Dieses Auto steuert sich selbst. Auf Testfahrt mit dem selbstfahrenden Kleinbus in Schaffhausen – mit Videos
Die Schaffhauser Forscher- und Entwicklerinitiative Swiss Transit Lab stellt das Fahrzeug ihres finnischen Technologiepartners Sensible 4 vor. Es soll ab Frühjahr im Pilotprojekt „Linie 13“ zwischen dem Bahnhof Schaffhausen und dem neuen Wohnkomplex Stahlgießerei verkehren. Wir haben eine Fahrt im Demofahrzeug erlebt.
Das Demo-Fahrzeug, ein Toyota Pro-Ace, nachgerüstet mit Sensortechnologie für automatisiertes Fahren. Ein Elektrofahrzeug dieses Typs verkehrt bald auf der ein Kilometer langen Strecke zwischen dem Bahnhof Schaffhausen und der Stahlgießerei.
| Bild: Michael Neubert
Ein Auto, das selbst fährt, ohne dass ein Fahrer die Hände am Lenkrad hat? Das gibt es und es funktioniert. Der SÜDKURIER hat es auf einer Testrunde bei der Präsentation des Projekts „Linie 13“ im Stadtgarten des neuen Wohnkomplexes Stahlgießerei im Mühlental in Schaffhausen ausprobiert. Der Neunsitzer soll ab Frühjahr Menschen zwischen Hauptbahnhof und der ehemaligen Industriebrache in den Regelbetrieb gehen.
Ein ganz normaler Neunsitzer
Wer ein futuristisches Fahrzeug wie den Trapizio erwartet, der 2019 auf der „Linie 12“ zwischen Neuhausen-Zentrum und dem Rheinfallbecken verkehrte, ist vielleicht ein bisschen enttäuscht. Denn statt einem Computer auf Rädern steigt man in ein Fahrzeug, das wie ein normaler Kleinbus aussieht. Aber, so erläutert Patrick Schenk, Projektleiter beim Swiss Transit Lab (STL), „es ist komplett mit Sensoren ausgerüstet und neu zugelassen.“ Das Fahrzeug könne im konventionellen Betrieb mit Fahrer und im selbstfahrenden Modus rollen. Schenk: „Das hat den Vorteil, dass es multifunktional einsetzbar ist.“
Die Schiebetür öffnet sich, die Fahrgäste steigen ein. „So, if everybody is ready, we can go – wenn alle so weit sind, können wir los fahren“, begrüßt der Fahrer des finnischen Softwareentwicklers Sensible 4 und Technologiepartners von Swiss Transit Lab, und blickt nach hinten. Und schon geht los.
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Bereit zum StartenVideo: Michael Neubert
Ein hochautomatisiertes Fahrzeug
Schenk: „Wir haben hier ein Fahrzeug im Level 4, ein hochautomatisiertes Fahrzeug, das fähig ist, schwierigen Situationen auszuweichen.“ Noch ist ein Sicherheitsfahrer eingesetzt. Bis zur nächsten Stufe, zum vollautomatisierten Fahren, dauere es noch eine Weile. Unser Fahrer lässt das Steuerrad los, das Auto rollt gemächlich. „Es kann bis zu 40 Stundenkilometern fahren“, sagt Martin Neubauer, Geschäftsführer der Swiss Association for Autonomous Mobility (SAAM), Kooperationspartner von STL.
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Los geht's, das Auto fährtVideo: Michael Neubert
Geschmeidig bewegt sich das Fahrzeug um die erste Kurve und an der Häuserfront des neuen Wohnkomplexes vorbei Richtung Süden. Es spiegelt sich in den Schaufenstern der Geschäfte im Erdgeschoss.
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Das Auto biegt auf die Gerade einVideo: Michael Neubert
Das System kartografiert die Umgebung
Auf dem Bildschirm – so etwas wie ein Riesen-Navigationsgerät – ist das Areal wie durch ein Nachsichtgerät in verschiedenen Farbtönen modelliert, das Fahrzeug zieht auf dem Monitor einen blauen Strich hinter sich her. „Die im Auto eingebaute Technik kartografiert die Umgebung“, erklärt Neubauer. Er beschreibt, wie alles funktioniert.
