl das ganze Gebäude war von Unmengen an Ungeziefer wie etwa Kakerlaken und Ratten befallen. Im Obergeschoss über der Gaststätte wurde in einer völlig vermüllten Wohnung ein Toter gefunden.

Peter Wack, damals Zunftmeister der Narrenzunft Bad Säckingen, erinnert sich noch. Es war seine erste Fasnacht. Erst weniger Monate zuvor, im Herbst 1996, war er zum Zunftmeister gewählt worden. Und die erste Zunftratssitzung, die er leitete, fand im November noch im Vereinsheimlokal statt. Zwei Monate später war das Gebäude dicht.
Traditionsstätte der Narrenzunft
Auch anhand der Berichterstattung im SÜDKURIER lassen sich die Geschehnisse nachverfolgen. Es begann eigentlich scheinbar harmlos. Am 2. Januar hing ein Handzettel an der Eingangstür, dass das Vereinshaus bis auf weiteres geschlossen bleibe (Bericht vom 3.1.). Rätselraten. Vereine, die das Vereinshaus gebucht hatten, machten sich Gedanken über ihre Veranstaltung – vorneweg die Narrenzunft. Dort fasste man schon mal den Kursaal als Alternative ins Auge, hoffte aber dennoch auf eine Wiedereröffnung des Vereinshauses.
Denn schließlich war das Vereinshaus die Traditionsstätte der Zunft. „Es fanden zu dieser Zeit eigentlich alle wichtigen Fasnachtsveranstaltungen dort statt“, denkt Peter Wack zurück, „Wälderball, Wiiberball, Kinderball, Maisenhardtball und natürlich der Narrenspiegel.“

Was allerdings der Hoffnung entgegenstand: Die Gaststätte, so berichtete der SÜDKURIER einen Tag später am 4. Januar, war befallen großen Mengen an Ungeziefer. Der Wirtschaftskontrolldienst (WKD) war vor Ort und untersuchte die Gaststätte sowie die Säle. An diesem 4. Januar war zumindest soviel klar: Falls die Behörde die Räumlichkeiten nochmal freigeben würde, müsste Essen und Trinken von außen mitgebracht werden. Zubereitet werden durfte dort nichts mehr.
Tags drauf, am 5. Januar, wurde mehr bekannt. Der Wirt hatte offenbar durch eine Selbstanzeige bereits am 2. Januar Polizei und WKD informiert. Die hygienischen Probleme waren ihm über den Kopf gewachsen – und das obwohl erst vor Wochen ein Kammerjäger im Einsatz gewesen war. Seine Arbeit war offenbar nicht nachhaltig.
Vom Hauseigentümer fühlte sich Wirt alleine gelassen, wie er damals unserer Zeitung sagte. Das Gebäude gehörte der katholischen Kirche.

Nach der Selbstanzeige kam es mit Wirt und Polizei noch am selben Tag zum Vor-Ort-Termin. Danach schloss die Polizei die Gaststätte.
Erschreckende Zustände
Der Polizeibericht vom 5. Januar liest sich wenig appetitlich: „Recht munter verhielten sich die Krabbeltiere, die über Tassen, Teller und die Kaffeemaschine im Lokal herumspazierten und die Wände besiedelten. Nicht anders sah es in der Küche aus, und eine Vielzahl von toten Kakerlaken fand sich unter den Kühlschränken und anderen Kücheneinrichtungen. Verdächtige Bisspuren fanden sich zudem an Elektrokabeln. Ratten hatten sich an Kabeln und Spanplatten zu schaffen gemacht,“ hieß es wörtlich im Bericht der Polizei.
Die Beamten gingen davon aus, dass sich das Ungeziefer bereits im ganzen Haus verbreitet haben musste.
Der darauf folgende Polizeibericht, den der SÜDKURIER am 7. Januar veröffentlichte, warf ein weiteres Licht auf die unglaublichen hygienischen Missstände im katholischen Vereinshaus. In einer total verwahrlosten, mit Kot, Urin, Essensresten und sonstigem Abfall vermüllten Wohnung wurde ein toter Mann gefunden. Laut Polizei war er eines natürlichen Todes gestorben.
Das Vereinshaus blieb fortan geschlossen
Die Hoffnung der Zunft, ihre Veranstaltungen in dem Jahr 1997 doch noch im Vereinshaus abhalten zu können, zerschlugen sich. Im ersten Amtsjahr von Peter Wack zogen die Narren also in den Kursaal, und dort fand dann erstmals auch der große Narrenspiegel statt.
Wie sich Zeitzeugen erinnerten, öffnete das Vereinshaus nicht mehr, obgleich die katholische Kirchengemeinde weiter nach einem neuen Pächter suchte. Im Jahr 2000 wurde es abgerissen.

Das heutige Lohgerbezentrum entstand.