Die Corona-Pandemie traf die Alten- und Pflegeheime im Kreis Waldshut hart. Größere Ausbrüche gab es beispielsweise im Kreispflegeheim in Jestetten, in Herrischried, im Pflegeheim der Bürgerstiftung in Wehr oder im Haus am Vitibuck in Tiengen. Mittlerweile habe sich die Situation entspannt: Noch immer gibt es einige Krankheitsfälle, doch die Verläufe seien milder, so das Gesundheitsamt. Doch es liegt ein belastendes Jahr hinter den Bewohnern und auch den Mitarbeitern der 27 Alten- und Pflegeheime im Landkreis Waldshut.
„Eine Pandemielage wie wir sie aktuell erleben, stellt die Pflegeeinrichtungen vor große und schwierige Herausforderungen. Einerseits muss die vulnerable Gruppe der Bewohner vor einer Erkrankung geschützt werden, andererseits ist auch der Schutz der Mitarbeiter, die für den Heimbetrieb und eine gute Pflegesituation unerlässlich sind, von hoher Bedeutung“, so die Beschreibung des Landratsamts.
Wie verlief die erste Corona-Welle in den Einrichtungen?
Die erste Welle traf die Pflegeeinrichtungen kurz, jedoch folgenschwer: In neun Alten- und Pflegeheimen waren Krankheitsfälle (34 Bewohner und 29 Mitarbeiter) und Todesfälle (16 Bewohner) zu verzeichnen.
Während der ersten Welle der Pandemie lagen noch keine oder nur sehr wenig Erfahrungen im Umgang mit dem neuartigen Coronavirus vor, zudem war die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) Mangelware. „Durch die Beschaffung und Verteilung von PSA durch den Landkreis wurden die Heime bereits Anfang April 2020 in die Lage versetzt, wichtige Hygienemaßnahmen zu ergreifen“, so das Landratsamt.
Welche Maßnahmen ergriff der Landkreis außerdem?
Zur Unterstützung und Beratung der Heime hat der Landkreis eine „Hygiene-Taskforce“ eingerichtet, um die Einrichtungen – insbesondere bei einem Ausbruchsgeschehen, aber auch präventiv – zu unterstützen und zu beraten. Zu weiteren Unterstützung gab es einen „Handlungsleitfaden“ . Die Heimaufsicht steht bis heute in engem Austausch mit den Einrichtungen.
Wie verlief die zweite Welle in den Heimen?
Die zweite Welle ab September 2020 hat die Gesamtbevölkerung wie auch die Heime deutlich stärker und länger getroffen als die erste Welle: Es waren 359 erkrankte Bewohner, 201 erkrankte Mitarbeiter und 90 Todesfälle zu verzeichnen.
Die Schutzmaßnahmen unterschieden sich während der ersten Welle von denen, die seit Herbst getroffen worden waren: Das strikte Besuchsverbot und die Ausgangssperre für die Bewohner sind zwei der Maßnahmen, die ab Herbst 2020 nicht mehr ergriffen wurden. Vielmehr sollten den Bewohnerinnen und Bewohnern die wichtigen Kontakte zu Angehörigen und sonstigen Besuchern auch weiterhin ermöglicht werden. Anstelle harter Kontaktbeschränkungen traten Hygienekonzepte, Maskenpflicht und Testkonzepte. Dieses Schutzkonzept der zweiten Welle wurde später durch die Impfungen ergänzt.
Wie hat sich die Lage bis 23. März 2021 entwickelt?
Seit Beginn der Pandemie im März 2020 bis 23. März 2021 waren in den Einrichtungen insgesamt 405 Bewohner und 201 Mitarbeiter an Covid-19 erkrankt, es waren insgesamt 106 Todesfälle zu verzeichnen.

„Setzt man die Anzahl der Erkrankten, Verstorbenen und aktiven Fälle in Relation zur Gesamtbewohnerzahl zeigt sich, dass die Mehrheit der Heimbewohner die Pandemie ohne Erkrankung überstanden hat. Insgesamt haben sich die Schutzmechanismen bewährt“, so die Bilanz des Landratsamts.
Wie viele Todesfälle in Einrichtungen gab es in den jeweiligen Kommunen im Kreis?
Auch auf erneute Nachfrage bleibt das Landratsamt bei seiner strikten Haltung: „Wir veröffentlichen keine Totenzahlen pro Heim“, so Sprecherin Susanna Heim. Als Gründe für diese Entscheidung verweist sie unter anderem Stigmatisierung und Persönlichkeitsschutz. „Das ist für die Mitarbeitenden, aber auch für viele Angehörige, sehr belastend. Aus diesen Gründen halten wir daran fest, nur eine Gesamtzahl zu publizieren.“ 16 Heimbewohner starben im Zusammenhang mit einer Sars-CoV-2-Infektion während der ersten Coronawelle im April 2020, 90 Todesfälle waren es im Zeitraum November 2020 bis März 2021. Einige Kommunen hatten allerdings Todesfälle unter den Heimbewohnern kommuniziert: In der Wehrer Bürgerstiftung beispielsweise waren Ende Januar 16 Todesfälle gezählt worden.
Die Heimbewohner sind seit mittlerweile gegen Corona geimpft. Lässt sich hier schon ein Effekt feststellen?
Inzwischen wurde allen Bewohnern und Mitarbeitern der stationären Pflegeeinrichtungen ein Impfangebot unterbreitet.

„Obwohl nicht alle Bewohner und Mitarbeiter der Heime von diesem Angebot Gebrauch gemacht haben, stellen wir fest, dass die Krankheitszahlen in den Heimen sinken, es treten aktuell nur noch einzelne Krankheitsfälle mit jeweils meist milderen Verläufen als in der Vergangenheit auf.“
Wie geht es nun in den Alten- und Pflegeheimen weiter? Wird es Lockerungen geben?
Aktuell sind aufgrund einiger wissenschaftlicher Erkenntnislücken wie z.B. der Infektiosität von geimpften Menschen – noch keine konkreten Lockerungen infolge der Impfungen vorgesehen. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass früher oder später Lockerungsschritte in Heime mit einer hohen Impfquote möglich sein werden.