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Martin Neubauer erklärt die TechnikVideo: Michael Neubert
Wir rollen weiter – gespannt. Die Hände des Fahrers liegen gemütlich auf seinen Oberschenkeln. Ein kurzer Ruck. Das Auto bremst und ruckelt über eine kleine Erhöhung im Asphalt. Geschmeidig geht‘s weiter. Irgendwie fühlt es sich gut und sicher an. Es mag daran liegen, dass noch ein Fahrer dabei ist.
Die Sensoren auf dem Autodach.
| Bild: Michael Neubert
Der Technologiepartner und die Technik:
Bild: Michael Neubert
Vorbei am Wassergraben führt der Weg um eine Baumgruppe. Keiner kurbelt. Das Lenkrad dreht sich von alleine. Wie von Geisterhand gesteuert. Perfekt rollt der weiße Neunsitzer um die Linkskurve.
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Perfekte KurvenfahrtVideo: Michael Neubert
Pilotprojekt beginnt im nächsten Frühjahr
Im Frühjahr soll es sich in der Mühlentalstraße, die von Norden zum Schaffhauser Bahnhof führt, in den öffentlichen Verkehr einreihen. So stellt man sich die Zukunft vor: Einfach einsteigen, sich zurücklehnen und chauffieren lassen. Jederzeit und an jeden x-beliebigen Ort. Zunächst will das STL weiter forschen, entwickeln und Ideen weiterentwickeln, feststellen, wie so ein Fahrzeug im Betrieb funktioniert. Als Zusatzangebot zu den regulären Buslinien.
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Perfekt um die LinkskurveVideo: Michael Neubert
Noch eine Rechtskurve, und wir steuern zum Ausgangspunkt zurück.
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Und noch einmal rechts herumVideo: Michael Neubert
Fantastische Kulisse in der Stahlgießerei
Die Kulisse im Stadtgarten der Stahlgießerei kann nicht besser gewählt werden. Der neue Gebäudekomplex, der 2023 komplett fertiggestellt sein soll, mit künftig 442 Wohnungen, großzügigen Gewerbeflächen, einer Schule und dem 300 Meter langen Stadtgarten steht für die Zukunft, ebenso wie das Fahrzeug, das zielsicher auf dem Areal rollt.
Die alten Stahlträger der einstigen Industriehalle überspannen den Stadtgarten zwischen den Häuserfronten.
| Bild: Michael Neubert
Die riesigen Stahlträger der ehemaligen Industriehalle harmonieren mit den Gebäuden auf beiden Seiten. Darunter zieht sich der Stadtgarten durch. Wo einst tonnenweise Stahl gegossen wurden, entsteht Schaffhausens neuer Stadtteil.
Blick nach Süden mit dem Wassergraben im Stadtgarten der Stahlgießerei.
| Bild: Michael Neubert
„An die 1000 Leute wohnen in naher Zukunft in der Stahlgießerei“, beschreibt es Schenk. Waren mit der „Linie 12“ hauptsächlich Rheinfalltouristen unterwegs, sind es mit dem neuen Pilotprojekt die Bewohner hier, die die Dienstleistung mit automatisiertem Fahren nutzen können. „Wir wollen die Menschen heim bringen, nicht irgendwo bis an die Haltestelle“, bemerkt STL-Präsident Matthias Rödter.
Bild: Müller, Cornelia
Noch ein paar Meter. Das Fahrzeug stoppt, die Türen gehen auf. Die Testrunde ist beendet. Wir sind heil angekommen. Ohne Zittern oder Herzrasen. Es hat sich normal angefühlt.
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Einbiegen Richtung EndstationVideo: Michael Neubert
Beeindruckend. Wir haben uns davon überzeugt, dass ein Auto tatsächlich automatisch fahren kann. Gesteuert von einem ausgeklügelten System. Auf der kurzen Teststrecke hat der Sicherheitsfahrer kein einziges Mal eingegriffen.
Man darf gespannt darauf sein, wie sich der weiße Neunsitzer im fließenden Verkehr schlägt, wenn er im Frühjahr Passagiere zwischen Bahnhof und Stahlgießerei befördert. Und wann die ersten Fahrzeuge wirklich ganz ohne Fahrer Menschen transportieren.